Schön und schön kompliziert

Das Kloster Wonnenstein im Appenzellerland ist ein bedeutendes Ostschweizer Kulturgut und ein wichtiger Teil der Geschichte. Das hochbarocke bauliche Ensemble soll für mehrere Millionen Franken restauriert werden.

Blick auf das Kloster Wonnenstein Richtung Säntis. (Bild: zvg)

 

Das Kapuzinerinnenkloster Maria Rosengarten Wonnenstein hat eine ganz spezielle Lage: Gemäss Bundesbeschluss von 1870 ist es eine Exklave des Halbkantons Appenzell Innerrhoden auf dem Gemeindegebiet von Teufen AR. Der Landwirtschaftsbetrieb steht auf Ausserrhoder Boden. 1379 als Beginenkloster gegründet, nahm es um 1590 die Kapuzinerinnenreform an. Ein Neubau des Klosters und der Kirche erfolgte 1685 bis 1688. Nach der Kirchenrenovation von 1928/29 steht nun wiederum eine grundlegende Sanierung an, aber unter ganz anderen Vorzeichen als 100 Jahre zuvor.

Das Kloster Wonnenstein ist ein bedeutendes Ostschweizer Kulturgut. Nach der 1597 erfolgten Teilung Appenzells war die territoriale Zugehörigkeit des Klosters umstritten, bis 1870 ein Bundesbeschluss festlegte, dass das Territorium innerhalb der Klostermauern zu Appenzell-Innerrhoden gehört, die klösterliche Landwirtschaft ausserhalb der Mauern aber zu Appenzell-Ausserrhoden. Das Kloster verbindet so die beiden Appenzeller Halbkantone. Die heutige Klosteranlage gehört zu den Werken der hochbarocken Ostschweizer Klosterarchitektur. Es steht unter eidgenössischem Denkmalschutz.

Die Klosterkirche soll Kirche bleiben

Heute lebt nur noch eine Schwester im Kloster. Trotzdem soll die Kirche als Gottesdienstort und Kulturraum erhalten bleiben. 2014 wandelten die letzten Schwestern das Kloster in den Verein Kloster Maria Rosengarten Wonnenstein um und baten die Altherren der St. Galler Studentenverbindung Bodania um Hilfe. In einer ersten Etappe soll die Klosterkirche saniert werden. Einen ersten Beitrag dafür lieferte ein Drittel der Epiphaniekollekte 2019, die auf Geheiss des Bischofs von St. Gallen dem Kloster Wonnenstein zugeschrieben wurde. In Wonnenstein soll weiterhin gelebt, gearbeitet und gebetet werden und eine Öffnung auf Kultur hin und für eine neue Gemeinschaft möglich sein. Die Klosterkirche soll unbedingt, wie bereits angetönt, als Sakralraum erhalten bleiben. Die Vereinsmitglieder deckten bis jetzt einen guten Teil der allgemeinen Betriebskosten des Klosters und leisten viel ehrenamtliche Arbeit. Das Bistum St. Gallen und der Kanton Appenzell Innerrhoden sind in den Verein eingebunden.

Die Kirchenrestaurierung 2022 bis 2025

Wer die Kirche etwas näher anschaut, stellt schnell fest, dass das ganze Gebäude renovationsbedürftig ist. Die geplanten Restaurierungsmassnahmen orientieren sich am Zustand von ca. 1900 sowie den künftigen – auch technischen – Anforderungen an eine Kirche. Die Raumabfolge zwischen Eingangsbereich, Kirchenschiff mit Bestuhlung, Altarbereich und Chor mit Chorgestühl soll deutlicher betont und offener gestaltet sowie Altäre, Fenster und die Orgel sorgfältig restauriert und das uneinheitliche Mobiliar ersetzt und der Boden erneuert werden. Der Gesamtaufwand ist mit etwa fünf Mio. Franken beträchtlich. Das erfordert eine mehrjährige Finanzierungsaktion, die seit 2021 über vier Jahre läuft, bis 2025 die Einweihung stattfinden kann. Bis jetzt ist gut die Hälfte der Mittel gesichert. In einer zweiten Etappe schliesslich sollen sämtliche Klostergebäulichkeiten saniert werden, was noch einmal einen erheblichen Mitteleinsatz erfordert. Dem Verein Kloster Wonnenstein wird in den nächsten Jahren die Arbeit nicht ausgehen in der grossen Hoffnung, dass auch das Geld dafür gefunden und freigemacht werden kann.

Urban Fink-Wagner

 

Kapuzinerinnen-Kloster
Das Kloster Wonnenstein war ein klausuriert-kontemplatives Kapuzinerinnenkloster. Aufgrund ihres Armutsgelübdes war die Lebensweise der Schwestern einfach und geprägt von körperlicher Arbeit. Dazu gehörten im 17. Jahrhundert insbesondere Web-, Spinn- und Strickarbeiten. Später kamen Einnahmen durch die Herstellung von liturgischen Gewändern und von Arzneimitteln hinzu. Nach dem Tod der letzten Oberin 2020 ist die Klostergemeinschaft faktisch aufgelöst und es lebt nur  noch eine Schwester im Kloster.
www.wonnenstein.ch


Urban Fink-Wagner

Dr. theol. et lic. phil. Urban Fink-Wagner (Jg. 1961) studierte Geschichte, Philosophie, Theologie und Kirchenrecht in Freiburg i. Ü. und Rom. Er arbeitete als Sekretär von Weihbischof Dr. Peter Henrici sowie als Geschäftsführer einer NPO und war über viele Jahre Redaktionsleiter der SKZ. Seit 2016 ist er Geschäftsführer des katholischen Hilfswerks Inländische Mission und zudem Chefredaktor-Stellvertreter für das Kirchenblatt für römisch-katholische Pfarreien im Kanton Solothurn.