Eine Idee und ihre Erfolgsgeschichte

25 Jahre arbeitete Guido Stöckli ehrenamtlich für die Stiftung «Hilfe und Beistand» des Malteserordens. Demut und Nächstenliebe waren und sind für ihn die entscheidenden Worte.

Guido Stöckli (Jg. 1949) war Berufsoffizier. Von 1994 bis 2019 war er Geschäftsführer der Stiftung «Hilfe und Beistand». (Bild: rs)

 

Der Wahlspruch des Malteserordens «Tuitio fidei et obsequium pauperum» ist Guido Stöckli wichtig, besonders der zweite Teil: allen Armen und Kranken ohne Unterschied der Religion oder Nationalität zu helfen. Durch seine Arbeit als Berufsoffizier bei der Sanitätstruppe der Armee wusste er, dass viel Sanitätsmaterial einfach entsorgt wurde, obwohl es noch in einem guten Zustand war. Aus diesem Wissen wurde die Idee zur Stiftung geboren. In den vergangenen 25 Jahren verliessen rund 1600 Lastwagen und Sattelschlepper mit Waren im Wert von ungefähr 725 Mio. Franken die Schweiz. All dieses Material wäre hier vernichtet worden.

Hier Abfall, dort wertvolle Güter

Die gespendeten Waren stammen aus Spitälern, Apotheken, Ladenketten, aber auch von Privaten. Dabei handelt es sich um Spitalbetten, ganze Laboreinrichtungen, Ultraschallgeräte, Rollstühle, Verbrauchsmaterial, Schulpulte, aber auch um Kinderkleider, Spielzeug oder Orgeln. Das Beziehungsnetz von Stöckli umfasst inzwischen rund 2500 Menschen in der Schweiz. Den Transport und die damit anfallenden Kosten müssen die Empfänger der Ware übernehmen. «Ein Sattelschlepper in die Slowakei kostet ungefähr 2000 Euro, wir beladen ihn aber mit 39 Betten, die einen Wert von rund 140'000 Franken haben», erklärt Stöckli. Mit dem gesparten Geld können die Schulen, Spitäler oder Altersheime renoviert werden, was wiederum Arbeit für die Einheimischen bedeutet. Den Erhalt und den Einsatz der Waren müssen die Empfänger dokumentieren. Manche schicken einen Bericht, andere einen kleinen Film. Einheimische Mitglieder des Malteserordens überprüfen regelmässig die Verwendung der Waren. So besteht z. B. mit dem Militärspital in Sofia, das im Bereich der Onkologie Weltspitze ist, eine Vereinbarung, dass es als Dank alle Armen gratis behandeln muss.

Grosse Freuden und kleine Wunder

In den vergangenen 25 Jahren wurde Material nach Armenien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Chile, Ghana, Polen, Portugal, Somalia, Ungarn, Uruguay und viele andere Länder versandt. So fährt heute im Libanon ein Behindertenbus aus der Schweiz, in Kambodscha erhielt ein Leprakrankenhaus ganze Operationssäle und auch Nepals erste Dialysestation wurde von der Stiftung geliefert. Manchmal braucht es nicht viel, um Freude zu bereiten: In Nepal erhielten 200 Vollwaisen Stofftiere. Die Kinder haben diese als «Mama» oder «Papa» adoptiert. Als Stöckli davon erfuhr, schickte er ein Jahr später nochmals Stofftiere. Jetzt haben die Kinder Mama und Papa.

Zuweilen geschehen auch kleine Wunder: Bei einem Besuch in Bosnien-Herzegowina bat ihn die Direktorin vom Roten Kreuz um einen Bus, der für Behindertentransporte geeignet ist. Sie wollte in die Dörfer fahren und die einsamen Menschen zusammenholen. «Zwei Tage nach meiner Rückkehr rief mich jemand von einem Behindertenheim an und fragte, ob wir ihren alten Bus brauchen könnten», erzählt Stöckli.

Seit seiner Pensionierung vor 13 Jahren war es ein Fulltime-Job für Stöckli, bis zu 80 Stunden pro Woche waren die Regel. Nie hat er Geld für seine Arbeit bekommen oder genommen. Jetzt ist er dabei, das Lager zu räumen. Doch ganz aufhören wird er nicht; er hat bereits einige Ideen für neue Projekte und an der Universität Bern wird er Vorlesungen über die Kunst des Wiederverwertens im medizinischen Bereich halten. Worüber er sich besonders freut: Im vergangenen November erhielten seine sieben Helfer das Offizierskreuz des Malteserordens für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement. Auch hier zeigt sich wieder, was Guido Stöckli so wichtig ist: Demut und Nächstenliebe.

Rosmarie Schärer

 

Die Stiftung «Hilfe und Beistand» wurde im Jahre 1994 als Sektion des Malteserhospitaldiensts Schweiz gegründet und per 1. Januar 2013 in eine Stiftung des Malteserordens Schweiz überführt. Weitere Infos unter www.aidass.ch

BONUS

Folgende Bonusbeiträge stehen zur Verfügung:

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