Zwölf Geschichten von Not und Gastfreundschaft

Zwölf Geschichten von Not und Gastfreundschaft aus dem Ersten und Zweiten Testament legt Robert Vorholt, Professor für Exegese des Neuen Testamentes an der Universität Luzern vor. Gewidmet sind sie «den Flüchtlingen auf der ganzen Welt und ihren Helferinnen und Helfern». Flüchten-Müssen ist eine urmenschliche Erfahrung, Vertrieben-Werden aus dem Paradies, Fluten entkommen und wie Abraham auch (neuen) Segen erfahren. Der Autor geht Schlüsselstellen der Bibel nach. So nicht zuletzt der Entstehungszeit des Kindheitsevangeliums, wo Matthäus (Mt 2) die Geschichte aus dem «urchristlichen Flüchtlingsmilieu» aufnimmt, ursprünglich auf eine in Syrien (!) entstandene Jesus-Geschichte zurückgriff. Dass in diesem Sinne die Bibel eminente «Flüchtlingsliteratur» (173) darstellt, zeigt dieses Buch, wobei es auf wertvollen Ergebnissen der Exegese aufbaut. Deutliches Interesse für die brennende Flüchtlingsfrage bekundet Robert Vorholt, wenn er an Gedanken von Hanna Arendt anknüpft: «… dass Flüchtlinge immer auch symbolisieren, wie nahe Zivilisation und Barbarei beieinanderliegen können» und ihnen das «Recht genommen» ist, «Rechte zu haben» (10). Nachdem er auch dem «Bootsflüchtling Paulus» (203–216) über die Schultern geschaut hat, plädiert er schliesslich für Gastfreundschaft (Hebr 13,2) als wichtiger Perspektive für Menschlichkeit (217 ff.). Das Buch eignet sich besonders als Ausgangspunkt für Lesegruppen in der Erwachsenenbildung. (ssk)

Robert Vorholt, Flucht in der Bibel. Zwölf Geschichten von Not und Gastfreundschaft, topos plus, Kevelaer 2016