Das Schweizer Echo auf die erste Sitzung der Synodalversammlung 2023
Das Schweizer Echo auf die erste Sitzung der Synodalversammlung der Weltkirche wurde dem Generalsekretariat der Synode über die Synodalität übermittelt. Der Text fasst die Rückmeldungen aus den Schweizer Diözesen sowie verschiedener Laienorganisationen auf den Bericht der Weltsynode 2023 zusammen. Die SBK möchte hiermit all jenen herzlich danken, die mit Engagement und Begeisterung an dieser Feedback-Phase teilgenommen und dabei einen wichtigen Beitrag geleistet haben.
Gemeinsam mit den Rückmeldungen aus den anderen Bischofskonferenzen wird es nun für die Ausarbeitung des Instrumentum Laboris für die zweite Sitzung der Weltsynode im Oktober 2024 verwendet.
Der Bericht zusammengefasst:
Auf allen Ebenen der katholischen Kirche in der Schweiz gibt es den Wunsch nach mehr Synodalität. Quer durch die Sprachregionen mit ihren Kulturen und Spiritualitäten und trotz der unterschiedlichen staatskirchenrechtlichen Rahmenbedingungen in den Kantonen gibt es einen Konsens der Verantwortlichen: Wir möchten synodaler werden. Vor diesem Hintergrund wurde die Durchführung einer fünfjährigen synodalen Erprobungsphase beschlossen. Auf gesamtschweizerischer Ebene sollen Formen der synodalen Beratung, des Gesprächs, der Unterscheidung sowie des decision making und decision taking entwickelt, evaluiert und weiterentwickelt werden. Dabei werden die diözesanen Erfahrungen ebenso berücksichtigt wie die synodalen Entwicklungen auf weltweiter und universalkirchlicher Ebene. Wir stehen an einem Anfang eines anspruchsvollen, aber wichtigen Lernweges.
Die bisherigen Erfahrungen mit Synodalität im Rahmen des aktuellen synodalen Prozesses geben wichtige Hinweise für eine synodale Kirche in der Sendung: Die synodale Methode verändert die Kirche und ihre Sendung. Die synodale Methode ist mehr als eine Methode. Das «Gespräch im Geist» hat eine innere Dynamik, die mit dem Ende eines Gespräches nicht abgeschlossen ist. Es gibt eine Dynamik für weitere Erfahrungen dieser Synodalität im Blick auf das Anliegen radikaler Inklusion. Dies verlangt eine doppelte Transformation: Zum einen muss die Kirche in allen ihren Strukturen, in ihrer Praxis, im Verständnis ihrer Lehre, in der Ausübung von Macht, Verantwortung usw. von synodalen Qualitäten (Wertschätzung, Raum für Vielfalt, Gastfreundlichkeit, Freiheit des Wortes, Respekt, Mitverantwortung, Hören auf den Geist ...) geprägt werden. Die Sorge ist durchaus gross, dass die Erfahrungen in synodalen Versammlungen auf wenige kirchliche Sonderbereiche begrenzt bleiben. Das Bewusstsein der gleichen Taufwürde aller Getauften ist gewachsen. Insbesondere im Blick auf die Frauen muss dies in der Struktur und im Leben einer synodalen Kirche umgesetzt werden.
Zum anderen müssen die im bisherigen synodalen Prozess weltweit wie in der Schweiz beobachteten Schwierigkeiten überwunden werden, mit Menschengruppen ins synodale Gespräch zu kommen, die der Kirche distanziert gegenüberstehen oder die Erfahrungen der Demütigung, der Bevormundung und der Missachtung durch die Kirche gemacht haben. Die Betroffenen sexuellen und spirituellen Machtmissbrauchs in der katholischen Kirche stehen für viele weitere Gruppen von Menschen, die in der Kirche und durch die Kirche marginalisiert, übersehen, kleingemacht und in ihrer Würde nicht geachtet wurden und werden. Nur wenn die Kirche selbst Wege der Umkehr geht, kann sie ihre Sendung in der Welt von heute glaubwürdig wahrnehmen – und somit wirklich Kirche sein.
Synodalität und Sendung sind Prozesse einer pilgernden Kirche. Wenn wir von einem Lernweg der Kirche sprechen, dann schliesst dies eine wichtige Aussage über Synodalität ein: Synodalität ist nie fertig. Sie bleibt ein offener Prozess, der von der durch die Zeit pilgernden Kirche immer neue Umkehr verlangt. Dies bedeutet auch, dass sich die synodale Kirche ihrer Begrenztheit und ihrer Schuld immer wieder bewusst werden muss und bewusst werden darf. Nur so bleibt schliesslich auch die Evangelisierung, die Sendung der Kirche, ihre Identität und Berufung: synodale Erfahrung des evangelisierenden Dialogs mit anderen – und darin der Erfahrung der eigenen Evangelisierung, der Gnade des je neuen Hörens auf Gott, des Rufes zur Umkehr und der Berufung zur Sendung, zum Zeugnis. In der heutigen Wissensgesellschaft gehört auch das Gespräch mit den Wissenschaften zu einer synodalen und pilgernden Kirche.
Synodale und hierarchische Kirche dienen der Sendung. Die Erfahrung der Evangelisierung ist ein Geschenk der Gnade. Evangelisierung verbindet die synodale mit der hierarchischen Kirche. Wie die synodale Kirche ist auch die hierarchische nur eine Funktion der Kirche als Sendung. Die hierarchische Kirche dient der Erinnerung an den Ursprung der Sendung. Mit dieser Aufgabe dient sie auch der Sicherstellung der synodalen Qualität der Kirche.
Die synodale Kirche ihrerseits gibt der Sendung der Kirche ihre je zeitliche Konkretion und Bedeutung. Dies schliesst auch Impulse für die Praxis der hierarchischen Kirche ein. Synodale und hierarchische Kirche dienen und ergänzen einander als Bedingung der lebendigen Sendung der Kirche in der Geschichte.
Synodale Kirche realisiert sich in inkulturierter Vielfalt. Gott wurde Mensch. Das Vorbild der Inkarnation ermutigt in einer synodalen Kirche zu einer Vielfalt der Inkulturationen. Gerade die Kirche in der Schweiz mit ihren unterschiedlichen Sprachregionen und ihrer grossen migrationsbedingten Vielfalt an kulturellen Identitäten und Zugehörigkeiten verlangt nach Offenheit für Inkulturation – und zugleich nach der interkulturellen Anstrengung des synodalen Gesprächs und der Suche nach Gemeinsamkeiten. Auch die Ökumene hat für die Schweiz eine wichtige Bedeutung, ohne die Synodalität im Alltag der Kirche unvollständig bleibt.
Das umfangreiche Dokument findet sich zum Nachlesen unter www.bischoefe.ch
Schweizer Bischofskonferenz SBK