Von Frauen für Frauen

Am 2. März kommen weltweit Frauen aus allen christlichen Konfessionen und Kirchen zusammen, um gemeinsam zu beten – dieses Jahr mit der Liturgie von Frauen aus Surinam. Doch wieso gibt es den Weltgebetstag?

«Gottes Schöpfung ist sehr gut», lautet der Titel, den die Frauen aus Surinam für die Liturgie auswählten. (Bild: Weltgebetstag Schweiz)

Bereits Anfang des 19. Jh. unterstützten in den USA Frauen die Missionsarbeit durch Gebet, Briefe an Missionsfrauen sowie Geldspenden und schlossen sich dazu in örtlichen Gruppen zusammen.1 Mary Webb, die Gründerin der «Boston Female Baptist Society for Missionary Purposes»2, rief 1812 andere Frauengruppen dazu auf, sich am ersten Montag im Monat zu einem Gebet für die Mission zu treffen und untereinander brieflichen Austausch zu halten. Im Jahr 1818 hatte Mary Webb bereits Kontakt zu 97 Missionsgruppen. In den nächsten Jahren wurden verschiedene grössere Frauenmissionswerke für die innere und äussere Mission gegründet, d. h. für die Mission im eigenen Land und in sogenannten Entwicklungsgebieten. Auch wenn sich die Missionswerke äusserlich unterschieden, waren sie ähnlich organisiert und hatten vergleichbare Ziele. Gemeinsam war ihnen allen das Gebet.

Hin zur weltweiten Bewegung

Ab 1887 wurden jährlich Gebetstage gefeiert. «Grundlegend bei den Gebetstagen war die Idee, über weite Räume hinweg einen gemeinsamen Zeit-Raum zu schaffen, in dem man sich virtuell trifft, aneinander denkt und füreinander betet, sowohl für die eigene Arbeit als auch für die Menschen, die sie in den Missionsländern tun, und die Frauen und Kinder dort.»3 Dieser Gedanke sollte über die eigene Konfession hinausgetragen werden. Deshalb wurde 1897 zum ersten Mal ein interkonfessioneller Gebetstag in den USA begangen. 1912 begann die «Federation of Woman’s Boards of Foreign Missions» ihre Arbeit und rief im gleichen Jahr zu einem Gebetstag für die äussere Mission auf.

Aufgerüttelt durch den Schrecken des Ersten Weltkrieges wurden die Gebetstage für die innere und äussere Mission zusammengelegt und 1920 überall in den USA der erste «United Day of Prayer for Missions» gefeiert. Es folgte der nächste, in sich logische Schritt: Die Einladung zu diesem Gebetstag erging an alle Gruppen weltweit. Am 4. März 1927 wurde er zum ersten Mal als «Weltgebetstag» begangen.

Gleichberechtigte Partnerschaft

Heute feiern Menschen aus über 170 Nationen jährlich am ersten Freitag im März den Weltgebetstag. Aus einer überschaubaren Anzahl Missionsgruppen in den USA ist eine weltumspannende Bewegung entstanden. Lag der Fokus am Anfang allein auf der Missionsarbeit, haben die Frauen heute Ökumene, Frieden und Freundschaft im Blick. Das internationale Komitee des Weltgebetstages fasst diesen Gedanken in seiner «Erklärung von Sambia» (1978) mit den Worten zusammen: «Durch den Weltgebetstag werden Frauen ermutigt, sich durch die Glaubenserfahrung von Christinnen und Christen aus anderen Ländern und Kulturen bereichern zu lassen, die Sorgen und Nöte anderer Menschen wahrzunehmen und mit ihnen und für sie zu beten.»4

Seit 89 Jahren auch in der Schweiz

Bereits 1929 kommen in der Schweiz Frauen zusammen, um gemeinsam den Weltgebetstag zu begehen.5 Wo dieser 1929 stattfand und wer dazu eingeladen hatte, ist heute nicht mehr bekannt. Sicher ist dagegen, dass der Weltgebetstag seit 1936 regelmässig in der Schweiz gefeiert wird. Bekannt gemacht haben ihn zunächst die Frauen der Methodistenkirche. 1950 luden die Evangelischen Frauen Schweiz (EFS) erstmals offiziell zum Weltgebetstag ein. Seit 1958 beteiligen sich die Frauen der christkatholischen Kirche und seit 1968 auch die Frauen der römisch-katholischen Kirche offiziell am Weltgebetstag.


Rosmarie Schärer

1 Vgl. Bechmann, Ulrike / Hiller, Helga, Von der Frauenmissionsbewegung zum ökumenischen Weltgebetstag. Zwei Jahrhunderte Mission als   gelebte Geschwisterlichkeit, in: ZMR 100/Sonderband (2016), 228–240.
2 Die Boston Female Baptist Society for Missionary Purposes wurde 1800 von acht Baptistinnen und sechs Mitgliedern der Kongregationalistischen Kirche gegründet. Vgl. www.baptisthistory.org/400june2009.pdf.
3 Bechmann/Hiller, Frauenmissionsbewegung, 232.
4 www.wgt.ch.
5 Vgl. ebd.