Eine Kerze und fünf Minuten Gebet frühmorgens

Sie arbeiten oft im Hintergrund und ohne sie würde vieles in der Kirche nicht funktionieren: die Mesmer oder Sakristane. Hier stellvertretend für diese Frauen und Männer ein Porträt von Antonio Cirigliano aus Chur.

Biblische Szene, dargestellt in der Erlöserkirche in Chur (Foto: Antonio Cirigliano)

Während der geprägten Zeiten des Kirchenjahres finden auffallend viele Menschen den Weg in die Erlöserkirche in Chur. Grund dafür sind die mit viel Liebe zum Detail gestalteten biblischen Szenen. Ihr «Schöpfer» ist Antonio Cirigliano. Seit sechs Jahren ist er bereits Mesmer in dieser Kirche, doch seine Beziehung zur Kirche hat schon viel früher begonnen.

Aufgewachsen ist Antonio in Italien. Bereits als kleines Kind ging er mit seiner Grossmutter jeden Tag um sechs Uhr früh in den Gottesdienst. «Alles auf Latein! Ich habe kein Wort verstanden», lacht er noch heute in Erinnerung daran. Während der Schulzeit liess die Begeisterung für die Kirche nach. Doch vom Pfarrer erhielten die Kinder jeweils 100 Lire (heute ca. 20 Rappen) für das Läuten der Glocken – das haben sie gerne gemacht.

Vom Polymechaniker zum Mesmer

Mit 20 Jahren kam Antonio in die Schweiz. Zunächst wohnte er in Solothurn, danach in Sevelen, wo er sich in der Missione cattolica engagierte. Der Pfarrer von Buchs bot ihm und seiner Frau Maruska Arbeit in seiner Pfarrei an. So zog die Familie nach Buchs, und Antonio arbeitete zunächst in einem Teilpensum als Abwart des Pfarreizentrums. Hauptberuflich war er immer noch als Polymechaniker tätig. Seine Frau Maruska arbeitete in einem Teilpensum als Mesmerin.

Irgendwann stellte er fest, dass ihm der Beruf des Mesmers gut gefallen würde. So hat er selber als Mesmer angefangen zu arbeiten und dabei seine wahre Berufung entdeckt. Der Pfarrei Buchs blieb er 25 Jahre treu.
Als Mesmer geniesst er die frühmorgendliche Ruhe in der Kirche. «Als Erstes zünde ich eine Kerze an, setze mich fünf Minuten hin und bete. Das habe ich von meiner Grossmutter gelernt.»

Und dann wollte er mehr

Mit der Zeit wollte Antonio mehr. Er besuchte von 2005 bis 2008 den Corso di teologia, welcher von der Missione cattolica in Delsberg organisiert wurde, vergleichbar mit dem Studiengang Theologie.

Nach der Arbeit hiess es nun Lernen. Einmal im Monat musste er für drei Tage nach Delsberg zu den Vorlesungen. «Meine Frau hat manchmal gesagt: Du spinnst. Doch ich habe es gerne gemacht. Es war mir nie zu viel», meint Antonio. Wer ihm zuhört, spürt das innere Feuer. Sein Einsatz wurde belohnt. 2008 hat er die Ausbildung zum Animatore pastorale erfolgreich abgeschlossen.

Neuanfang in Chur

Antonio und seine Frau haben 2011 einen Neuanfang gewagt und sind in die Nähe ihrer beiden Töchter nach Chur gezogen. Antonio ist ein äusserst kreativer Mesmer. An Weihnachten gibt es in der Kirche eine grosse Krippe zu bestaunen und in der Karwoche ändert sich die Gestaltung des Kirchenraumes jeden Tag, passend zum liturgischen Geschehen. An Pfingsten fliegen auch schon mal Tauben durch die Kirche – natürlich keine echten – und an Erntedank ergeben die vielen Früchte und Gemüse ein farbenfrohes Bild.

«Das Schönste für mich ist, wenn die Leute zufrieden sind», sagt Antonio. «Die Arbeit ist für mich keine Anstrengung, sie ist mein Hobby.» Auf die abschliessende Frage, was er mache, wenn er nicht in der Kirche arbeite, antwortet er lachend: «Dann bin ich krank, ehrlich!»


Rosmarie Schärer

 

Porträt

Der Vielfalt der Kirche ein Gesicht geben! Ob öffentlich oder im Verborgenen, ganz viele Christen bringen ihre besonderen Fähigkeiten und Talente in der Pfarrei, an den Rändern der Gesellschaft und darüber hinaus ein. In loser Reihenfolge porträtiert die SKZ künftig Menschen der Kirche. Daneben publiziert sie auch themenspezifische Porträts. Alle zusammen geben einen wertschätzenden Einblick in die Fülle der Gaben, mit welchen Menschen am Aufbau des Reiches Gottes mitarbeiten. Red.