Verbindende Gottesdienste

Die Liturgische Kommission des Bistums Basel stellte ihre jährliche öffentliche Studientagung vom 16. bis 18. November 2015 in Bethanien unter das Thema "Feiern mit allen Generationen", den sogenannten Intergenerationellen gottesdienstlichen Feiern. Das ebenso aktuelle wie zukunftsweisende Thema für die christliche Liturgie richtete den Blick auf Familiengottesdienste – worauf heute besonders geachtet wird – und auf Spezialgottesdienste. Christliche Gottesdienste sollen nämlich nicht nur einer einzigen Generation vorbehalten bleiben, beispielsweise allein von Seniorinnen und Senioren besucht werden. Die Seelsorgenden sind vielmehr aufgerufen, gegen den Strom zu schwimmen, in der Liturgie verschiedenen Generationen Raum zu geben, sie miteinander in Kontakt zu bringen und dem Aufbau der ganzen Gemeinden zu dienen.

Liturgische Feiern spiegeln das Leben der christlichen Gemeinden

Wenn im Pfarreirat schon mal Jugendvereine vertreten sind, können sie sich auch in das liturgische Geschehen einbringen und im pastoralen Raum oder einer Pfarrei mitgestalten. Jugendliche mögen bei der Vorbereitung und Gestaltung von Gottesdiensten mitwirken, ihre Erfahrungen in den Fürbitten, Impulsen oder eigenen Gebeten zur Sprache bringen. Besonders an grossen Festtagen sollte es ein Anliegen der Seelsorgenden sein, Frauen und Männer aller Generationen in die Feier einzubeziehen. Darauf ist zu achten bei der Vorbereitung und Auswahl der Ministrantinnen und Ministranten, der Lektorinnen und Lektoren, der Kommunionhelfer und Kommunionhelferinnen sowie bei der musikalischen Gestaltung. Auch für Kleinkinder muss es Platz haben und sollen eigene Teile des Gottesdienstes gestaltet werden.

Intergenerationelles Lernen ist mehr als ein Modewort

Es besagt für die Kirche, dass die verschiedenen Gruppierungen und Alterssegmente voneinander und miteinander lernen, dass sie aufeinander verwiesen sind und im Glauben gestärkt werden können. Freude und Hoffnung, aber auch Leid und Trauer dürfen einander mitgeteilt werden, sodass neues Leben entsteht. Gilt doch mit Paulus: "Einer trage des andern Last" (Gal 6) und "Wenn einer sich freut, freuen sich alle mit" (1 Kor 12). Nicht nur können Jugendliche den älteren Generationen zeigen, wie die digitale Kommunikation funktioniert; die älteren Generationen können auch von ihrem Erfahrungsschatz weitergeben. Wie erfrischend wirken gegenseitige Besuche auf dem Hintergrund interkultureller Gastfreundschaft! Die je anderen und Fremden fühlen sich willkommen und akzeptiert.

Es ist mir bewusst, dass "generationenverbindende Gottesdienste" – seien es Eucharistie- oder seien es Wortgottesfeiern – kein Allheilmittel sind gegen die Distanznahme vieler von Gottesdienst und Gemeinde. Sie sind jedoch ein Schritt in die richtige Richtung und ein Beitrag zu vermehrtem und intensiverem christlichen Leben und Feiern. Wenn sich in der Liturgie die verschiedenen Generationen bewusst unter das Wort Gottes stellen und miteinander das Brot teilen, geschehen Anteilnahme und Anteilgabe. So soll es sein!

 

 

Stephan Leimgruber

Stephan Leimgruber

Dr. Stephan Leimgruber ist seit Februar 2014 Spiritual am Seminar St. Beat in Luzern und zuständig für die Theologinnen und Theologen in der Berufseinführung. Bis zu seiner Tätigkeit in Luzern war er Professor für Religionspädagogik an der Theologischen Fakultät in München.