Veilchen

 

 

Veilchen
 

Blumen, sie gehören zu den unauffälligsten,
zu den verborgensten.
Winzig.
An der Grenze der Unscheinbarkeit.
Entsprossen dieser Erde, die gelockert ist vom
letzten Winterschnee.
So zart,
wie schaffen sie es auch nur
zu erscheinen,
aus der Erde zu dringen,
aufrecht zu stehn?


(Philippe Jaccottet)

 


 

 

 

Philippe Jaccottet (Jg. 1925), wurde in Moudon VD geboren und ist ein französisch schreibender Lyriker, Essayist und Übersetzer. Er gehört zu der kleinen Gruppe von Schreibenden, die bereits zu Lebzeiten in die prestigeträchtige Bibliothèque de la Pléiade des Gallimard Verlags aufgenommen wurden. Schule und Universität besuchte er in Lausanne. Er hielt sich in Rom und Paris auf, bevor er 1953 nach Grignan (Südfrankreich) zog, wo er bis heute zusammen mit der Malerin Anne-Marie Haesler lebt. 1953 erschien sein erster Gedichtband (L‘Effraie et autres poésies).

Buchempfehlung: Philippe Jaccottet bedichtet das Veilchen, die Ackerwinde, auch das Rotkehlchen und die Nachtigall. Es sind meditative Texte, weitab von Modeströmungen und Zeitgeist. Der Autor ist dabei nahe bei sich selbst und lässt Gedanken über den Tod und das Alter einfliessen, wenn er über die Natur schreibt. Philippe Jaccottet: Die wenigen Geräusche. Späte Prosa und Gedichte. ISBN: 978-3-446-26564-6. Verlag Carl Hanser. München, 2020. CHF 26.80.