Zum Geleit
Sehen und handeln
Mehrere Monate bestimmt mit dem Covid-19-Virus etwas beinahe Unsichtbares unser Leben. Die Pandemie stellt unseren Alltag auf den Kopf. Wir lassen uns von den Epidemiologen überzeugen und handeln.
«Und siehe, es war sehr gut», stellt Gott im Schöpfungsbericht von Genesis 1 mehrfach fest. Das unterstreicht den Wert der Schöpfung in den Augen Gottes. Diesen Bibelvers hat die oeku bewusst zum Motto für die diesjährige SchöpfungsZeit-Aktion gemacht. Für Menschen mit ökologischem Gewissen ist das eine Provokation. Denn wer die Natur ohne Scheuklappen betrachtet, nimmt ihre Schönheit und Bedrohlichkeit genauso wahr wie deren Zerstörung durch uns Menschen – beispielhaft in der Abnahme der Bio-
diversität und der Klimakrise. Das Fatale ist, dass wir uns daran gewöhnt haben, dass unsere Landschaft eintöniger wird, dass die Insekten verschwinden, wie das Team des Forums Biodiversität dokumentiert.
Umso wichtiger ist es, das Sehen neu zu lernen. Daniel Schmid Holz plädiert dafür, die Welt als Schöpfung statt als Ressource zu sehen. Claudia Baumberger listet die Vielfalt der Sehfähigkeit in der Tierwelt auf. Mirko Buri zeigt beispielhaft, wie aus zweitklassigem Gemüse erstklassiges Essen wird. Lebensmittelabfall wird damit vermindert.
Es gibt viele Gründe, hinzusehen und zur Umwelt Sorge zu tragen. Eine Stimme für die Umwelt einlegen können wir ganz einfach bei den kommenden Abstimmungen für Konzernverantwortung, für sauberes Trinkwasser oder auch beim neuen CO2- und dem Jagdgesetz. Denn Sehen und Handeln müssen zusammenfinden, wenn es mit der Umwelt besser werden soll – und das nicht nur, wenn unser eigenes Leben unmittelbar bedroht ist.
Kurt Zaugg-Ott
Leiter der Fachstelle oeku Kirche und Umwelt