«Häreluege» ist angesagt. Sich nicht verführen lassen von der äusseren Erscheinung. Sind wunderschöne Erdbeeren im Januar sinnvoll? Schmecken sie auch so wie sie aussehen? Ist Schorf an der Kartoffel Grund genug, sie an Tiere zu verfüttern oder gar wegzuschmeissen? Ist eine Banane vom anderen Ende der Welt mit einem braunen Fleck ungeniessbar? Wir sollten unser Bewusstsein schärfen, denn unser Sehsinn ist verwöhnt. Die kleinsten Mängel scharf im Blick und ganz nach dem Motto «Für mich nur das Beste» wird eingekauft. Nachhaltigkeit und Ökolabel sind uns meist zu kompliziert.
Kochen gegen Food Waste
Seit sechs Jahren koche ich mit Lebensmitteln, die äusserlich nicht gut genug sind für die Regale der Einkaufsmeilen. Einen Apfel mit einer Beule verarbeite ich in köstliches Apfelmus. Krumme Karotten werden mit dem Messer in Form gebracht. Als Koch verwandle ich Unschönes in einen Augen- und Gaumenschmaus. Fast wie ein Schönheitschirurg. Was bleibt, sind der gute Geschmack und die wertvollen Inhaltsstoffe, die unseren Körper nähren. So stelle ich sicher, dass die für die Produktion aufgewendeten Ressourcen nicht verloren gehen.
Für die Zukunft wünsche ich mir mehr Nachsicht im Umgang mit Lebensmitteln. Mit einem respektvollen Umgang schonen wir die Umwelt und werden alle satt. Tatsächlich produzieren wir Lebensmittel für zwölf Milliarden Menschen und schaffen es bei einer Weltbevölkerung von acht Milliarden Menschen nicht, alle satt zu kriegen. Das muss nicht sein. Doch wie können wir das ändern? Ich denke, wir sollten uns zurückbesinnen und den Lebensmitteln den Wert zurückgeben, den sie verdienen, nämlich gegessen zu werden. Mein Verhaltenstipp: Kauf nur das, was du brauchst. So empfiehlt es das Buch Exodus im Umgang mit dem Manna (Ex 16,19–20).
Mirko Buri