Sie gingen aus zu säen: SMB Missionare 1930 - 2016

Religiöse Gemeinschaften gedenken in ihrem Beten ihrer verstorbenen Mitglieder. Auch die Immenseer Missionare von Bethlehem (SMB) denken in ihren Tagesliturgien an jene, die von 1930 bis Juni 2016 «uns vorausgegangen sind»1. Als ehemaliger Generaloberer hat Josef Elsener (1981–1993) in akribischer Arbeit die wesentlichsten Lebensdaten zu den 308 Priester-und Brüdermissionaren zusammengetragen und den 211 Seiten des Buches ein Vorwort vorangestellt.

Das Gedenken am Todestag der einzelnen Missionare erfährt durch die markant kurzen Beschreibungen Farbe und Kraft. Sie, die im missionarischen Auftrag standen und zunächst nach China, später nach Südrhodesien, Japan, Taiwan oder Kolumbien und neue Arbeitsgebiete wie Zambia oder Haïti aufbrachen, stellten sich den Herausforderungen ebenso, wie jene, die zur Unterstützung in der Heimat blieben. Die Wegmarken der einzelnen missionarischen Existenz werden einem bei der Lektüre in knappen Beschreibungen vor Augen gestellt. Den meisten aufgetragen war ein kürzeres oder längeres Sprachstudium. Der Zugang zur Kultur und Religion der Menschen im Osten und Süden konnte nicht anders gefunden werden.

Die kurzen Porträts, die den Jahrestagen der Verstorbenen beigefügt sind, vermitteln eindrucksvolle Lebensbilder. Das Einleben in neue Aufgaben in der Fremde, ausgesetzt den klimatischen Verhältnissen, die Not unter den Völkern mitleidend, selber Strapazen und Krankheiten erleidend, in Kriegen und politischen Wirren zum Opfer unter anderen Opfern geworden – dies alles brachte es mit sich, die gute Nachricht mit den Menschen zu teilen. Sie waren ausgegangen zu säen und ernteten meist nicht von selbst. Ebenso erlebten sie Freuden und Hoffnungen der Menschen mit beim Aufbau neuer Gemeinschaften, von Schulen und Werkstätten. In jedem der Porträts finden sich durch J. Elsener auf wenige Zeilen gebrachte Umschreibungen des missionarischen Charismas jedes Einzelnen.

Eine sinnvolle Hinführung bietet das Vorwort des Zimbabwe-Missionars J. Elsener über «Die Missionsgesellschaft Bethlehem in ihrer Geschichte». Es sei ihr einmalig «vergönnt» gewesen, «in dem ihr anvertrauten Gebiet in Rhodesien (…) unter der in ihm wohnenden Bevölkerung alle Stufen oder Stadien der missionarischen Tätigkeit zu durchgehen und die eigenständigen Ortskirchen von Gweru (Gwelo) und Masvingo (Fort Victoria) mit ihrem eigenen kirchlichen Personal und ihrer kulturellen Eigenart aufzubauen». Der Wandel der Mission führte nach dem Zweiten Vatikanum zu Einsatzequipen, gebildet aus Mitgliedern der SMB, verheirateten und ledigen Frauen und Männern. Die ganzheitliche Befreiung, die Option für die Armen und der Einsatz für Menschenrechte standen vor Augen. Neue Kräfte fanden den Weg über die Spuren der Vorausgegangenen hinaus.

 

1 Missionsgesellschaft Bethlehem (Hrsg.): Die uns vorausgegangen. Nekrologium der verstorbenen Mitbrüder. Redaktion: Josef Elsener, Fotografie: Fritz Weber, Immensee 2016.


Stephan Schmid-Keiser

Dr. theol. Stephan Schmid-Keiser promovierte in Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie. Nach seiner Pensionierung war er bis Ende 2017 teilzeitlich Redaktor der Schweizerischen Kirchenzeitung. (Bild: zvg)