«Seminar St. Beat Adieu»

Bischof Felix dankt den treuen Ingenbohler Schwestern.

Das Luzerner Priesterseminar im Wandel der Zeit

Am 27. Juni 2013 fanden sich mehr als einhundert Gäste im Seminar St. Beat ein. Bischof Felix Gmür hatte zur Feier «St. Beat Adieu» eingeladen. An der Adligenswilerstrasse 15 wurde seit über 40 Jahren das Priesterseminar der Diözese Basel betrieben. Studierende, Mitarbeitende, die Ingenbohler Schwestern, das Professorium, ehemalige Regenten und Spirituale, der Bischofsrat sowie weitere Gäste hatten sich zu diesem Moment des Dankes, des Rückblicks und der Verabschiedung eingefunden.

Wer die Seminarentwicklung in den vergangenen fünfzehn Jahren verfolgt hat, für den kam es nicht aus heiterem Himmel, als Bischof Felix Gmür am 31. August 2012 die Entscheidung bekannt gab, dass das Seminargebäude im Sommer 2013 aufgegeben wird und ab Juni 2014, nach einer Renovation, a ls Hauptsitz a n d ie Caritas S chweiz vermietet wird. Die Ursachen dieses Wandels sind hinlänglich bekannt. Sie liegen in der abnehmenden Zahl der Bistumsstudierenden, in den veränderten Lebensgewohnheiten heutiger Studierender und nicht zuletzt in den finanziellen Engpässen des Bistums. Es ist ein mutiger Schritt, hinauszugehen, alte Pfade zu verlassen, neue Wege zu beschreiten und sich auf etwas bescheidenere und kleinere Verhältnisse einzulassen. «Oser le neuf», das Neue wagen, so lautet das Motto dieses Wagnisses. Die grossmehrheitlich positiven Reaktionen auf die Entscheidung des Bischofs bestätigen, dass die Richtung stimmt, auch wenn Fragen offen bleiben und das neue Seminar mit seinen sechs Standorten in der Stadt Luzern zuerst in Gang kommen muss. Die Bistumsleitung bezeugt mit diesem Schritt die Bereitschaft, auch in den eigenen Reihen einschneidende Veränderungen vorzunehmen, um so jene zu ermutigen, denen in den Pastoralräumen und anderswo ähnliche Prozesse der Konzentration zugemutet werden. Dass von der Betriebsschliessung treue und verdiente Mitarbeitende betroffen sind, ist eine schmerzliche Seite dieser Veränderung. Eine frühzeitige Information über einschneidende Massnahmen half, reichlich Zeit für eine Neuorientierung einzuräumen, so dass die meisten Mitarbeitenden eine Anschlusslösung gefunden haben.

In der Verabschiedungsfeier wurde das Wirken von elf Mitarbeitenden und fünf Ingenbohler Schwestern herzlich verdankt und mit persönlichen Worten gewürdigt. Einzelne unter ihnen hatten während Jahrzehnten für das Seminar gearbeitet. Die Ingenbohler Schwestern wirkten gar seit 135 Jahren ununterbrochen im Dienste des Luzerner Seminars. Alles in allem war es aber keine Abdankungsfeier, wie eine Teilnehmerin treffend bemerkte, sondern wirklich ein Einfahren von Ernte, ein Dank für das gemeinsame und geteilte Leben.

Über 40 Jahre hat dieser Bau seiner Zweckbestimmung als Priesterseminar und diözesane Ausbildungsstätte gedient. Viele haben hier prägende Erfahrungen mit der Kirche gemacht, ihre eigene Berufung geklärt, Lebensentscheidungen getroffen, eine Einführung in den pastoralen Dienst erfahren oder an einer Weiterbildung, z. B. am Vierwochenkurs, teilgenommen. Im Seminar sind Bekanntschaften und Freundschaften fürs Leben geschlossen worden. Das alles erfüllt mit Dankbarkeit. Das deutsche Wort «aufheben » hat eine für diese Situation schöne Doppelbedeutung. Aufheben heisst: Es wird etwas nicht mehr geben, was vorher da war. Aufheben heisst aber auch: Ich hebe etwas auf, ich bewahre es auf, ich lege es zur Seite, damit nichts verloren geht. Das heisst, es ist nichts umsonst gewesen. Alles was im Seminar erlebt, gefeiert, gelernt, studiert und diskutiert wurde, ist aufbewahrt im Strom der Geschichte, verzeichnet im Buch des Lebens, aufgehoben im Reich Gottes.

Und wie geht es mit dem Priesterseminar weiter? Im Chorherrenhaus an der Adligenswilerstrasse 13 werden zukünftig die Priesteramtskandidaten leben. Auch der Regens wird dort sein Büro und Sprechzimmer einrichten. Die Verantwortlichen für die Ausbildung haben ihre Büros in einem weiteren Chorherrenhaus in der Nähe. Als Seminarkirche dient die Mariahilfkirche im Museggquartier, wo ebenfalls die Räume für die Veranstaltungen der Begleitung aller Bistumsstudierenden stattfinden. Die Berufseinführung wird inskünftig im Haus Bruchmatt in Luzern und im Centre St-François in Delsberg angesiedelt. Das Priesterseminar des Bistums Basel kennt seit seinen Anfängen keine geradlinige Entwicklung. Immer wieder musste aus verschiedenen Gründen neu begonnen werden. Dies ist auch jetzt nach vierzigjähriger Konstanz wieder der Fall. Damit die neuen Mauern vom Geist Gottes durchweht werden und an diesen Stätten Theologiestudierende vor allem eine gute Vorbereitung auf den pastoralen Dienst für die Menschen von heute erhalten, sind wir neben professioneller Arbeit auch auf das Gebet und die Unterstützung der Gläubigen angewiesen. Darum bitte ich herzlich.

 

 

Thomas Ruckstuhl

Thomas Ruckstuhl

Dr. theol. Thomas Ruckstuhl ist residierender Domherr des Bistums Basel. Seit 2000 leitete er das Convict Salesianum in Fribourg, und 2009 übernahm er die Aufgabe als Regens des Seminars St. Beat in Luzern. Auf Ende August hat er dieses Amt abgegeben und wird Mitte November Pfarradministrator von St. Ursen und St. Marien in Solothurn.