Priesterseminar St. Beat in Luzern 1959 - 2013

Priesterseminar St. Beat heute

Zwischen Neubau und radikaler Veränderung

1. Die Erschütterung im Jahre 1959

Im Jahre 1959 ereignete sich eine grosse und tiefgreifende Erschütterung im alten Priesterseminar St. Beat hinter der Hofkirche. Anlässlich der traditionellen Exerzitien geschah ein Disziplinarkonflikt unter den Studierenden. Im Verlaufe der Exerzitien, die vom 7. bis 15. Januar stattfanden, wurden drei Seminaristen, die einzelne Vorträge geschwänzt hatten, bestraft. Bei ihnen hatte Regens Ernst Simonett schon längere Zeit Zweifel an ihrer Berufung. Bischof Franziskus von Streng entliess zwei der drei Seminaristen ganz. Beim dritten wurde ein Studienunterbruch, d. h. ein Bewährungsjahr, angeordnet.

Nachdem die Studierenden Rekurs bei der Regierung eingelegt hatten, kam es zu einer Konferenz zwischen dem Kanton Luzern als Träger der Theologischen Fakultät und der Leitung des diözesanen Seminars. Dabei wurde folgender Kompromiss erzielt: Zwei von den drei gemassregelten Studierenden konnten weiterhin die Fakultät besuchen und ihre Abschlussexamen ablegen. Sie wurden aber aus dem Klerikerstand der Diözese entlassen.

Dieser Disziplinarfall hatte weit reichende personelle Konsequenzen für das Seminar. Auf Wunsch des Bischofs traf am 20./21. Mai 1959 der Apostolische Visitator aus Rom, P. Augustin Mayer OSB, in Luzern ein. Er hatte sich vor allem über das Verhältnis von Seminar und Fakultät ins Bild zu setzen und die Entlassungen vom Januar zu begutachten. Die Konsequenzen aus dieser römischen Visitation waren äusserst hart: Regens Simonett wurde auf Ende des Studienjahres entlassen. Auch der Subregens und der Spiritual verloren ihre Posten, und dem Rektor der Fakultät wurde die Venia legendi entzogen. Es wurde also Tabula rasa gemacht.1

2. Das bisherige Seminarkonzept wird in Frage gestellt

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts war die Theologische Lehranstalt Luzern im neu errichteten Priesterseminar St. Beat untergebracht. Zwei unabhängige Institutionen, das private bischöfliche Seminar als Wohnheim und die staatliche Theologische Lehranstalt, gingen eine enge Symbiose ein. Diese räumliche Verbindung von zwei an und für sich unabhängigen Institutionen hatte jahrzehntelang reibungslos funktioniert. Inzwischen war allerdings das Gewicht der Fakultät gewachsen. Als staatliche Ausbildungsstätte sollte sie grundsätzlich nicht nur von Seminaristen, sondern von allen Interessierten besucht werden können, was damals allerdings nicht der Fall war.

Das «Erdbeben» von 1959 erschütterte diese Konstruktion gründlich. Bischof von Streng suchte einen neuen Regens (Seminarleiter) für Luzern und fand ihn in der Person von Spiritual Emil Specker im Seminar von Solothurn. Der neue Mann erhielt vom Bischof die Aufgabe, die Vorbereitung für eine neue Seminarkonzeption an die Hand zu nehmen. Zwei Jahre später, am 21. Dezember 1961, unterbreitete Regens Specker den Domherren verschiedene Punkte zur Überlegung, so etwa:

- Braucht die Diözese Basel zwei Seminarien?

- Sollen in Zukunft Seminar und Fakultät getrennt oder wie bisher unter dem gleichen Dach geführt werden?

Die Diözese Basel leistet sich damals den Luxus, über zwei Seminarien zu verfügen, einerseits über das gewöhnliche Priesterseminar in Luzern und andererseits über das sog. Ordinandenseminar in Solothurn für das letzte Ausbildungsjahr. Diese Aufteilung ging auf die Zwanzigerjahre zurück und hatte ihren Grund in den grossen Seminaristenzahlen. Es fanden nicht mehr alle Seminaristen im Priesterseminar in Luzern Platz. Als sich für Bischof Josef Ambühl 1928 die Gelegenheit bot, das am östlichen Stadtrand von Solothurn gelegene Schloss Steinbrugg zu erwerben, griff er zu. Frau Ernestine von Glutz-Ruchti liess dem Bischof durch ihren Notar das Anwesen antragen. Schliesslich fassten Bischof und Domkapitel den Beschluss, den direkt dem bischöflichen Palais gegenüberliegenden Grundbesitz für den Ordinandenkurs zu erwerben.

In Luzern erwuchs dem Vorhaben Opposition. Man fürchtete um den Verbleib des Seminars in Luzern. Aber der Bischof argumentierte, dass durch die Verlegung des Ordinandenkurses nach Solothurn der Ausbau des Theologiestudiums in Luzern auf vier Jahre ermöglicht werde. Dieser Ausbau war die Voraussetzung, dass nach der Apostolischen Visitation von 1935 die theologische Lehranstalt eine bedeutende Aufwertung erfuhr: Rom gewährte ihr am 24. Januar 1938 ganz offiziell den Titel «Theologische Fakultät». Regens Specker beantragte dem Domkapitel, das Studium der Fakultätsfrage an die Hand zu nehmen: Es sei Pflicht des Staates Luzern, ein eigenes Fakultätsgebäude zu errichten. Es müssten also Verhandlungen mit dem Kanton Luzern aufgenommen werden.2

3. Die Universitätsfrage in Luzern wird aktuell

Am 12. Oktober 1958 hielt Josef Vital Kopp, Kantonsschullehrer für Latein und Griechisch und als Romanautor eine anerkannte Autorität im Zentralschweizer Kulturleben, vor dem Hochschulverein der Universität Freiburg i. Ue. in Luzern einen Vortrag über «Bildungsprobleme der Innerschweiz». Er rief nicht nur das in Vergessenheit geratene Projekt der «Universitas Benedictina Lucernensis» von 1919 bis 1921 in Erinnerung, sondern stellte auch einige kritische Überlegungen zur Inferiorität der Innerschweizer in der wissenschaftlich-technischen Berufswelt an und forderte kühn die Errichtung einer Universität in Luzern.

Dieser Stein, ins Wasser geworfen, zog Kreise. Bereits am 29. Januar 1962 reichte Grossrat Felix Wili aus Hitzkirch mit Gesinnungsfreunden aus der CVP (damals Konservative Volkspartei) eine Motion ein. Der parlamentarische Vorstoss verlangte die Überprüfung der Frage, ob nicht zur «Krönung all der schulischen Werke unseres Kantons» eine Universität Luzern ins Leben gerufen werden sollte, die mit der Innerschweiz über das nötige Hinterland verfügen würde.

Am 6. März erklärte der Grosse Rat die Motion Wili schliesslich mit grosser Mehrheit für erheblich und überwies sie dem Regierungsrat. Die historische Bedeutung dieses Vorstosses lag darin, dass die Regierung erstmals vom Parlament den Auftrag erhielt, die Bedürfnisfrage und konkrete Umsetzung einer Universitätsgründung in Luzern abzuklären.3

4. Neubaupläne für das Seminar St. Beat

Zu gleicher Zeit reiften die Neubaupläne für das neue Seminargebäude. Allgemein herrschte die Meinung vor, Fakultät und Seminar zu trennen. Die Kantonsregierung anerkannte ihre Verpflichtung, Räumlichkeiten für die Fakultät zu schaffen, und bestätigte diese Verpflichtung dem bischöflichen Ordinariat gegenüber. Nachdem der Beschluss zum Neubau des Priesterseminars am gleichen Ort getroffen war, erteilte die Stiftung St. Beat Projektaufträge an sechs Architekten. Als Sieger ging das Projekt «Augustinus» des jungen Architekten Walter Rüssli, dipl. Arch. SIA, Luzern, hervor. Regens während der Bauzeit von 1969 bis 1971 war Dr. Otto Moosbrugger (1928–2000). Er leitete das Priesterseminar von 1968 bis 1978.4

5. Das Leben im neuen Seminargebäude

Am 23. April 1972 konnte das neue Seminar St. Beat durch Bischof Anton Hänggi eingeweiht werden. Im Neubau ist der Wohnbereich von der Idee der Gruppe her gestaltet. Sechs Studentenzimmer bilden zusammen mit dem Gruppenzimmer eine Wohneinheit. In den Studienjahren bis zum Diplom wohnen die Studentengruppen, gemischt nach Alter, Ausbildungsweg und Herkunft. Diese Wohnform will menschliche Eigenschaften fördern helfen, die im kirchlichen Dienst von grosser Bedeutung sind: Kontaktfähigkeit, Offenheit, Gesprächsbereitschaft, Rücksichtnahme und Teamfähigkeit.

Es ist nicht zu bestreiten, dass sich im Gefolge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) zum Teil erhebliche Veränderungen ergaben:

- weg von einem traditionellen Priesterseminar

- Aufnahme von Laientheologen

- Aufnahme von Theologiestudentinnen

Diese markanten Veränderungen blieben einer kritischen Öffentlichkeit nicht verborgen. Kurz nach der Eröffnung am 15. Februar 1973 richtete die Zeitung «Timor Domini» scharfe Angriffe gegen das neue Seminar. Der Artikel kritisierte in erster Linie die Tatsache, dass im gleichen Haus Priesteramtskandidaten und künftige Laientheologen gemeinsam ausgebildet würden. Die Zeitung erkannte darin einen schweren Nachteil für die zölibatäre Priesterausbildung: Der Schwund von Priesterberufungen werde durch diesen Typ Seminar gefördert; denn «die meisten Studenten hoffen, der Priesterzölibat werde in nächster Zeit abgeschafft. Regens Moosbrugger bestärkte angeblich die Studierenden in dieser Haltung usw.».

Die Reaktion von Bischof Hänggi und Regens Moosbrugger liess nicht auf sich warten. Der Bischof verwahrte sich in aller Form gegen die Tendenz des Artikels, der in wesentlichen Belangen falsch und irreführend sei; mit solch unsachlicher Information werde unter den Gläubigen Unsicherheit und Verwirrung angerichtet. Es sei heute wahrhaft nötiger, alle Kräfte für den Dienst an der Einheit in der Kirche aufzuwenden als Zwietracht zu säen und bewusst oder unbewusst die Polarisierung zu fördern.5

6. Orientierung aller Diözesanpriester über das neue Seminarkonzept

Bischof Hänggi orientierte auf Pfingsten 1971 alle Diözesanpriester ausführlich über das neue Konzept des Priesterseminars, und er bat seine Mitbrüder, die Sorgen um die Priesterausbildung mitzutragen durch Interesse, Verständnis für die anstehenden Probleme und Schwierigkeiten, und er bat sie vor allem um ihr Gebet. Zugleich orientierte Regens Moosbrugger über das Priesterseminar und die Zahl der Theologiestudierenden in Luzern und an auswärtigen Studienorten.

Er rechnete in Zukunft mit einer eher sinkenden Zahl von Priesteramtskandidaten und dafür mit einer steigenden Tendenz bei den Laientheologen. Rektor Furger berichtete über den neu konzipierten Studiengang an der Fakultät.6

7. Stürme im Schweizer Katholizismus nach 1960

Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil erschüttern immer wieder schwere Stürme die Kirche in der Schweiz. Mitten in der Konzilszeit, 1963, erregte ein Vorfall die Gläubigen in der Schweiz. Das Stadttheater Basel führte ein Stück des noch wenig bekannten Schriftstellers Rolf Hochhuth, «Der Stellvertreter », auf. Darin wird die Haltung der römischen Kirche und Pius_ XII. scharf kritisiert, weil dieser gegen die Verfolgung und Ermordung von Juden angeblich nicht öffentlich protestiert habe.

Eine ungeheure Erregung entstand. Ungezählte Zeitungsartikel und Leserbriefe zeugten von der geladenen Atmosphäre. Die Demonstrationen gegen Hochhuth vereinigten zum letzten Mal das gesamte katholische Milieu hinter dem Papst, von der Presse über die Vereine bis zum Klerus und den Politikern. Aber schon bald wurde diese einhellige Meinung durch eine Autoritätskrise abgelöst, verursacht durch das päpstliche Rundschreiben Pauls VI. «Humanae vitae» im Jahre 1968. Das Lehrschreiben enthielt Weisungen zur Geburtenregelung und griff tief in den Bereich der persönlichen Sexualmoral ein. Im Anschluss an die Einführung der Anti-Baby-Pille hatte sich ein Klima sexueller Freiheit ausgebreitet, gegen das die Kirche mit ihren Sexualvorschriften kein Bremsmittel mehr fand. Die Autorität der Kirche wurde untergraben.

Westliche Bischofskonferenzen suchten die ausgelöste Autoritätskrise dadurch abzufangen, dass sie auf das Gewissen als letzte Instanz sittlicher Entscheidungen verwiesen. Die Jesuiten um die Zeitschrift «Orientierung» in Zürich äusserten Kritik an der Enzyklika und befürchteten schon 1968 eine Abwanderung von Priesteramtskandidaten in andere Berufe. Es war das Jahr der Studentenunruhen 1968.

Kurze Zeit später ereignete sich in der Westschweiz der Fall Lefebvre und Ecône. Der französische Bischof Marcel Lefebvre, der sich schon während des Konzils gegen das «Aggiornamento» der Kirche gewehrt hatte, verlangte eine Kirche, wie sie seiner Meinung nach immer war. Er wehrte sich gegen eine Betonung des Ortskirchen-Prinzips. Er verliess Frankreich, suchte in Freiburg bei Bischof Charrière Anschluss, der ihm half, in der Westschweiz eine Niederlassung zu finden. In Ecône (Unterwallis) gründete er ein sog. «vorkonziliäres» Seminar, das den Katholizismus nur bis 1962 anerkannte. Als er 1988 ohne päpstliche Erlaubnis vier Priester zu Bischöfen weihte, zog das die automatische Exkommunikation nach sich.

Kurz nach «Humanae vitae» erschütterte der Fall Pfürtner ab 1971 die katholische Schweiz. Der an der Universität Freiburg lehrende Dominikanerpater Stephan Pfürtner vertrat im Rahmen einer Volksmission in Bern die Theorie, dass ein Verbot der vorehelichen Sexualität nicht absolut sei. Der Fall entwickelte eine ungeahnte Dynamik. Es ging letztlich um die Frage, ob und inwieweit sich die Lehrfreiheit in der Theologie als Wissenschaft und die Lehrautorität der Kirche miteinander vertragen. Wie der Schweizerische Katholische Volksverein in einem Schreiben an die Glaubenskongregation 1974 betonte, hätten die jungen Theologen, die sich in den Dienst der Kirche stellen wollten, am betroffensten reagiert. Weitere Konflikte erschütterten die katholische Schweiz. Als am 10. Dezember 1979 die römische Glaubenskongregation dem Theologen Hans Küng von Sursee in Tübingen die Lehrerlaubnis entzog, waren die folgenden Weihnachtstage erfüllt von Protesterklärungen und Demonstrationen. Die Identifikation mit Küng war deshalb besonders gross, weil er es verstanden hatte, theologische Fragen und Zusammenhänge auch in verständlicher Sprache zu vermitteln. Küng schied aus der Theologischen Fakultät der Universität Tübingen aus, verblieb aber als freier Professor mit einem eigenen Institut an der Universität.

Ende der Achtzigerjahre brach im Bistum Chur der Fall Wolfgang Haas aus. 1988 ernannte Papst Johannes Paul II. den erklärt konservativen Kanzler des Churer Ordinariats zum Weihbischof der Diözese Chur mit dem Recht der Nachfolge. Es folgten unruhige Jahre des Protestes. Erst mit der Transferierung von Wolfgang Haas auf den neu geschaffenen erzbischöflichen Sitz Vaduz (Liechtenstein) konnte die schwere Krise gelöst werden.

Die Fälle Lefebvre, Pfürtner, Küng und Haas erschütterten ab 1968 den Schweizer Katholizismus und beunruhigten die Gläubigen aus verschiedenen Beweggründen und trugen massgeblich zur wachsenden Entfremdung der Gläubigen gegenüber der Kirche bei.

8. Höhepunkte im neuen St. Beat

Zwei markante Höhepunkte stechen aus der Zeit des Neubaus hervor: der Papstbesuch im Jahre 1984 und das 125-Jahr-Jubiläum des Priesterseminars 2003.

Im Studienjahr 1983/1984 erlebte das neue Priesterseminar den Pastoralbesuch von Papst Johannes Paul II. in der Schweiz. Auf seiner Reise weilte der Papst am 16. Juni 1984 zum Mittagessen und zur anschliessenden Siesta im Seminar. Dabei begrüsste er die Gäste des Diözesanbischofs Otto Wüst, darunter die Regierungen von Kanton und Stadt Luzern. Das Mittagessen nahm er in kleinem Kreis mit Kardinal Agostino Casaroli und den Bischöfen Otto Wüst (Basel), Othmar Mäder (St. Gallen), Johannes Vonderach (Chur) und Weihbischof Joseph Candolfi (Basel) ein. Nach einer kurzen Siesta begab sich Johannes Paul II. mit dem Helikopter auf die Luzerner Allmend zum grossen Gottesdienst. In der Kapelle des Seminars wurde am 13. Dezember 1984 eine Gedenktafel eingesegnet, die an den Papstbesuch erinnert. Der Luzerner Künstler Franco Annoni hat sie in Bronze geschaffen.

Ein weiterer (letzter?) Höhepunkt fand im Jahre 2003 statt, als das Jubiläum «125 Jahre Priesterseminar St. Beat» gefeiert wurde. Im Winterhalbjahr 2003/04 fanden verschiedene Veranstaltungen statt. Eine Vernissage eröffnete am 20. Oktober 2003 das Jubiläum. Dabei hielt Architekt Walter Rüssli einen Rückblick auf den Neubau; zugleich fand eine Ausstellung mit Holzfiguren von Matthias Maeder in und vor dem Seminargebäude statt. Eine Woche später, am Samstag, 25. Oktober, gab es einen Tag der offenen Türe. Zu Beginn des neuen Jahres veranstaltete der Freundeskreis eine spezielle Veranstaltung mit einem Vortrag des Historikers Alois Steiner, der auf das Jubiläum hin die Festschrift «125 Jahre Priesterseminar St. Beat von seiner Gründung bis zur Gegenwart 1878–2003» geschrieben hatte. Und im Monat März fanden in der Jesuitenkirche Luzern die Fastenvorträge zum Thema «Berufung» statt. Das Jubiläum endete am 28. Oktober 2004 mit einem Festakt in der Hofkirche mit Bischof Kurt Koch und anschliessender Begegnung.

9. Radikaler Entscheid des Bistums Basel

Im Sommer 2012 entschloss sich Bischof Felix Gmür angesichts der konstant tiefen Zahl von Theologiestudierenden, das bisherige Gebäude des Priesterseminars St. Beat auf Sommer 2013 aufzugeben und eine radikale Verkleinerung des Priesterseminars vorzunehmen. Grund für diesen Aufsehen erregenden Entscheid war die radikale Unterbelegung. Von den rund 80 Zimmern waren nur 3 von Priesteramtskandidaten und von 11 Theologiestudierenden besetzt. Kurz, das Seminar entspricht in seiner Grösse nicht mehr den heutigen Bedürfnissen.

Bischof Felix Gmür führt das Seminar des Bistums Basel aber weiterhin in Luzern, weil hier mit der Theologischen Fakultät, eingebettet in die Universität, ein sehr wichtiger Ausbildungsort gepflegt wird. Das Priesterseminar führt er zukünftig mit mehreren Wohngemeinschaften je nach Bedarf an verschiedenen Standorten in der Stadt Luzern. Auf der Suche nach neuen Standorten hatte der Bischof mit dem Chorherrenstift St. Leodegar Kontakt aufgenommen. Ab Sommer 2013 wird das Chorherrenhaus an der Adligenswilerstrasse 13 zum neuen Standort des Priesterseminars des Bistums Basel. Es bietet neben den allgemeinen Räumen mindestens sechs Zimmer für Priesteramtskandidaten und für Theologiestudenten, die bereit sind, das Leben der Seminargemeinschaft mitzutragen.

10. Rückkehr zum Ursprung

Ein eigenartiger Zufall (oder Fügung) ergibt sich mit dem neuen Standort des reduzierten Priesterseminars St. Beat. Das Chorherrenhaus Adligenswilerstrasse 13, neuer Sitz des Priesterseminars ab Herbst 2013, liegt kaum 50 Meter vom «Zinggenhüsli» an der Zinggentorstrasse 2 entfernt. Dort hatte Bischof Eugène Lachat im Jahre 1878, fünf Jahre nach seiner Vertreibung aus Solothurn, im Kulturkampf sein provisorisches Priesterseminar eingerichtet. Er mietete zu diesem Zweck ein der Familie Pfyffer von Altishofen gehörendes Haus, damals Dépendence des Hotels National. Und so schliesst sich der Kreis; 1878 und 2013 als wichtige Eckdaten in der Geschichte des Priesterseminars der Diözese Basel.

 

1 Vgl. Alois Steiner: 125 Jahre Priesterseminar des Bistums Basel St. Beat. Luzern 2003, .

2 E bd., 71 ff.

3 Vgl. Aram Mattioli / M arkus Ries: «Eine höhere Bildung thut in unserem Vaterlande Noth». Steinige Wege vom Jesuitenkollegium zur Hochschule Luzern. Zürich 2000, 8 4, 92 (dort weitere Literatur).

4 Steiner, Priesterseminar (wie Anm. 1), 81.

5 E bd., 94.

6 E bd., 97 f.

Alois Steiner

Der promovierte Historiker Alois Steiner lehrte am Zentralschweizerischen Technikum (heute Hochschule Luzern) und an der Universität Freiburg (CH ).