Reizwort Kirchenmanagement

Pius Bischofberger, Aufbruch und Umbruch. Plädoyer für ein nachhaltiges Kirchenmanagement. Mit einem Nachwort von Daniel Kosch. (Rex Verlag) Luzern 2014, 112 S.

Beim Stichwort Kirchenmanagement stehen einigen Christen die Haare zu Berge. Aber Nüchternheit ist angesagt, denn Kirche ist eben ein gottmenschliches Produkt, dessen göttlichen Anteil man dankbar annehmen und pflegen, den menschlichen aber nicht missachten soll. Darum erhebt der Betriebswirtschafter Pius Bischofberger seine Stimme zu einem "Plädoyer für ein nachhaltiges Kirchenmanagement", das verdient, angehört und beherzigt zu werden. Ganz nüchtern und doch engagiert schildert er die Entwicklung der Kirche in den letzten Jahrzehnten, die sehr gut mit dem Stichwort "Aufbruch und Umbruch" gekennzeichnet werden kann. Der Aufbruch begann nicht mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, wurde damit aber zu einem gesamtkirchlichen Anliegen. Und das führte mit grössster Selbstverständlichkeit zu einem Umbruch, der bei weitem noch nicht zu Ende ist. Wer ihn hartnäckig zu bremsen versucht, gerät in die Gefahr eines Abbruchs, den beileibe kein vernünftiger Mensch will.

Die Kirche ist schlicht und einfach (auch) eine Organisation, und zwar (im Fall der römischkatholischen und der orthodoxen Kirche) hierarchisch- monokratisch und nicht genossenschaftlichdemokratisch (im Fall der protestantischen Kirchen) aufgebaut. Man müsste vielleicht ergänzen, dass die orthodoxen Kirchen ihre Prägung synodal stark ausgleichen und dass die römische Kirche sich bemüht, die Kollegialität auszubauen. Aber keine Organisation, schon gar nicht von der Grösse der Gross-Kirchen, kommt um ein Management herum, nämlich um die Steuerung aller für diese Organisation notwendigen Funktionen.

Daniel Kosch, Generalsekretär der römischkatholischen Zentralkommission, hilft in einem tiefgründigen Nachwort "Kirche und Management " wie er sagt "Elemente gegenseitiger Annäherungen " aufzuzeigen: Beide Pole können sich wertvoll ergänzen. Der Autor des vorliegenden Büchleins hat sich in gewichtigeren Büchern schon früher zum Thema geäussert: "Kirchliches Management – Grundlagen und Grenzen" (Münster 2005) und, zusammen mit dem Churer Pastoraltheologen Manfred Belok, "Kirche als pastorales Unternehmen" (Zürich 2008). Die kleinere Schrift, versehen mit einem ermunternden Vorwort von P. Dr. Hansruedi Kleiber SJ, möchte die Aufmerksamkeit möglichst vieler Verantwortlicher wecken.

Dies geschieht auch mit einem Rückblick auf die Zeit, da diese Gedanken vorbereitet wurden. Wenn man es nicht selber erlebt oder in historischen Studien erarbeitet hat, kann man sich kaum vorstellen, mit welchen Schwierigkeiten prophetische Geister – es waren oft einfach nüchterne Zeitanalytiker – zu kämpfen hatten, um neuen Ideen zum Durchbruch zu verhelfen, und diese zwei Fronten stossen auch heute noch aufeinander. Wachsamkeit ist darum geboten, Pius Bischofberger hilft kenntnisreich dazu. "Begriffsbestimmungen" im Anhang und ein umfangreiches Literaturverzeichnis klären vieles auf und helfen weiter. Besonders zu loben ist auch die klare Sprache, die ohne unnötigen Fachjargon auskommt.

Iso Baumer

Iso Baumer

Dr. Iso Baumer, geboren 1929 in St. Gallen, studierte Sprach- und Literaturwissenschaft und war als Gymnasiallehrer in Bern und Lehrbeauftragter für Ostkirchenkunde an der Universität Freiburg (Schweiz) tätig. Er befasste sich früh mit Theologie und verfasste viele Publikationen zur westlichen und östlichen Kirchengeschichte (religiöse Volkskunde, Ostkirchenkunde).