Pfadi als Wegzeichen für die Kirche und Gesellschaft

In der Schweiz gehören – im Gegensatz zu vielen Ländern, in denen es konfessionell neutrale und konfessionelle Verbände gibt – alle «offiziellen» Pfadi der Pfadibewegung Schweiz (PBS) an. Innerhalb der PBS versteht sich der Verband kath. Pfadi VKP als Arbeitsgemeinschaft.

Alle Pfadi-Abteilungen des VKP sind zugleich Abteilungen der PBS und orientieren sich an deren Grundlagen. Sie unterscheiden sich nicht darin, wie sie Pfadi machen, sondern durch ihre strukturelle Verknüpfung mit einer Pfarrei: «Viele Pfarreien haben erkannt, dass die Pfadi eine bewährte und erfolgreiche Methode ist, verbandliche Kinder- und Jugendarbeit zu fördern.» Mit dem Angebot des Präses «nehmen sie den diakonischen Ansatz der Jugendarbeit ernst und anerkennen, dass die Pfadi in ihren Aktivitäten und Lagern echter Vollzug von Kirche ist.»1 In der Verbandszeitschrift KOMPASS 5/66 stand: «Durch regionale Präsides-Tagungen hat er (Josef Pfammatter v/o Pfami; Verbandspräses 1961– 66) bei den Seelsorgern/Geistlichkeit das Wohlwollen für die, nicht selten als ‹wenig katholisch› eingestufte, Pfadfinderarbeit geweckt.»2

Ideen-Tankstelle und Arbeitshilfen3

Seit vielen Jahrzehnten erstellt der VKP mit grossem ehrenamtlichem Engagement ein umfassendes Angebot für die Pfarreien und Pfadi-Abteilungen, Präses und Pfadileiter/innen. Es umfasst die Erarbeitung von Hilfsmitteln, Aus- und Weiterbildungen und Beratung. Seit den 1980er-Jahren kann diese Arbeit Dank erhöhter Beiträge von FO, DOK und RKZ durch teilzeitangestellte Verbandsleiter und Verbandspräses unterstützt werden. Abwechslungsreiche Aktivitäten führen zu vielfältigen und prägenden Erlebnissen. Sie bieten Gelegenheiten, gemeinsame Erfahrungen zu reflektieren und spirituell zu benennen.

Die Spiritualität im VKP «ist primär eine franziskanische, dem praktischen Leben zugewandte, handgreifliche Spiritualität. Achtung vor der Schöpfung, Rücksicht auf die Bedürfnisse des Mitmenschen und der Gemeinschaft, achtender Umgang mit dem eigenen Körper und den eigenen seelischen und psychischen Kräften sowie die Offenheit für die Geheimnisse des Lebens, werden konkret gelebt.» Die «Verbandsjugendarbeit schafft darüber hinaus immer wieder geschützte Orte, Zeiten und Räume, die zu Deutungen und zur Feier einladen. Die Spiritualität der Jugendarbeit ist von einem mystagogischen Ansatz her zu entwerfen, der davon ausgeht, dass Gott im Leben der Kinder und Jugendlichen immer schon anwesend ist» und diese auf vielfältigste Weise den Spuren Gottes nachspüren dürfen.4

Ziele der Pfadi und Animation Spirituelle

Diese Form der Spiritualität entspricht den Grundlagen der PBS, deren Ziel die ganzheitliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen ist, wobei sich die Ganzheitlichkeit in fünf Beziehungen (zur Persönlichkeit, zum Körper, zu den Mitmenschen, zur Umwelt und zum Spirituellen) ausdrückt.5 In Aktivitäten werden diese Beziehungen mit geeigneten Methoden gefördert. Dem VKP liegt die Förderung der Beziehung zum Spirituellen für alle Pfadi am Herzen; oder wie im Leitbild des VKP zu lesen ist: «Wir erbringen unsere Angebote auf christlichem Hintergrund – katholisch und in ökumenischer Offenheit.»6

Da Erlebnisse eine wichtige Rolle spielen, hat der VKP über viele Jahre hinweg eine Methode entwickelt, die das Spirituelle – Gott und Grundwerte – erfahrbar zu machen versucht: Animation Spirituelle (Anispi). Anispi ist genau das, was Pfadi ausmacht: animierte Selbsterfahrung und Auseinandersetzung im Bereich des Glaubens und der Werte. Animation Spirituelle hat viele Formen. Zu denken ist an Rituale und Traditionen, an Pfadigesetz und -versprechen, an den Stufenübertritt, an (Lager-)Gottesdienste, an die Pfaditaufe, an stille Momente zum Tageseinstieg und -abschluss. All dies ist im Pfadialltag eingebettet und damit in der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen verankert.7

Teil der katholischen Kirche

Als Berater/in und Animator/in kommt den Präses8 eine bedeutende Funktion zu. Sie können hervorragende Botschafter/innen sein, wenn sie den notwendigen Rückhalt der Kirchen- und Pfarreiverantwortlichen erhalten und die Pfadi-Abteilung sich der Pfarrei zugehörig fühlt. Eine allzu eng gefasste Kirchlichkeit der Leitenden steht dabei nicht im Vordergrund: Sie leisten in der Kinder- und Jugendarbeit einen wesentlichen diakonischen Beitrag der Pfarreien an dieser Welt. Dafür engagiert sich der VKP in verschiedenen kirchlichen Gefässen wie z.B. im ForModula-Bildungsgang Jugendarbeit, bei der Herausgabe der Adventskalender für Jugendliche und junge Erwachsene und im Kompetenzzentrum Jugend. Und dabei zählt noch immer, was Bi-Pi, der Gründer der Pfadibewegung, in seinem Abschiedsbrief schrieb: «Der wahre Weg, um Glück zu erlangen, besteht darin, andere Menschen glücklich zu machen. Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als Ihr sie vorgefunden habt.»

 

1 Beat Niederberger/Bibi: VKP und Kirche – www.vkp.ch

2 Siehe dazu KOMPASS 1/2008

3 Rolf Steiner/Plato: Vom Dachverband im Vereins-katholizismus zur Ideen- Tankstelle – www.vkp.ch

4 Siehe Anm. 1

5 PBS: Pfadiprofil – die pädagogischen Grundlagen der Pfadibewegung Schweiz, Bern 2010, www.pbs.ch

6 VKP-Leitbild – www.vkp.ch

7 Animation Spirituelle in der Pfadi, Luzern 2017. www.shop.vkp.ch

8 Präses sein in der Pfadi, Luzern 2017. www.shop.vkp.ch

Dieter Müller-Flury

Dieter Müller-Flury / Trompete ist ehrenamtlicher Vizepräsident des Verbandes Kath. Pfadi VKP (Verbandsleiter 1985–1989) und Gemeindeleiter der Pfarrei St. Stefan Wiesendangen.