Minipastoral ist Beziehungsarbeit

Am 10. September 2017 treffen sich – organisiert von der DAMP1 – rund 8000 Kinder und Jugendliche zum siebten Deutschschweizer Minifest in Luzern, einem fröhlichen Treffen mit Spiel, Spass und Begegnung.

Das Minifest ist nur eines der Angebote der Deutschschweizerischen Arbeitsgruppe für Minipastoral (DAMP). Seit 1984 organisiert die ehrenamtliche Arbeitsgruppe Kurse für Minileitende oder Tagungen für Präses. Ebenfalls koordiniert die DAMP die Schweizer Delegation für die internationale Miniwallfahrt nach Rom, die alle drei bis fünf Jahre stattfindet. Zudem gibt die DAMP Hilfsmittel für die Arbeit mit Minis heraus. Die Spiele sind auch im Religionsunterricht einsetzbar.

Minipastoral ist Kinder- und Jugendarbeit

Die Minipastoral hat einen wesentlichen Vorteil gegenüber der kirchlichen Jugendpastoral im Allgemeinen: Sie ist von ihrem Auftrag her schon kirchlich, denn die Minis stehen jedes Wochenende bei ihrem Dienst im Altarraum und werden daher zu Recht als «Elite» der kirchlich sozialisierten Jugend angesehen. Wenn ich bei Leiterkursen der DAMP die Teilnehmenden mit Jugendlichen vergleiche, die sich in anderen Jugendorganisationen engagieren, bemerke ich kaum Unterschiede. Minis sind ganz normale Kinder und Jugendliche, die nicht braver oder frömmer sind. Sie haben die gleichen Wünsche und Interessen und teilen grundsätzlich die gleichen Fragen und Sorgen bezüglich ihres Lebens und Glaubens. Ziel der Miniarbeit muss es deshalb sein, die jungen Menschen in ihrer Lebens- und Glaubenssituation anzusprechen und zu begleiten.

In den Pfarreien wird viel in die Miniarbeit investiert – so gibt es eine Person, die das Amt des Minipräses innehat. Dies ist eine anspruchsvolle Aufgabe, wenn man sie ernst und wirkungsvoll wahrnehmen will. Präsesarbeit bei den Minis ist vor allem Beziehungsarbeit.

Kirchliche Jugendarbeit ist Glaubensbegleitung

Das Ziel der Pastoralarbeit ist, Menschen auf ihrem Glaubensweg zu begleiten und zu unterstützen. Für die Jugendpastoral ergeben sich diesbezüglich besondere Herausforderungen. Ein Bild, das mir in diesem Zusammenhang sehr gefällt, ist eine Vase. Mit viel Sorgfalt wird sie aus Ton geformt und gestaltet. Der Zweck einer Vase ist klar definiert. Sie dient als Gefäss für Blumen. Verglichen mit der religiösen Erziehung junger Menschen heisst das: Die Kirche investiert enorm viel in die Glaubensprägung der Kinder in der Primarschule. Katechese ist in jeder Pfarrei aus kirchlicher Sicht unumstritten. Im Religionsunterricht nehmen die Kinder den Glauben, der ihnen präsentiert wird, weitgehend ungefiltert an. Es gibt ein Sakrament, das diese Glaubensvermittlung alle Jahre aufwendig und schön darstellt: die Erstkommunion. Mit Begeisterung machen die Zehnjährigen mit und stehen in ihrem weissen Gewand vor dem Altar.

«Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht!» Auch im Glaubensweg eines jungen Menschen kann es einen Bruch geben. Jugendliche hinterfragen auf dem Weg zum Erwachsenwerden alles. Auch den Glauben, der noch vor kurzem so harmonisch und schön in die Kinderwelt passte. Jugendliche sind nicht mehr bereit, den Glauben, der ihnen gezeigt wurde, ohne weiteres zu leben. Sie distanzieren sich. Um beim Bild der Vase zu bleiben: Die Vase zerbricht. Sie kann ihren Zweck nicht mehr erfüllen. Was wird nun mit den Scherben gemacht? Vielfach werden sie weggeworfen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Es bleibt nur noch die Erinnerung an die schöne Vase, sprich an ein schönes Erstkommunionfest.

Jetzt ist es Aufgabe der in der Jugendpastoral Tätigen, die Scherben nicht als Abfall zu behandeln, sondern als Material für etwas Neues, für etwas Persönliches. Ein Kunstwerk aus schönen Scherben, wie ein Mosaik, zeigt auf den Ursprung zurück, hat aber einen ganz anderen Zweck!

So entwickelt sich der Glaube eines Jugendlichen auch in eine ganz persönliche Richtung. Die Jugendlichen brauchen aber jemanden, der ihnen Unterstützung bietet, der ihnen zeigt, dass die Scherben ein wertvoller Rohstoff für etwas Neues sind. Als Begleitperson ist es nicht die Aufgabe, zu zeigen, wie das Mosaik auszusehen hat. Vielmehr ist es die Aufgabe, Techniken zu zeigen, wie das Mosaik entstehen kann. Im Pastoralen heisst das, die Jugendlichen zu begleiten, Hand zu bieten und gemeinsam das Gottesgeheimnis zu leben.

Am Minifest treffen sich viele junge Menschen, die ihre Scherben in den Händen halten. Schauen wir, die in der Minipastoral Tätigen, dass die Scherben nicht unachtsam weggeworfen werden, sondern begleiten wir die Jugendlichen, damit sie ein ganz persönliches Kunstwerk, ihren erwachsenen Glauben, bilden können.

 

1 Das Kürzel DAMP steht für Deutschschweizerische Arbeitsgruppe für Ministrant/-innenpastoral. Wenn im Beitrag von Minis die Rede ist, sind Ministranten und Ministrantinnen gemeint.

Felix Pfister

Felix Pfister ist Leiter der Arbeitsstelle DAMP in Luzern.