Glauben und Kirche in der katholischen Landjugend

kath. Landjugend

Wer in der Landjugend aktiv ist, hat meistens einen Sinn für Traditionen. Durch die Traditionen wissen wir, woher wir kommen und wer wir sind. Sie geben uns Halt und Orientierung in der Vielfalt der Welt. Traditionen, die uns überliefert wurden, werden geschätzt, aufrechterhalten oder, wo es nötig ist, erneuert. Die Kirche und ihre Rituale gehören zu diesen Traditionen, auch wenn die Bedeutung stets mehr abnimmt.

Geborgen fühlen wir uns, wenn wir umgeben sind von Familie, Freunden und Menschen mit ähnlichem Hintergrund und Denkweisen. Die Natur schenkt uns ebenfalls Geborgenheit, sei dies beim Wandern in den Bergen oder bei einem Spaziergang im Wald. Die Natur schenkt uns Momente, die uns helfen, die Gedanken zu ordnen, sich in ein Gleichgewicht zu bringen und nicht zuletzt sich mit Gott zu verbinden.

Verbunden mit Gott

Die Kirchen als Gebäude haben eine ähnliche Wirkung wie die Natur. Sie sind Orte, um sich zwischendurch zurückzuziehen, in eine andere Welt einzutreten und zur Stille zu kommen. Auch wenn heute nicht mehr viele Gottesdienste abgehalten werden, gilt die Kirche als Ort, wo man zur Ruhe kommt und sich auf grössere Dinge als sich selbst besinnen kann. Wenn wir Momente erleben, in denen wir nicht weiterkommen, wissen wir, dass ein Moment in der Kirche und die Verbundenheit mit Gott uns weiterhelfen werden. Tisch- und Abendgebete werden von vielen noch gesprochen. Spüren wir eine Angst oder Verzweiflung, wenden wir uns nicht selten an Gott und beten. Wenn eine grosse Freiheit spürbar ist oder Momente des Glückes uns erfüllen, wird auch dies mit Gott verbunden und es entsteht eine Dankbarkeit ihm gegenüber.

Gottesdienste werden meistens nicht als attraktiv erlebt. Erst in Bezug auf bestimmte Ereignisse wie Hochzeiten oder den Beginn eines Festes oder Kurses wird der Gottesdienst lebendig und als sinnvoll erlebt. An solchen Anlässen besucht man ihn auch gerne.

Beruf und Partnerschaft

Auf die Frage, was aus uns jungen Menschen wird, sind zwei Faktoren sehr zentral. Das Berufsfeld, welches mit dem Abschliessen einer Lehre definiert wird, wird sehr oft vertieft durch Weiterbildungen, bleibt aber im Allgemeinen ziemlich stabil. Der zweite wichtige Faktor ist die Partnerschaft. Mit einem Partner/einer Partnerin wird gemeinsam bestimmt, wo man sich niederlassen möchte. Was aus jemandem wird, ist nicht mehr von ihm alleine abhängig, sondern von seinem Umfeld, welches ihm wichtig erscheint. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Die Kirche als solche hat selten einen direkten Einfluss auf Lebensentscheidungen. Die uns umgebende Gemeinschaft hat jedoch einen starken Einfluss auf uns, besonders in Bezug auf den Glauben.

Kirche: Ort der Ruhe und der Reflexion

Wir glauben, dass Gott alle Menschen auf dieser Erde begleitet. Die Kirche ist oft der Ort, der uns hilft, sich dessen immer neu bewusst zu werden. In ihr finden wir einen Ort, an dem die grossen Dinge unseres Lebens, wie Hochzeiten oder Beerdigungen in ein grösseres Ganzes eingeordnet werden.

Die Kirche als Institution ist etwas, was uns begleitet. Sie führt uns nicht, denn die Verantwortung über die Gestaltung unseres Lebens übernehmen wir selbst. Jedoch kann und soll durch die Kirche und die Gemeinschaft der Glaubenden konkret werden, dass Gott uns Menschen begleitet. Die Kirche soll ein Ort der Ruhe und der Reflexion sein. Ein Ort, an dem man wieder Vertrauen zu sich selbst und der Welt finden kann und der hilft, das grössere Ganze im eigenen Leben und in der Welt zu sehen. Ein Ort, an dem man über sich hinausdenkt und sich mit Gott dem Schöpfer und dem grösseren Ganzen in Beziehung setzt. Ein Ort, der hilft, die wichtigen Dinge im Leben zu erkennen, und an dem die Kraft gefunden wird, diese auch zu leben.

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Die schweizerische Arbeitsgruppe der katholischen Landjugend (SAKLJ), bestehend aus zehn jungen Erwachsenen, organisiert jährlich zwei Kurse für Jugendliche und junge Erwachsene aus der ganzen Schweiz. In den Kursen werden gesellschafts-ethische und kirchlich-religiöse Themen behandelt, dazu werden jeweils Fachpersonen aus den verschiedensten Bereichen eingeladen. Die Kurse bestehen seit 45 Jahren. Siehe auch www.saklj.ch

Martin Föhn SJ

Martin Föhn SJ ist geistlicher Begleiter der Katholischen Landjugend und engagiert als Mitarbeiter bei der Katholischen Hochschulgemeinde aki in Zürich. Er beginnt im September ein Aufbaustudium in Theologie in Paris am Centre Sèvre.