Ökologie in Frauenklöstern

Frauen sind stärker für ökologische Themen in Kirche und Theologie engagiert, auch in der Schweiz. Antworten zum ökologischen Engagement von Orden und Kongregationen der (Deutsch)Schweiz finden sich mittels einer nicht repräsentativen Umfrage unter klösterlichen Gemeinschaften.

In keiner anderen Spiritualität spielt die Ehrfurcht vor der Schöpfung eine so grosse Rolle wie in der franziskanischen. Zwar findet sich in der Ordensregel des Franz von Assisi kein Hinweis darauf. Aber in seinen Schriften steht das Thema vielfach im Mittelpunkt. Das berühmteste Beispiel ist der Sonnengesang, ein sehr frühes Loblied auf die universelle Geschwisterlichkeit.

Franziskanische Ordensfamilie

Im Bereich der «franziskanischen Familie» der Deutschschweiz entstand kurz nach der Basler Versammlung Gerechtigkeit, Friede, Bewahrung der Schöpfung/GFS eine Arbeitsgruppe zu diesen Themen. Sie schuf die Website www.franziskanisch-gfs.ch. Dort werden im Zweiwochen-Rhythmus spirituelle Artikel und Impulse für das Handeln in Klöstern wie auch in einer breiteren Öffentlichkeit publiziert. Hier einige Einblicke in die ökologische Praxis von franziskanischen Frauengemeinschaften.

Die Ingenbohler Schwestern feiern während der Schöpfungszeit und der Fastenzeit Wortgottesdienste oder Vespern, um die Schöpfung zu thematisieren. Auf Stellwänden gibt es im Kloster Handlungsimpulse. Die Ingenbohler Grossküche verarbeitet zumeist regionale und fair gehandelte Produkte.

Die Menzinger Schwestern berichten von einer «relativ vielfältigen ökologischen Praxis»: «Diese geht von Abfalltrennung über Mitarbeiterschulung zur Sensibilisierung, Impulsreferaten für die Schwestern zu Themen wie Kleiderproduktion oder Nahrungsmittel, Einführung von Fair-Trade-Kaffee (schon vor vielen Jahren!), Bezug von Joghurt bei einer Bauerngenossenschaft anstatt bei Emmi, Bau einer Holzschnitzelheizung für halb Menzingen, Sanierung und Wärmedämmung unserer Häuser, Umstellung unserer Bauernhöfe auf Bio usw.»

Die Baldegger Schwestern liessen sich vom päpstlichen Rundschreiben «Laudato si» motivieren. Sie entwickelten die Idee, aufgrund des Sonnengesangs einen zwölfteiligen internen Weiterbildungszyklus zu gestalten mit dem Titel: «Berufen, Beschützerinnen der Schöpfung zu sein.» Die Schwestern im Luzerner Seetal erinnern daran, dass ihnen die oeku im Jahr 2006 den ersten Umweltpreis verliehen hat.

Die Antwort der Kapuzinerinnen im Luzerner Kloster Gerlisberg kann mit «Genügsamkeit» zusammengefasst werden: «Nicht immer Neues. Kleider werden getragen, bis sie ausgetragen sind. Die überwiegende Mehrheit unserer Möbel ist über 100 Jahre alt.»

Benediktiner

Dann zur benediktinischen Tradition. In Einsiedeln, wo nach der Katastrophe von Fukushima ein grosser Workshop über Energiefragen stattfand, wies der damalige Abt Martin Werlen darauf hin, dass Benedikt seinen Mönchen einen sorgfältigen Umgang mit allem, was ihnen anvertraut sei, ans Herz gelegt habe.

Nach einem Podiumsgespräch wurden Energiesparvorschläge präsentiert. Das Ziel war, durch Verhaltensänderungen 20 Prozent Energie zu sparen, z. B. durch die Verbesserung der Isolation.

Zum letzten Punkt gibt es eine amüsante Geschichte. Eine Studie über den Wärmeverlust im Kloster Einsiedeln hatte ein alarmierendes Ergebnis ergeben. Rund 40 Prozent der Heizenergie gingen verloren, vor allem wegen den alten, undichten Fenstern. Der Denkmalschutz verbot, sie zu ersetzen. Doch dann kam am 22. Juli 2010 der grosse Hagel, der über 300 Fenster zerschlug. Und der Denkmalschutz gab grünes Licht für neue Fenster.

Jesuiten und Dominikaner

Die Schweizer Jesuiten verbesserten bei den Renovationen ihrer Gebäude wie im Lasalle-Haus, Bad Schönbrunn und in Zürich die Energiebilanz. Eine weitere Massnahme: «Immer mehr Mitbrüder bemühen sich ernsthaft darum, bei der Teilnahme an Tagungen statt im Flugzeug mit dem Bus oder mit dem Zug zu reisen, selbst wenn die Reise so teurer wird.»

Aus der dominikanischen Ordensfamilie erhebt ein Dominikaner seine Stimme offen und ehrlich: «Im Sinn von Umwelt ist bei den Dominikanern in der Schweiz nicht viel los.» Besser sähe es bei den Frauen aus, bei den Dominikanerinnen, zum Beispiel im Kloster Ilanz. Das dortige Generalkapitel gab 2008 ökologische Empfehlungen ab zu Ernährung und Einkauf, zum Studium der biblischen Schöpfungsberichte und zum respektvollen Umgang mit Gottes Schöpfung. Dies könne «im Sinne des Predigerordens eine stumme Predigt sein».

Als Bilanz kann man festhalten: In den Orden und Kongregationen der Schweiz tut sich einiges in Sachen Ökologie. Es dürfte aber noch ein bisschen mehr sein.

 

Walter Ludin

Walter Ludin

Br. Walter Ludin ist Kapuziner und schreibt als Journalist BR für verschiedene Medien. Er lebt im Kloster Wesemlin in Luzern.