Nachhaltig und effizient in die Zukunft

Wo steht die Schweizer Landwirtschaft? Braucht es in Zukunft eine neue Landwirtschaftspolitik? Die SKZ lud Vertreterinnen und Vertreter dieser Branche zu einer Einschätzung ein.

 

Ökologisch an vorderster Front

von Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbands und Biobauer in Altstätten SG

Die Landwirtschaft ernährt die Menschen. Diese Aussage dürfte unbestritten sein. Wenn es darum geht, wie diese Landwirtschaft auszusehen hat, gehen die Meinungen auseinander. Grundsätzlich gilt: Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Weil Ananas gefragt sind, sind sie in unseren Läden das ganze Jahr über zu kaufen. Wem das Wohl der Ananasbauern am Herzen liegt, der kauft Fair-Trade-Ananas. Wenn das alle tun, gibt es schliesslich nur noch die Fair-Trade-Variante im Angebot. Dieser Mechanismus gilt auch für die Schweizer Produktion. Wenn alle Schweizerinnen und Schweizer einheimische Bioprodukte kaufen, dann produziert die Schweizer Landwirtschaft nur noch Bio. Aktuell liegt der Anteil am Schweizer Gesamtmarkt bei 12 Prozent. Sprich, etwa 15 Prozent sind Biobetriebe. Einer davon ist meiner. Weil der Absatz harzt, gibt es in verschiedenen Bereichen eine Überversorgung mit Bioprodukten. So kann Bio Suisse nicht mehr die ganze Biomilch als solche vermarkten. Vielmehr gelangt diese zum Normalpreis in den Nichtbio-Kanal. Die betroffenen Biomilchbauern bleiben auf den Mehrkosten sitzen.

Einen Brennpunkt bildet der Pflanzenschutz. Aktuell führen wir eine intensive öffentliche Diskussion über Pflanzenschutzmittel. Im Fokus sind vor allem die synthetischen Mittel, die in der normalen Landwirtschaft zum Einsatz kommen, um Schädlinge, Krankheiten oder Unkräuter in den Kulturen zu bekämpfen. Gegen Unkräuter gibt es in den meisten Fällen alternative Methoden, wie das Hacken.1 Auch gegen einige Schädlinge kann mit natürlichen Feinden oder Mitteln vorgegangen werden. Aber es bleiben zahlreiche Schadorganismen, gegen die wir bis heute keine anderen Mittel haben als die chemische Variante – die mit zahlreichen verbindlichen Auflagen zum Schutz der Umwelt und der Gewässer verbunden ist. Und vergessen wir nicht: Die Bäuerinnen und Bauern geben das Geld dafür nicht zum Spass aus, sondern um die Ernte und damit unser Essen zu schützen. Die Abnahmevorschriften sind sehr streng. Eine Raupe auf einem Salat genügt, und der Abnehmer schickt eine ganze Lastwagenladung zurück.

Wie steht es um unsere Landwirtschaft? Dank der Schweizer Agrarpolitik und dem ökologischen Leistungsnachweis – das Einhalten ist eine Bedingung für den Erhalt von Direktzahlungen – gehört die Schweizer Landwirtschaft in Bezug auf die Umweltleistungen und den Tierschutz zu einer der weltweit führenden. Unterdessen dienen 16 Prozent unserer landwirtschaftlichen Nutzflächen der Biodiversitätsförderung. 83 Prozent der Milchkühe sind von Mai bis Oktober an mindestens 26 Tagen auf der Weide. Fast die Hälfte davon lebt in einem Freilaufstall mit permanentem Zugang zu einem Laufhof draussen an der frischen Luft. 96 Prozent der Hühner haben einen Wintergarten mit Tageslicht und frischer Luft zur Verfügung. Bei Hühnern und Schweinen haben wir Vorschriften zu den maximalen Tierbeständen, sodass es bei uns keine Massentierhaltung gibt.

Das importierte Futter stammt mehrheitlich aus Europa; Soja aus Übersee muss zertifiziert nachhaltig produziert sein. Wir verzichten auf Gentechnik, auf Hormone oder antimikrobielle Leistungsförderer. Der Einsatz von Antibiotika in der Nutztiermedizin ist in den letzten zehn Jahren um mehr als die Hälfte gesunken, jeder Einsatz wird in einer Datenbank festgehalten, um weiter zu optimieren. Auch beim Pflanzenschutz arbeiten wir an Verbesserungen. Unterdessen sind 40 Prozent aller eingesetzten Pflanzenschutzmittel biotauglich. Der Einsatz von chemischen Mitteln ging seit 2010 um 27 Prozent zurück, jener von Glyphosat sogar um 55 Prozent.

Brauchen wir eine neue Landwirtschaft? Müssen wir das System Landwirtschaft gänzlich neu denken? Ja, in gewissen Teilen braucht es eine Weiterentwicklung. Dies bitte aber nicht nur für die Schweiz. Unsere nahrungsbedingten Umweltauswirkungen fallen heute zu drei Vierteln im Ausland an. In der Schweiz sind wir in der bevorzugten Lage, dass wir noch ca. 6,8 Prozent unseres verfügbaren Einkommens für das Essen ausgeben. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Wir Schweizer Bäuerinnen und Bauern können langfristig nur das produzieren, was wir auch zu kostendeckenden Preisen verkaufen können. Jeder Kauf bestimmt folglich mit, welche Art von Landwirtschaft uns heute und in Zukunft ernährt.

 

Eine Agrarreform nach der anderen

von Liselotte Peter, Bäuerin und Vizepräsidentin des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes SBLV

«Ohne Vergangenheit keine Zukunft.» Dieser Satz muss zwingend über dem Thema «Landwirtschaft in der Zukunft» stehen. Mit bereits über 35 Jahren Berufserfahrung konnte und kann ich eine lange Zeit der neueren Entwicklung der schweizerischen Agrarpolitik hautnah miterleben. Das 20. Jahrhundert war von den Weltkriegen geprägt. Die Nachkriegszeit mit ihrem Protektionismus, nicht nur in der Schweiz, liess die Preise und die Mengen steigen, die technische Entwicklung machte immer weniger Arbeitskräfte nötig, die Bauernhöfe entvölkerten sich. 1992 wurde die Ära der Direktzahlungen eingeläutet. Sie löste das bisherige System der garantierten Produkteübernahme durch den Staat ab und liess die bisher kostendeckenden Preise in die Tiefe purzeln. Der per Volksabstimmung eingeführte Landwirtschaftsartikel 104 in der Bundesverfassung definierte die Aufgaben neu: Das Wort «Multifunktionalität» war geboren.

Seit dieser Zeit folgt Agrarreform auf Agrarreform, und die Bauernfamilien versuchen nach bestem Wissen und Gewissen, den ständig ändernden und zum Teil divergierenden Bedürfnissen der Politik und der Bevölkerung zu folgen und Rechnung zu tragen. Herausforderungen sind dabei die Liberalisierung des Handels, damit verbunden gesättigte Märkte und sinkende Produktepreise, knappe Bundesfinanzen usw. Die Hochpreis- und Hochkosteninsel Schweiz hat Auswirkungen auf die Landwirtschaft, denn alles kann irgendwo auf der Welt billiger produziert werden als bei uns. Der Einkaufstourismus boomt. Die Schweizer Landwirtschaft ist eine der am höchsten verschuldeten in Europa. Die Einkommen sind um durchschnittlich 30 Prozent niedriger als bei vergleichbaren Berufsgruppen.

Die Vergrösserung der Betriebe – trotz nach wie vor kleiner Strukturen der Parzellen – und immer weniger Arbeitskräfte führen zu Dauerüberlastung der Betriebsleiter und ihrer Familien. Die Suizidrate in der Landwirtschaft ist besorgniserregend, und bei den Unfallzahlen steht der Beruf seit langem auf dem Podest. Die heutige Landwirtschaft steht unter Dauerbeschuss. Den einen ist sie zu wenig effizient, die anderen möchten eine Ballenberglandwirtschaft. Für die einen stehen in den Ställen zu viele Tiere und es werden zu grosse Traktoren gefahren, für manche wird viel zu wenig auf die neuen Technologien gesetzt.

Was für eine Landwirtschaftspolitik braucht es nach 2020? Wenn wir Bäuerinnen und Bauern fragen, so möchten sie vor allem einmal ein bisschen Ruhe. Ruhe, um ihre Arbeit mit ihren Tieren und mit ihren Kulturen ohne Stress zu bewältigen und vor allem Ruhe vor dem Medienhurrikan, der seit längerem über den Bauernfamilien tobt. Ist dieses Staccato von Vorwürfen und Schuldzuweisungen gerechtfertigt? Den meisten in der Landwirtschaft Tätigen ist bewusst, dass die Natur mit all ihren Facetten geschont werden muss und dass auch Verbesserungen nötig sind. Was aber heute an Schlagzeilen in die Welt gesetzt wird, ist jenseits von akzeptabler Kritik. Da geht es oft weniger um die Sorge über die geschundene Umwelt, sondern mehr um Sensationsheischerei und um das Verstecken der eigenen Fehler. Oder: Wer nutzt denn nicht das Flugzeug für die Ferien? Wer hat zu Hause nicht das ganze Arsenal an den technisch neusten Handys, I-Pads, E-Books usw., hergestellt mit den seltensten Erdschätzen dieser Welt? Wer kauft nicht im Internet ein und lässt sich seine Produkte durch die ganze Welt bequem bis an die Haustür liefern?

Die Landwirtschaft macht ihre Hausaufgaben, denn sie sitzt mit ihrer Arbeit im Glashaus. Wo Probleme geortet werden, versuchen wir, sie zu lösen und uns zu verbessern, denn wir haben nach wie vor unseren Auftrag zu erfüllen, der uns von den Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern gegeben wurde, nämlich die Bevölkerung mit gesunden Nahrungsmitteln zu versorgen und damit zu verhindern, dass sie aus Ländern importiert werden, wo Armut und Hunger herrschen; den ländlichen Raum zu besiedeln, damit es auch für andere noch lebenswert ist, dort zu wohnen; die Pflege der Kulturlandschaft, denn sie trägt zum Bild der Schweiz bei und ermöglicht Tourismus; den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, damit auch unsere Enkelkinder noch Lebensmittel für unsere Bevölkerung produzieren können.

 

Bio zeigt den Weg

von Dr. Balz Strasser, seit November 2019 Geschäftsführer von Bio Suisse

In der Schweiz wird heute mehr als jeder siebte Quadratmeter Landwirtschaftsland biologisch bewirtschaftet. Über 7100 Höfe haben sich entschieden, ihren ganzen Hof mit allen Feldern und allen Tieren auf das bekannteste
agrarökologische System namens Bio umzustellen – Tendenz steigend. Es ist ein gesamtbetriebliches, umfassendes System nötig, um auf chemisch-synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel verzichten zu können. Bio ist ein solches. Es basiert auf sorgfältiger Pflege des Bodens, cleverer Fruchtfolge, geschlossenen Kreisläufen, hoher Biodiversität, Förderung von Nützlingen, robusten Tieren und Pflanzen und vielem mehr. Das Herz des Systems bilden die engagierten Betriebsleiterinnen und -leiter, die nachhaltig arbeiten wollen und weit mehr tun, als das Landwirtschaftsgesetz und die Bioverordnung verlangen. So hat die Delegiertenversammlung von Bio Suisse im Jahr 2017 beispielsweise beschlossen, dass ab 2022 Knospe-Betriebe bei Wiederkäuern nur noch maximal fünf Prozent Bio-Kraftfutter einsetzen dürfen. Sämtliches Futter wird ab diesem Zeitpunkt zudem aus Schweizer Knospe-Anbau stammen. Bio Suisse will damit die standortgerechte Wiederkäuerfütterung weiter fördern.

Den Bio-Bäuerinnen und -Bauern stehen Partner in Wertschöpfungsketten zur Seite, die sich mit Bio zur Nachhaltigkeit bekennen: Verarbeiter, Händler, Grossverteiler. Das wichtigste Glied in der Kette sind aber die Konsumentinnen und Konsumenten. Der Griff ins Ladenregal bestimmt, wie es auf den Feldern und in den Ställen aussieht – täglich. Dies ist so offensichtlich, dass es in der Politik häufig vergessen geht: Sie macht Agrarpolitik und nicht Politik für nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung. Über 3 Mrd. Franken betrug der Bio-Konsum 2018 (+13,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Das macht die Schweizerinnen und Schweizer zu Weltmeistern: Sie kauften pro Kopf und Jahr für 360 Franken Bio-Lebensmittel. 56 Prozent der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten greifen ein- bis mehrmals wöchentlich ins Bio-Regal. Diese letzte Zahl ist für mich die wichtigste – sie zeigt, wie vielen Leuten die nachhaltige und gesunde Ernährung wichtig ist.

Die Länder der Europäischen Union und viele Kantone haben erkannt, dass Bio eine wichtige Rolle spielen muss, wenn die Land- und Ernährungswirtschaft nachhaltiger werden soll. Bio ist eben mehr als der Verzicht auf Chemie. Und Boden, Wasser, Biodiversität und Klima profitieren ebenso wie die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt. Bio ist per Gesetz definiert. Alle Länder der EU und viele Kantone, nicht aber die Schweiz als Land, verfügen darum über «Aktionspläne Bio». Diese helfen den Landwirtinnen und Landwirten beim Umstieg, richten Direktzahlungen stärker auf Bio aus, verstärken Bio-Forschung, Bildung und Beratung, bilden Vermarktungsrahmen und fördern den Konsum z. B. in Schulen, Spitälern und Altersheimen. Ich würde mich sehr freuen über mehr Initiative der öffentlichen Hand. Mit einem nachhaltigen Engagement unserer Kantone und Gemeinden könnte der Absatz von Bio-Produkten deutlich erhöht werden. In Dänemark etwa kaufen knapp 80 Prozent der Bevölkerung Bio-Produkte, die Hauptstadt Kopenhagen verzeichnet sogar einen Anteil von 90 Prozent in den öffentlichen Kantinen. In Lausanne, Biel und Zürich weisen erfreulicherweise erste Signale ebenfalls in diese Richtung. Wir wünschen uns eine verstärkte integrale Förderung von nachhaltigen agrarökologischen Systemen, insbesondere einen Aktionsplan Bio für die gesamte Schweiz. Statt
einer produktionsorientierten Agrarpolitik wollen wir eine umfassende Politik für Landwirtschaft und Ernährung mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Gesundheit.


Zeit für einen tiefgreifenden Wandel

von Dr. Andreas Bosshard, Agrarökologe und Geschäftsführer von Vision Landwirtschaft

Die heutige Landwirtschaft ist alles andere als schöpfungs- und enkeltauglich. Aber wir haben es in der Hand, in den nächsten Jahren die entscheidenden Weichen zu stellen. Kein anderes Land hat so gute Voraussetzungen wie die Schweiz, um bei der Entwicklung einer produktiven und zugleich nachhaltigen Landwirtschaft eine Führungsrolle einzunehmen. Mit rund 4 Mrd. Franken jährlich verfügen wir flächenbezogen über fünf bis zehn Mal mehr staatliche Mittel für die Landwirtschaft als das umliegende Ausland. 1996 hat das Schweizer Volk mit einer Mehrheit von 78 Prozent den landwirtschaftlichen Verfassungsartikel 104 angenommen. Er besagt, dass die hauptsächliche Aufgabe dieses Mitteleinsatzes darin besteht, die Nachhaltigkeit der heimischen Landwirtschaft zu fördern und sicherzustellen.

Doch ein Grossteil der eingesetzten Steuergelder bewirken bis heute das pure Gegenteil: Er fördert eine ebenso umweltschädliche wie überintensive, unwirtschaftliche Produktion. Den grössten Teil der Rechnung werden die kommenden Generationen zu begleichen haben. Wir hinterlassen ihnen verdichtete, erodierte Böden mit irreversiblen Ertragseinbussen, eine extrem verminderte Biodiversität, pestizidbelastete und teils komplett ausgeräumte Landschaften. Auch wirtschaftlich sind die Auswirkungen gravierend. Das viele Geld hat die Bäuerinnen und Bauern in eine weltweit einzigartige Staatsabhängigkeit getrieben. Ihr durchschnittliches Einkommen ist heute kleiner als die ausbezahlten Direktzahlungen. Die Schweizer Landwirtschaft ist zu einem wirtschaftlichen Durchlauferhitzer geworden: Die staatlichen Milliarden fliessen durch die bäuerlichen Betriebe mehr oder weniger direkt weiter an eine weit verzweigte Agroindustrie. Sie verdient am Schweizer Agrarsystem Milliarden für die enormen Mengen an zugekauften Futtermitteln, Energie, Infrastruktur, Dünger, Pestiziden, Maschinen.

In vielen wichtigen Bereichen verletzt die Agrarpolitik der Schweiz seit Jahrzehnten und in hohem Ausmass Umweltrecht, beispielsweise bei den Pestiziden, bei der Biodiversität und bei den Stickstoff- und Ammoniakemissionen. Bei letzteren gehört die Schweizer Landwirtschaft flächenbezogen zu den grössten Emittenten weltweit. Nicht ein einziges der gesetzlich verbindlichen 13 Nachhaltigkeitsziele hat die Agrarpolitik bisher erreicht. Die bäuerliche Denkwerkstatt Vision Landwirtschaft hat in ihrem Weissbuch Landwirtschaft mittels Modellen durchgerechnet, was mit dem heutigen Agrarbudget möglich wäre, wenn es verfassungsgemäss für eine nachhaltige, effiziente Landwirtschaft eingesetzt würde. Etwas über 50 Prozent der heutigen Agrargelder müssten teils gestrichen, teils konsequent in Zahlungen für gemeinwirtschaftliche Leistungen umgelagert werden, beispielsweise für pestizidfreie Anbauverfahren, für die artgerechte Tierhaltung auf der Basis betriebseigener Futtermittel, für die Bewirtschaftung steiler Flächen oder für die Erhaltung der Biodiversität.

Würden die heutigen massiven Fehlanreize eliminiert und die Agrarpolitik konsequent verfassungskonform ausgerichtet, wären gemäss den Modellrechnungen nicht nur die Einkommen der Bäuerinnen und Bauern grösser. Praktisch alle Umweltdefizite der Landwirtschaft liessen sich innerhalb von 10 bis 15 Jahren beheben. In genau diese Richtung weist die Trinkwasserinitiative. Sie führt zwar noch nicht zu einem konsequent verfassungskonformen, nachhaltigen Agrarsystem, sie adressiert aber drei zentrale Stellschrauben. Wer Pestizide verwendet, Futtermittel importiert oder vorsorglich Antibiotika einsetzt, erhält keine Direktzahlungen mehr. Mit einer Annahme der Trinkwasserinitiative – dies bestätigen Modellrechnungen von Agroscope2 – würde die Agrarpolitik gezwungen, endlich Schritte in Richtung Problemlösung zu tun, welche die Politik auf Druck von Agroindustrie und Bauernverband in den letzten 20 Jahren weitgehend blockiert hat.

Die Zeit für einen grundlegenden Wandel ist gekommen. Der Unmut der Bevölkerung über die Fehlleistungen einer sehr teuren Agrarpolitik nimmt laufend zu. Die meisten Lösungen sind längst auf dem Tisch. Tausende von Bäuerinnen und Bauern zeigen bereits heute, dass eine nachhaltige Landwirtschaft möglich und sogar erst noch wirtschaftlicher ist. Weil sie wieder mehr aus dem eigenen Boden produziert und auf einen Grossteil der umweltschädlichen und teuren Hilfsmittel der Agroindustrie verzichtet. Sie gilt es in Zukunft konsequent zu unterstützen.

 

1 Beim Hacken werden mit festen, vibrierenden oder rotierenden Pflugscharen die Wurzeln der Unkräuter durchtrennt.

2 Schweizer Forschung für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt. www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home.html

 

 

 

 

BONUS

Folgende Bonusbeiträge stehen zur Verfügung:

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