SKZ: In der heutigen Zeit eine Zeitschrift zu gründen, ist nicht einfach. Weshalb ist das Team von «transformatio;» von seiner Idee überzeugt?
Birgit Jeggle-Merz: In der Theologie nehmen wissenschaftliche Zeitschriften eine ganz wichtige Funktion wahr. Oftmals sind sie der erste Ort für die Veröffentlichung von neuen Erkenntnissen und Forschungsergebnissen. In ihnen spiegeln sich die theologischen Debatten und die Auseinandersetzungen über brennende Fragen der Zeit. Zudem beobachten wir, dass Seelsorgerinnen und Seelsorger immer weniger Zeit für das Studium von theologischer Literatur haben, sich aber gerne über wichtige Themen der Gegenwart fundiert informieren wollen. Eine Zeitschrift, die im Internet frei zugänglich ist, erscheint uns hier als eine geeignete Möglichkeit, Interessierte am theologischen Diskurs teilhaben zu lassen.
Bibel und Liturgie würde man im ersten Augenblick nicht zusammensehen. Wie entstand diese Zusammenarbeit?
Ihre Frage überrascht, besteht doch gerade zwischen Bibel und Liturgie eine fundamentale Verbindung. Für jede Liturgie, verstanden als Begegnungsgeschehen zwischen Gott und Mensch, ist grundlegend, dass sie aus dem Wort Gottes lebt. Es gibt keine Liturgie ohne Hören auf den Gott, der sich in der Schrift kundtut. Seit Anbeginn der Kirche kommt deshalb der Verkündigung zentrale Bedeutung für ihre gottesdienstlichen Versammlungen zu. So begründete das Konzil von Hippo 393 die Auswahl der einzelnen Bücher, die zur Bibel gehören sollen, mit der Verwendung der jeweiligen Schrift in der Liturgie. Das Redaktionsteam eint das Interesse, Gegenwartsthemen von Theologie und Gesellschaft aus dem Blick von Bibel, Liturgie und Kultur zu diskutieren und daraus Sinnressourcen und Orientierungshilfen zu erschliessen.
Die Ansprüche, die «transformatio;» an sich selbst stellt, sind sehr hoch…
Ja, natürlich! Unsere Zeitschrift soll relevant sein: für den wissenschaftlichen Diskurs, für die Seelsorge vor Ort, für alle, die sich für Fragen rund um Bibel und Liturgie interessieren. Das hohe Niveau sichert ein detailliertes Auswahl- und Peer-Review-Verfahren für die Grundsatzbeiträge. Dies ist insbesondere für Nachwuchswissenschaftler und -innen ausgesprochen wichtig. Im Wissenschaftsdiskurs der Gegenwart wird zudem der Anspruch erhoben, dass die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung ohne Beschränkungen zugänglich sind. «transformatio;» kann jeder und jede kostenfrei lesen.
Was erhofft sich das Team von «transformatio;»?
Wir hoffen auf eine interessierte Leserschaft.
«Das Semikolon erlaubt eine kleine Atempause, bevor es dem Leser das irritierende und irritierte Weiterlesen auferlegt und ihn an die Unsicherheit des Wissens erinnert» – so Ihr Intro. Wollen Sie die Leserschaft verunsichern?
Das Semikolon war zunächst eine Idee der Grafikerinnen. Es hat uns gefallen. Manchmal ist Irritieren tatsächlich hilfreich. Neue Zugänge können sich auftun. Andere Sichtweisen können bereichern und Eingefahrenes korrigieren helfen.
Interview: Rosmarie Schärer