«Letztlich sind wir alle eine Welt»

Nord-Süd-Partnerschaft oder Schweiz-Afrika − so heisst das Kooperationsprojekt des Pastoralraumes Region Brugg-Windisch mit der nigerianischen Pfarrei St. Theresa. Die involvierten Personen erläutern, was sie dazu bewogen hat und was sie erwarten.

SKZ: Welche Aspekte des «Gründungsgottesdienstes» vom letzten Oktober mit Live-Schaltung in die parallel abgehaltene Messe in Nigeria blieben bei Ihnen besonders haften?
Simon Meier (SM)1: Für mich sind es die geteilte Neugier und die geteilte Freude, die uns alle als Christinnen und Christen, Katholikinnen und Katholiken trotz sehr unterschiedlichen Lebensräumen und -träumen verbindet. Ich sehe die vielen dunklen Gesichter der Pfarreiangehörigen von St. Theresa Amauzari, die mit leuchtenden Augen wie gebannt auf die Leinwand schauten, noch heute vor mir.

In welchen Bereichen wird sich die Partnerschaft konkret entfalten?
Iris Bäriswyl (IB)2: Zu Beginn im Austausch über Liturgie und Katechese, aber auch in der Unterstützung der Infrastruktur. So schicken wir einen Beamer und fünf Laptops nach Nigeria, damit die Menschen dort Zugang zu moderner Kommunikation und Wissen bekommen. Zentral wird der Austausch über das alltägliche Leben sein. Etwa in einem Whatsapp-Chat der Ministrierenden oder einer Präsentation der Schülerinnen und Schüler der Oberstufe.

Wer wird in Brugg-Windisch die Partnerschaft tragen und wer in Nigeria?
IB: Bei uns ist es vor allem die «Gruppe faire Welt», die es seit nunmehr 50 Jahren gibt und den Benachteiligten dieser Welt in verschiedenen Projekten finanzielle Hilfe bringt. Die Partnerschaft mit Nigeria ist eines dieser Projekte, das in Zusammenarbeit mit dem dortigen Pastoralteam, einer Frauengruppe der Pfarrei, durchgeführt wird.

Was versprechen Sie sich von der Partnerschaft und was ist das Ziel?
IB: Wir haben beschlossen, ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen, weil wir daran glauben, dass wir dann als Brüder und Schwestern einem Leben in der Fülle näherkommen, wie es Jesus versprach.

SM: Gemäss Vereinbarung wollen wir einen Beitrag zum Ideal der geschwisterlichen Einheit auf Augenhöhe als Christinnen und Christen in einer Weltkirche leisten. Es geht um den interkulturellen Austausch und die Entwicklung des Gefühls, dass wir letztlich alle eine Welt sind. Wir haben die Möglichkeit, unseren Horizont zu weiten und uns empathisch auf ein Gegenüber einzulassen. Wer immer das auch ist und woher das Gegenüber auch kommt oder beheimatet ist.

Welche Voraussetzungen haben die Gründung der Partnerschaft begünstigt?
SM: Mit Ozioma Nwuchakwu stand in unserem Pastoralraum 2014 und 2015 ein nigerianischer Priester vor. Deshalb war St. Theresa Amauzari, die Oziama heute leitet, die naheliegende Wahl.

Was versprechen Sie sich von der Partnerschaft mit Brugg-Windisch?
Ozioma Nwuchakwu (ON)3: Wenn wir sehen und erleben, wie die jeweils andere Kirche lebt und ist, können wir voneinander lernen und einander im Glauben und im Leben bestärken. Echte Freundschaft ist Heilung und eine unablässige Würze für das Leben.

Wo liegen die grössten Unterschiede zwischen den beiden Pfarreien?
ON: Die pastorale, liturgische und katechetische Arbeit sind ziemlich gleich, auch die Organisation. Stärker als Brugg-Windisch stecken wir aber in einer Diaspora-Situation: Die Katholiken bilden nur rund 10 Prozent der Bevölkerung, und wir sind im Vergleich klein: nur gut 2200 Katholikinnen und Katholiken.

Wo haben Sie die grösste Herausforderung?
ON: Die afrikanische Kirche ist mehrheitlich immer noch eine westliche Kirche, also bestimmt von westlicher Kultur und Lebensweise. Sie muss sich daher der Arbeit der Inkulturation ihrer afrikanischen traditionellen Religion und Kultur in den christlichen Glauben stellen. Sie soll eine echte afrikanische Kirche werden – basierend auf afrikanischer Lebensauffassung und Kultur.

Was können die Schweizer von Ihnen lernen?
ON: Unsere Stärken liegen in der traditionellen Religion und Kultur: einer geistigen oder religiösen Lebensauffassung, die Profanes und Sakrales nicht trennt, die Gott als erste und letzte Ursache aller Dinge sieht und Sinn für die Familie und das Leben in Gemeinschaft hat.

Interview: SKZ

 

1 Simon Meier ist Pastoralraumleiter des Pastoralraumes Region Brugg-Windisch. www.kathbrugg.ch

2 Iris Baeriswil ist Sozialarbeiterin, zuständig für Gemeinwesenarbeit und Projekte im Pastoralraum Brugg-Windisch.

3 Dr. Ozioma Nwuchakwu studierte an der Universität Innsbruck Theologie und war mehrere Jahre lang Priester in der Schweiz, bevor er nach Nigeria zurückkehrte und dort die Pfarrei St. Theresa in Amauzari leitet.

 

BONUS

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