Lehrplan konfessioneller Religionsunterricht und Katechese

Die Erarbeitung eines kompetenzorientierten Lehrplanes für den konfessionellen Religionsunterricht (RU) und die Katechese (LeRuKa) nahm gut drei Jahre in Anspruch. Man war nicht sicher, ob dieser in nützlicher Frist entwickelt und von der Deutschschweizerischen Ordinarienkonferenz (DOK) zur Umsetzung freigegeben werden konnte. Doch: Das Ziel wurde erreicht.1

Der neue Lehrplan beschreibt nun die pädagogische Begründung des konfessionellen Unterrichts im veränderten Kontext von Gesellschaft und Schule. Die Begründung ist entscheidend, will die Kirche im Rahmen des schulischen Kontextes den eigenen Unterricht umsetzen. Sie wird damit zum pädagogisch legitimierten Bildungspartner für die Schule und instrumentalisiert diese nicht für die kirchlichen Sozialisationsansprüche.

Verschiedene Lernorte

Auch werden dadurch die verschiedenen Lernorte klar getrennt. Der konfessionelle Unterricht wird ganz im Sinne des Leitbildes Katechese im Kulturwandel verstanden und vermittelt gesamtheitliches Glaubenswissen, wobei der Lernort entweder die Schule oder die Pfarrei sein kann.2 Es geht um die Grundkompetenz der fachlichen Orientierung in der christlichen Religion und die Förderung eines mündigen Christseins. Bezüglich der Sozialisation in die Kirche beschreibt der Lehrplan Bedeutung und Funktion der Katechese ausserhalb des schulischen Kontextes, innerhalb der Pfarrei oder von Pastoralräumen. Er lässt erweiterte Entwicklungen zu.

Kompetenzorientierung im Lehrplan

Der neue Lehrplan ist kompetenzorientiert aufgebaut und zeigt, wie Kinder und Jugendliche eigene religiöse Kompetenzen erwerben können.3 Dazu gehören verschiedene Ressourcen wie kognitives Vermögen, Wissen, Haltung und praktische Fertigkeiten. Festzuhalten ist, dass es bei den Kompetenzen um mehr als nur um messbares Wissen oder Anwenden von praktischen Fertigkeiten geht. Sie beziehen sich wesentlich auf die Förderung der eigenen Persönlichkeit. Im Lehrplan sind mit «Identität entwickeln», «religiöse Ausdrucksfähigkeiten erwerben» und «christliche Werte vertreten» jene drei Kompetenzbereiche beschrieben, die für den kirchlichen RU die Grundlage bilden. «Kirchliche Gemeinschaft aufbauen», «katholischen Glauben feiern» und «christliche Spiritualität leben» bilden die entsprechenden Kompetenzbereiche für die Katechese.

Kompetenzen und Inhalte

Die einzelnen Kompetenzen werden anhand definierter Inhalte erarbeitet und aufgebaut. Dazu sind entsprechende Hilfestellungen zum Lehrplan entwickelt worden. Die Hilfestellungen selbst sind nicht verbindlich, sondern dienen als Grundlage, damit vor Ort, in den einzelnen pastoralen Einheiten, entsprechende Anpassungen und Ergänzungen gemacht werden können. Damit können situationsspezifische Voraussetzungen berücksichtigt werden. Trotzdem wird es möglich, eine gemeinsame Ausrichtung und gegenseitige Förderung von religionspädagogischen Entwicklungen zu erreichen. Entsprechend laufen bereits jetzt die Arbeiten auf den verschiedenen Fachstellen oder in Fachgremien, wobei auch die regionale Zusammenarbeit aufgebaut oder die ökumenische Zusammenarbeit im Blick auf den Religionsunterricht gestärkt wird.

Niveaudifferenzierte Aufgaben

Die Kompetenzorientierung fordert eine erweiterte Aufgabenkultur. Gerade innerhalb der religionspädagogischen Tradition wurden in den vergangenen Jahrzehnten bereits viele Ansätze entwickelt. Das entscheidend Neue wird nun in der Entwicklung von niveaudifferenzierten Aufgabenstellungen liegen, die zur Erreichung der einzelnen Kompetenz beitragen. Hier liegt einer der springenden Punkte für die faktische Umsetzung des Lehrplanes, sei es für den RU oder die Katechese. Die Differenzierung nimmt die verschiedenen Voraussetzungen der Kinder und Jugendlichen auf und ermöglicht bei ihnen den Prozess der Kompetenzerreichung.

Kompetenzen im Lehr-Lern-Prozess

Für das Gelingen eines entsprechenden Lehr-Lern- Prozesses sind die fachlichen, sozialen, spirituellen Kompetenzen der einzelnen katechetisch Tätigen und Religionslehrperson massgebend. Im Lehrplan wird deshalb auf die Bedeutung der Weiterentwicklung in diesen Kompetenzen hingewiesen. Dafür braucht es weiterhin die entsprechenden Aus- und Weiterbildungsgefässe.

Neue Perspektiven entwickeln

Der neue Lehrplan bietet entscheidende Grundlagen, die Entwicklungen im Bereich des Religionsunterrichts und der Katechese zu stärken und neue Perspektiven zu entwickeln. Der Lehrplan wird so nicht zum engen Korsett, sondern zu Legitimation zukunftsorientierter Arbeit in Schule und Pfarrei.

 

1 Vgl. «Konfessioneller Religionsunterricht und Katechese – Lehrplan für die Katholische Kirche in der Deutschschweiz» (LeRuKa), abrufbar unter www.reli.ch/netzwerk-katechese

2 Leitsatz 8: «Kirchlich verantworteter Religionsunterricht an der Schule: Für die Schule kann kirchlich verantworteter Religionsunterricht einen wichtigen Beitrag zum Bildungs- und Erziehungsauftrag sowie zur Schulkultur leisten. Kirchlich verantworteter Religionsunterricht dient der Vermittlung eines ganzheitlichen Glaubenswissens.» Leitbild Katechese im Kulturwandel (2009), DOK, 4.

3 Die einzelnen Bereiche sind in je fünf Zyklen in einzelne Kompetenzen unterteilt: Zyklus 0 Kontext 0–4 Jahre, Zyklus 1 Alterssegment 5–8 Jahre, Zyklus 2 9–12 Jahre, Zyklus 3 13–15 Jahre, Zyklus 4 16–18 Jahre.

Guido Estermann

Dr. Guido Estermann leitet die Fachstelle Bildung-Katechese-Medien in Baar (ZG) und ist Mitglied der Projektgruppe LeRuKa.