Kreativ neues Leben eingehaucht

Mit dem Erscheinen der revidierten Einheitsübersetzung wurden unzählige «alte» Bibeln überflüssig.
Doch wohin mit ihnen?

Das Projekt «Von der Botschaft Gottes zu Boten Gottes» erreichte den 3. Platz. (Bild: Christine Wittkowski)

 

Das Religionspädagogische Institut (RPI) und das Schweizerische Katholische Bibelwerk nahmen diese Frage zum Anlass, unter dem Motto «transformiert statt ausrangiert» den Wettbewerb «bibelwerken» zu starten. Dabei sollte aus mindestens zwölf Bibeln etwas Neues erschaffen werden. Die Resultate waren vielfältig und bunt. So schwebten in einer Kirche 1000 aus Bibelseiten gefaltete Kraniche. Ein anderes Projekt brachte die Bibeln in Form von Kerzen, Christbaumschmuck oder Engeln in die Kirche. Zu sehen war auch eine Wand, die mit der Bibel tapeziert wurde – hier hat man wahrlich das Wort Gottes vor Augen. Ein Bett, das auf mehreren Bibeln steht, versinnbildlicht Psalmvers 63,7: «Wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich, wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach.»

Die 8. Klasse der Pfarrei Heiliggeist in Basel hat das Projekt «Von der Botschaft Gottes zu Boten Gottes» eingereicht. Aus alten Bibeln wurden Engel in allen Varianten geformt. Doch nicht irgendwelche Engel! Jeder Engel steht für eine biblische Geschichte. Die Religionslehrerin, Christine Wittkowski, hatte die Idee dazu und konnte ihre Schüler dafür begeistern. Ganz einfach war die Situation nicht, da die Schüler dieser Klasse aus acht Schulhäusern kamen und sich vorher noch nicht gekannt hatten. «Sie mussten sich im Laufe des Jahres erst zusammenfinden. Das Projekt hat massgeblich dazu beigetragen», erklärt Wittkowski. Zunächst setzten sich die Schüler intensiv mit der Bibel auseinander. Danach wählten alle eine biblische Geschichte aus, die ihnen wichtig war. Einige kannten bereits Texte aus der Bibel, andere wählten aus den Texten aus, die sie im Unterricht gehört hatten. «Bei einigen habe ich im Gespräch darüber, was ihnen im Glauben wichtig ist, einige Stellen vorgeschlagen, von denen ich dachte, dass sie passen könnten», erinnert sich Wittkowski. «Einer Schülerin war Gerechtigkeit im Glauben sehr wichtig. Aus verschiedenen Vorschlägen hat sie sich dann für einen Text aus der Bergpredigt entschieden.»

Die «Botschafter Gottes» kamen in einer Roratefeier zum Einsatz, aber auch in der klasseninternen Adventsandacht und im Neujahrsgottesdienst des Taizé-Treffens. Im Religionsunterricht spielen sie weiterhin eine Rolle, wenn ein biblisches Thema behandelt wird, das zu einem der Engel passt. «So war z. B. bei einer Osterlektion der ‹Emmausengel› dabei und beim Versöhnungsweg der ‹Engel vom barmherzigen Vater›», erzählt Wittkowski.

Auch das Österreichische Katholische Bibelwerk führte einen Wettbewerb durch. Hier wurden Bibeln z. B. zu Meditationshockern umfunktioniert oder führten als «Stairway to heaven» hoch in die Kirche hinauf. Die «alte» Einheitsübersetzung hat noch nicht ausgedient, sie bringt noch immer Menschen in einen Dialog.

Rosmarie Schärer

 

Weitere Informationen
zu den Projekten unter:
www.bibelwerken.ch und
www.bibelwerk.at/wettbewerb