Kompetenz mit Leuchtkraft

Am Spätnachmittag des 16. Septembers 2015 wurde am St. Karliquai 12 in Luzern der offizielle Start des Kompetenzzentrums Jugend der römisch-katholischen Kirche der Deutschschweiz (KOJ) begangen. Das Kompetenzzentrum für pfarreilich orientierte Kinder- und Jugendarbeit umfasst die Verbände Jungwacht Blauring Schweiz (Jubla) und Verband katholischer Pfadi (VKP) sowie die Deutschschweizer Arbeitsgruppe MinistrantInnenpastoral (DAMP) und den Verein der Deutschschweizer Fachstelle für offene kirchliche Jugendarbeit. Zum Auftrag des Kompetenzzentrums Jugend gehören Innovation und Grundlagenarbeit, Aus- und Weiterbildung sowie die Funktion der Ansprechpartnerin für die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit nach innen und aussen. Die Koordinationsgruppe (KOG) bilden derzeit Thomas Boutellier, Verbandspräses VKP, Urs Bisang, Bundespräses Jubla Schweiz, Felix Pfister, Leiter der Arbeitsstelle DAMP, und (bis Ende September 2015) Dorothee Foitzik, Deutschschweizer Fachstelle für offene kirchliche Jugendarbeit.

Zahlreiche Gäste

Die Koordinationsgruppe hatte zum Startanlass eingeladen, und die Gäste waren zahlreich erschienen. Neben Vorstandsmitgliedern der beteiligten Vereine und Organisation konnte die KOG den Präsidenten der Deutschschweizerischen Ordinarienkonferenz (DOK), Dr. Martin Kopp, den Jugendbischof für die deutschsprachige Schweiz, Dr. Marian Eleganti, und die Vertreterin des Bistums Basel, Birgitta Aicher, begrüssen. Sie alle brachten ihr Interesse und ihre Wertschätzung für die nun im Kompetenzzentrum zusammenarbeitenden Verbände und Vereine zum Ausdruck. Des Weiteren waren vertreten die Gremien der Mitfinanzierung von FO/RKZ durch Geschäftsführer Dr. Daniel Kosch, das Religionspädagogische Institut der Universität Luzern durch Eugen Trost und die Hausherrin Jugendheimverein durch Markus Kappeler sowie Organisationen und Fachstellen aus dem Netzwerk des KOJ: Verein Deutschschweizer JugendseelsorgerInnen (Juseso-Verein), Verein «Bildungsgang Kirchliche Jugendarbeit mit Fachausweis nach ForModula» und Fachbereich Pastoral kirchliche Jugendarbeit der katholischen Landeskirche Luzern.

Die Mitglieder der Koordinationsgruppe boten einen kurzen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Kompetenzzentrums Jugend sowie in den Prozess der Strukturentwicklung und Namensfindung. Sie informierten über die bereits greifenden Wirkungen, sei es im informellen Austausch im Haus selbst, durch die gut funktionierende Zusammenarbeit in der Koordinationsgruppe oder die Kooperationen im Bereich Administration. Den Anwesenden wurde das Organigramm des KOJ präsentiert, und sie wurden über die Entwicklung einer Zusammenarbeitsvereinbarung informiert. Einen Ausblick erhielten sie auf die sogenannten Foren, zu denen ab 2016 Partnerinnen und Partner aus Wissenschaft und verschiedenen Institutionen zur Arbeit an fachlichen Themen geladen werden sollen.

Lange Tradition am St. Karliquai

Markus Kappeler vom Jugendheim-Verein nahm in seinem Grusswort Bezug auf die Geschichte der Räumlichkeiten am St. Karliquai 12 in Luzern und machte so deutlich, dass hinter den aktuell an diesem Ort wirkenden Fachpersonen eine lange Tradition des kirchlichen Engagements für Kinder und Jugendliche steht. Als ein zentrales Kriterium des Engagements bezeichnete Kappeler die Flexibilität und Offenheit, jeweils dem gesellschaftlichen und kirchlichen Wandel zu begegnen, und er wünschte den Mut zum «Immer-wieder-anders-Sein». Der Jugendbischof für die deutschsprachige Schweiz, Dr. Marian Eleganti, lobte die hohe fachliche Qualität der Arbeit der im Haus versammelten Fachstellen und betonte die gemeinsame Verantwortung auch für die explizite Glaubenskommunikation mit Kindern und Jugendlichen. Dr. Daniel Kosch, Geschäftsführer der Gremien von FO/RKZ, verwies in seiner Ansprache darauf, dass der Anstoss zum Zusammenschluss von diesen Gremien ausgegangen war. Er sprach seine grosse Anerkennung dafür aus, dass dieser Anstoss so konstruktiv aufgenommen und eigenständig umgesetzt worden ist – «… und das erst noch ohne hohe Forderungen bezüglich zusätzlicher Geldmittel».

Was ist Kompetenz?

Anschliessend leuchtete er die Bedeutungsvielfalt des Begriffs Kompetenzzentrum aus. Wir zitieren an dieser Stelle den Redeteil zum Begriff der «Kompetenz»: «Das heute sehr beliebte Wort ‹Kompetenz› hat mindestens einen doppelten Sinn: Kompetent ist, wer zu etwas fähig und in der Lage ist, also wer etwas kann. Diese Kompetenz ist ihrem Träger, ihrer Trägerin eigen. Kompetent ist aber auch, wem ein Recht oder eine Zuständigkeit eingeräumt wird, also wer etwas darf. Diese Kompetenz ist dem Träger/der Trägerin nicht eigen, sondern zugeschrieben. Wo Kompetenz nur in einem der beiden Wortbedeutungen vorhanden ist, wird es schwierig. Wer etwas kann bzw. könnte, aber nicht darf, ist in der Wahrnehmung seiner Aufgaben und Möglichkeiten eingeschränkt. Er ist zwar kompetent, hat aber die nötige Kompetenz nicht. Und wer zwar etwas darf, es aber nicht kann, ist in Gefahr, Schaden anzurichten. Er hat zwar eine Kompetenz, ist aber nicht kompetent. Beides gibt es im kirchlichen Kontext: Viele Menschen könnten und möchten zwar gewisse Aufgaben wahrnehmen, dürfen es aber nicht. Und andere haben zwar aufgrund ihres Amtes die erforderliche Kompetenz, sind aber nicht fähig, ihre Aufgabe wahrzunehmen.»

Im Kontext der Arbeit, die hier geleistet wird, ist diese Überlegung in doppelter Hinsicht wichtig: Einerseits für die Verantwortlichen der Organisationen, die hier tätig sind. Sie haben schon oft gezeigt, dass sie die nötigen Kompetenzen im Sinn von Fähigkeiten haben – und sie haben für ihre Arbeit auch den erforderlichen Auftrag, sie sind für das zuständig, was sie tun. Wichtig ist die Doppelbedeutung von Kompetenz aber auch für die Kinder und Jugendlichen, die ihnen anvertraut sind: Damit sie ihren Weg ins Leben gut gehen können, brauchen auch sie Kompetenzen im Sinn von Fähigkeiten und Können, aber auch Kompetenzen im Sinn der Erlaubnis, des Vertrauens, der Ermutigung, zu tun, was sie können. Sie brauchen Menschen, die ihnen sagen: «Tut und wagt, was ihr könnt, bleibt nicht hinter euren Möglichkeiten zurück.» Der darauf folgende Apéro bot Gelegenheit zur Begegnung und zum Networking – bevor man bereitwillig die Räumlichkeiten für die an diesem Abend stattfindende Sitzung der Kantonsleitung der Jubla Luzern freigab. 

 

Dorothee Foitzik Eschmann

Dorothee Foitzik Eschmann arbeitet als Bereichsleiterin Kirchliche Weiterbildung am TBI Theologisch-pastorales Institut der deutschschweizerischen Bistümer in Zürich.