Klerikale Angebotskirche gefällt nicht (mehr)

Die SKZ 14/2018 beschäftigte sich aus verschiedenen Blickpunkten mit der Pastoralentwicklung. Einem aufmerksamen Leser fiel auf, dass in allen Beiträgen ein in seinen Augen wichtiger Punkt vergessen ging.

Die SKZ 14/2018 diskutiert ein Thema mit viel Sprengkraft. Pastorales Handeln soll den Blick vom Anbieter zum Adressaten wechseln. Die Devise von Klaus Hemmerle offenbarte schon im Titel das Bild einer Kirche mit Gefälle zwischen Angebot und Adressat. Hier das erweiterte Zitat: «Die Kirche und jene, die sie vertreten, brauchen sich nicht zu genieren, dass sie etwas mitbringen, was es zu erlernen gilt: die unverfügbare Botschaft. Sie haben sich aber ebensowenig zu genieren, selber Lernende zu sein; Kirche hat, zugespitzt formuliert, zur jungen Generation zu sagen: Lass mich dich lernen, dein Denken und Sprechen, dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe.»1 Auch die Weitergabe kultureller Traditionen zeigt, ob und wie man einander ernst nimmt oder auch provoziert. Die schwierigste aller Provokationen ist die Vorgabe von Ämterstrukturen, welche die Kirche unter personellem Ressourcenmangel leiden lässt. Wie lange noch?

Auch die weiteren Beiträge nennen diese Problematik nicht. Behindert nicht ein erneuter Klerikalismus Aufbrüche ins Neuland? Einst lautete das Ergebnis der Suche nach Klärung des Begriffs «Laie»: «Siehe Klerus!» Trotz Fortschritten im Selbstverständnis der Kirche als Volk Gottes stehen die Getauften weiterhin dem Klerus gegenüber. Dieser hat das besondere Los der Teilhabe an Christus. Wird diese aber klerikal hochstilisiert, drängen Kirchenobere zur Selbst- organisation, mit marginaler Partizipation der Getauften. Ihr Mitwirkungsrecht müsste deutlicher nach biblischem Vorbild verankert werden. Leider tendiert das Kirchenrecht noch dazu, dass wo kein Kleriker ist, auch keine Kirche ist. Ebenso absurd wäre es – wie jüngere Stellungnahmen zeigen –, das in der Schweiz bewährte duale System zu verlassen, in welchem Getaufte mit viel Herzblut spirituell wie auch materiell das Wohl ihrer Glaubensgemeinschaft mittragen. Ein gemeinsames Lernen und Streiten aller Beteiligten muss das Ziel sein.

Dr. theol. Stephan Schmid-Keiser, Luzern

 

1 Florian Sobetzko nimmt Bezug auf Klaus Hemmerles Artikel in der IKZ 12 (1983), 306–317: Was fängt die Jugend mit der Kirche an? (Das Gefälle von Institution zur Zielgruppe ist markant/SSK.)