Kinder stärken, Kinder schützen

Die Aktion Sternsingen 2023 setzt unter dem Motto «Kinder stärken, Kinder schützen» den Schutz von Kindern und Jugendlichen ins Zentrum.1 Im Beispielland
Indonesien engagiert sich die Stiftung ALIT für den Kinderschutz.

«Ein Kampf, der niemals endet» – so sieht Yuliati Umrah den Kinderschutz in Indonesien. Yuliati Umrah ist Mitgründerin und Direktorin der ALIT- Stiftung. Schon als Studentin engagierte sie sich 1996 zusammen mit einigen Kommilitoninnen und Kommilitonen für Strassenkinder in ihrem Heimatland. Aus diesem kleinen Engagement ist über die Jahre hinweg die Arek-Lintang-Stiftung (ALIT) entstanden. «Arek» heisst übersetzt «Kind» und «Lintang» bedeutet «Stern». Das Leitbild der Stiftung lautet «Equality for all Children» – «Gleichheit für alle Kinder» –, denn alle Kinder haben die gleichen Rechte. Mittlerweile ist ALIT ein grosses Netzwerk aus Fachleuten und vielen Freiwilligen, die in zwölf Kinderzentren mit rund 1400 Kindern arbeiten.

ALIT setzt sich dafür ein, dass Kinder in Indonesien gesund aufwachsen, Selbstbewusstsein entwickeln können und dass ihre Rechte respektiert werden. Ein besonderes Augenmerk richten Yuliati Umrah und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei auf die Kinder, die besonders gefährdet sind: Kinder aus armen Familien oder Kinder, die auf der Strasse leben.

Die Liste der Verletzungen von Kindern und ihrer Rechte ist lang: Körperliche Gewalt zu Hause durch die Eltern, Misshandlung von Kindern durch Lehrer und Gleichaltrige in der Schule, sexueller Missbrauch und Ausbeutung. «Manche Eltern sagen, das gehöre zu unserer Kultur», erklärt Yuliati Umrah. «Die meisten Menschen in Indonesien sehen Kinder als Objekte. Für mich sind sie aber Menschen, Subjekte, die den gleichen Respekt verdienen wie wir Erwachsene.» Zwischen 2015 und 2019 wurden in Indonesien mehr als 1,5 Millionen Fälle von Kinderrechtsverletzungen dokumentiert. Besonders bedroht sind Mädchen, die oft früh verheiratet oder in Regionen mit Tourismus Opfer sexualisierter Gewalt werden. Laut Yuliati Umrah steht Indonesien an zweiter Stelle, was den sexuellen Missbrauch von Kindern anbelangt.

Oberstes Ziel: Kinder schützen und stärken

Im Kinderschutztraining von ALIT lernen Kinder, wie sie sich schützen können. Sogenannte «Jugendbotschafterinnen und Jugendbotschafter» treffen sich mehrmals wöchentlich mit den Kindern in den Zentren und begleiten sie bei Präventionskursen, um ihnen beizubringen, wie sie Gefahren erkennen und sich davor schützen können. Eine beliebte Methode ist dabei, eine Gefahrenkarte zu zeichnen. Kinder zeichnen dabei eine Karte ihrer Umgebung und markieren die Orte, an denen sie sich nicht wohl fühlen oder die gefährlich sind und tauschen sich darüber aus. In Gemeinschaft lernen sie, was sie stark macht: Zusammenhalt, Freundschaften, zuverlässige Beziehungen und ein respektvoller Umgang miteinander. ALIT bietet Kindern darüber hinaus auch ein Sportprogramm, hilft ihnen bei den Hausaufgaben und in Ateliers können sie sich handwerklich betätigen und künstlerisch entfalten.

Kinderschutz ist Aufgabe der Erwachsenen

Die ALIT-Stiftung kann die Kinder stärken und hilft ihnen, Mut und Selbstbewusstsein zu entwickeln. Aber die Verantwortung für ihren Schutz und ihre Rechte ist Aufgabe der Erwachsenen. Deshalb arbeitet die ALIT-Stiftung mit Eltern, Lehrpersonen und auch Institutionen zusammen, um sie für den Kinderschutz zu sensibilisieren. Die Stiftung arbeitet auch mit den religiösen Autoritäten der Hindus und Muslime zusammen und kooperiert mit den Bischöfen der Diözesen Maumere, Surabaya und Malang.

Es ist unsere Pflicht, Kinder zu stärken und Kinder zu schützen. Gerade auch in unserer Kirche, in der Kinder und Jugendliche diesen Schutz nicht immer erhalten haben.

Wenn die Sternsingerinnen und Sternsinger um den Dreikönigstag unterwegs sind, dann bringen sie nicht nur den Segen zu den Menschen, sondern tragen auch diese Botschaft mit: Wir Kinder brauchen Erwachsene, die uns stärken und schützen.

Siegfried Ostermann

 

1 Mehr über die Aktion Sternsingen 2023: www.sternsingen.ch


Siegfried Ostermann

Siegfried Ostermann (Jg. 1970) ist Theologe und leitet seit März 2024 die Fachstelle Bildung und Begleitung und ist stellvertretender bischöflicher Beauftragter der Bistumsregion Deutschfreiburg.