Katechese im Bistum St. Gallen

Katechese in Zeiten von Lehrplan Volksschule (LP 21) und Prozess Neuland. Unter dieser Überschrift haben im Juni 2017 der Priester-, Laien-und Seelsorgerat des Bistums St. Gallen getagt und sich gefragt, wie Katechese in Zukunft aussehen wird.

Anlass war die Einführung des Lehrplans Volksschule (LP 21) im Kanton St. Gallen. Kirchlicher Religionsunterricht (RU) gehört weiterhin zur Stundentafel. Die Entwicklung hin zu mehr ökumenischem Unterricht sowie heterogene Klassen lassen die ausserschulische Sakramentenvorbereitung immer wichtiger erscheinen. Wie kann sie gestaltet werden? Was verstehen wir unter Katechese und wie kann sie in den Pfarreien ausgebaut werden? Diese grundsätzlichen Fragen wurden diskutiert.

Glauben lernen ein Leben lang

Der RU leistet während der Kindheits- und Jugendphase seinen Beitrag zur religiös-ethischen Bildung unter den Bedingungen der Schule. Je nach Alter und Lebenserfahrung stellen sich existenzielle Fragen immer wieder neu: nach einem Leben nach dem Tod, nach Orientierung für glückende Beziehungen oder dem Umgang mit Scheitern und Schuld. Was haben sie mit Gott zu tun? Wir lernen glauben ein Leben lang und können einander begleiten.

Katechese: zum Echo bewegen

Zuhören und Anteil nehmen gehören dazu. Dabeibleiben, auch wenn eine Frage nicht beantwortet werden kann. Katechese kann an vielen Orten informell stattfinden. Hinzu kommen die von der Kirche bewusst gestalteten Zeiten und Räume, z. B. die Vorbereitung auf Sakramente. Das Bistum St. Gallen ist in manchen Bereichen auf gutem Weg. In anderen wird Ausschau gehalten nach innovativen Formen.

Erfolgsgeschichte: Firmung ab 18

Nach Abschluss ihrer schulischen Ausbildung werden junge Erwachsene zum Firmweg eingeladen. Ein Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen begleitet sie in Gruppen. Hier können sie wertvolle Erfahrungen über sich, den Glauben, Kirche und Gesellschaft gewinnen. Manche werden danach selbst zu FirmwegbegleiterInnen.

Im Fokus: Angebote ergänzend zum RU und Erwachsenenkatechese

Im Kanton Appenzell Ausserrhoden gehört RU nicht zur Stundentafel. Wie hier die Sakramentenvorbereitung ausserhalb der Schule aussieht, wurde an den Rätetagungen vorgestellt. Anregungen wurden gegeben, wie katechetische Angebote in der Pfarrei und der RU sich gegenseitig ergänzen können.1

Ein zweiter Fokus liegt auf der Erwachsenenkatechese. Die Erstkommunionvorbereitung ist ein Anlass, Erziehungsberechtigte und Grosseltern an der Vorbereitung der Kinder zu beteiligen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Lebenswenden, Hoch-Zeiten oder Krisen können für Menschen weitere Situationen sein, an denen Katechese gefragt ist.2

Katechese im Neuland-Prozess

Im Prozess Neuland werden zwei pastorale Optionen umgesetzt: in der Nähe der Menschen präsent zu sein und sie zu bestärken, Verantwortung für das (kirchliche) Leben vor Ort zu übernehmen. Für die Katechese heisst dies, das Bewusstsein zu fördern, dass jede/r Experte/in für den persönlichen Glauben ist und andere auf dieser Basis begleiten kann, sowie Freiwillige zu motivieren, sich für katechetische Angebote zu engagieren.

Nächste Schritte

Die Aus- und Weiterbildungen werden den veränderten Bedingungen angepasst. Wer gute Erfahrungen gemacht hat, ist eingeladen, sie mit anderen zu teilen. Neue Formen von Katechese sind zu entwickeln. Dazu wünsche ich uns «Fingerspitzengefühl, Achtsamkeit, Respekt, Mut und eine gewisse Risikobereitschaft».3

 

1 Vgl. Priska Ziegler: Lernort Kirche stärken, Seite 438 in dieser Ausgabe.

2 Dazu dient auch das Angebot der Fachstelle Partnerschaft – Ehe – Familie mit ihren Beratungen und Veranstaltungen im Bereich der Familienpastoral.

3 Vgl. Priska Ziegler aaO.

Maria Blittersdorf

Dr. Maria Blittersdorf ist Mitarbeiterin im Pastoralamt St. Gallen und verantwortlich für die Abteilung Religionspädagogik.