Interreligiöser Dialog und FJCM

Der interreligiöse Dialog ist in einer Zeit vieler Vorurteile und Missverständnisse unentbehrlich. Er kann einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts in unserer Gesellschaft leisten. Darum setzt sich das Forum junger Christen und Muslime (FJCM) ein für eine bessere Zukunft, die auf gegenseitigem Respekt und dem Verständnis zwischen Christen und Muslimen aufbaut.

Unseren Beitrag als Forum sehen wir als zwingend an, weit entfernt von Debattierclubs, in dem man sich gegenseitig Bibel- und Koranverse an den Kopf wirft. Aber auch ohne «Kuscheldialoge», denn kritische Fragen sind wichtig und sollen in einem respektvollen Umgang und auf gleicher Augenhöhe thematisiert werden. Indem der Andere die Grundlagen seines Deutungshorizontes für uns zugänglich gemacht hat, können wir ihn besser verstehen. Durch die Herabsetzung der religiösen Inhalte des Anderen werden wir nicht unsere eigene Überzeugung stärken. Viel eher würde letzteres einer Stilrichtung à la Battle-Rap entsprechen, ist zwar unterhaltsam, birgt aber keine nachhaltigen Veränderungen für eine friedliche Koexistenz. Mit Grundprämissen für einen spannenden und konstruktiven Dialog ist man mit Carl Rogers Grundhaltungen wie Empathie, Kongruenz und Wertschätzung sicher gut beraten.

Schaut man sich heute den interreligiösen Dialog in der Schweiz an, so findet er primär unter älteren christlichen und muslimischen Aktivisten, Imamen und Pfarrern statt. Schön und gut, aber wo bleibt die Jugend? Wo bleibt die Studentenschaft? Das Forum junger Christen und Muslime (FJCM) antwortet genau auf diese Frage und versucht somit dem Bedürfnis junger Leute, vor allem Studierender, nachzukommen. Nicht jeder hat praktizierende muslimische/christliche Nachbarn, oder christliche/ muslimische Freunde. Das FJCM soll die nötigen Plattformen bieten, um diesen Austausch und die Begegnungen möglich zu machen.

Unsere Veranstaltungen

Das FJCM konnte innerhalb der letzten fünf Jahre diverse Events verzeichnen. Stets mit dem Ziel, in einer mittlerweile multireligiösen Gesellschaft einen Beitrag zu einem sozialverträglichen Zusammenleben zu leisten, haben wir diverse Veranstaltungen organisiert: diverse Podiumsdiskussionen, Workshops, Scriptural Reasonings oder eine gemeinsame Aktion. Uns ist bewusst, dass der Dialog nicht nur in der Auseinandersetzung mit religiösen Texten stattfindet, sondern auch beim gemeinsamen Kochen und anderen gemeinnützigen Projekten. Ein gutes Beispiel hierfür war die Teilnahme von christlichen und muslimischen Studierenden an der schweizweiten 72-Stunden-Aktion. Dabei durften wir als interreligiöses Team innerhalb von 72 Stunden ein gemeinnütziges Projekt auf die Beine stellen. Wir besuchten ein Asylheim, boten dort niederschwellige Aktivitäten wie Fussball oder Malen mit Kindern an und organisierten als Highlight ein Fest für die Asylheim- und Quartierbewohner. Auch stellen wir uns der Herausforderung, innerhalb dieser begrenzten Zeitspanne die nötigen finanziellen Mittel aufzutreiben, damit das Essen für die mehr als 200 Besucherinnen und Besucher reichte. Alles halb so wild, sofern der Wille da ist. Und ja, auch das ist interreligiöser Dialog, denn man kommt über die Kleinigkeiten des Alltags ins Gespräch.

Partner und Beirat

Das FJCM arbeitet in erster Linie mit christlichen und muslimischen Jugendorganisationen und Studentenvereinen zusammen und organisiert für und mit ihnen die jeweiligen Anlässe. Partnerorganisationen unterstützen in ideeller Hinsicht den Verein, akzeptieren unsere Werte und sehen das Forum junger Christen und Muslime als Partnerorganisation im Bereich interreligiöser Jugendarbeit. Sie beteiligen sich nicht nur werbemässig am FJCM, sondern auch aktiv, denn wir wollen eine offene Plattform für viele Interessierte anbieten.

Der Verein Forum junger Christen und Muslime wird von einem fachlichen Beirat unterstützt. Der Beirat setzt sich aus Fachpersonen zusammen und berät den Verein in theologischen und anderen fachlichen Fragen. Im Beirat müssen zwingend theologische Fachpersonen beider Religionen vorhanden sein. Zurzeit ehren uns durch ihre Mitgliedschaft Leute aus der Forschung, Theologie und Jugendarbeit.

Ausblick

Für das Jahr 2017 haben wir den Fokus auf das Scriptural Reasoning gelegt. Gemeinsam lesen wir Texte aus der Bibel und dem Koran. Anders als bei Podiumsdiskussionen, die sicherlich auch nach wie vor Platz finden, ist die Interaktion von allen Anwesenden in kleinen Gruppen gewährleistet. Jene Veranstaltungen fanden bisher im Jahr 2017 zu Themen wie Ehrfurcht, Gerechtigkeit und nachbarschaftliche Beziehungen statt. Wir freuen uns auf viele weitere interreligiöse Begegnungen, gute Gespräche über Glaube und Alltagsleben und auf hoffentlich viele Interessierte an unseren Veranstaltungen in Zürich und Bern – und nach Bedarf auch in anderen Städten!

 

Burim Luzha

Burim Luzha studiert Soziale Arbeit an der Berner Fachhochschule BFH. Er ist Mitbegründer von zwei muslimischen Studentenvereinigungen, der Muslim Students Association Zurich (MSAZ) und der Muslim Students and Alumni Association (MSAB) in Bern, und engagiert sich im Co-Präsidium des Forums junger Christen und Muslime (FJCM).