Initiation in ein eucharistisches Leben

Im Bistum Lausanne-Genf-Freiburg werden in der Sakramentenkatechese neue Wege beschritten. Demnächst werden die «Leitlinien für die Einführung in das eucharistische Leben» publiziert.

Bereits 1975 besuchten die beiden Bischöfe des Bistums Lausanne-Genf-Freiburg (LGF), Pierre Mamie und Gabriel Bullet, alle Pfarrgemeinden und kamen dabei zu folgendem Ergebnis: «Während unserer Pastoralbesuche haben wir festgestellt, dass die sakramentale Pastoral unserer Zeit oft nicht mehr angemessen ist. Wir handeln immer gleich weiter und spenden die Sakramente, als ob der Glaube schon selbstverständlich wäre, als ob jede Person bereits Glauben hätte. Ein Beispiel: In einigen Regionen werden Kinder nach wie vor zur Erstkommunion in der zweiten Primarschulklasse aufgenommen. Viele Kinder kommen jedoch ohne religiöse Basis in das erste Schuljahr.» 40 Jahre später hat sich die pastorale Praxis kaum verändert, obwohl die Zahl der getauften Kinder gestiegen ist, die im Jahr der Erstkommunion gestehen, «nicht zu glauben und keinen Wunsch zu haben, dieses Sakrament zu empfangen». Angesichts dieser Situation haben Katechesefachstellen der Diözese LGF ein neues Projekt ins Leben gerufen: «Diözesane Leitlinien für die Einführung in das eucharistische Leben»1, die in den nächsten Wochen veröffentlicht werden sollen. Nachstehend einige Merkmale des neuen Weges:

1. Eine wichtige Unterscheidung

Die «gewöhnliche» Katechese ist eine Ankündigung des Glaubens, heute häufig eine erste Ankündigung. Es muss unterschieden werden zwischen dem, was in die Glaubensankündigung fällt, die den Geschmack Gottes verleiht, und dem, was zur Initiation zu einem Sakrament gehört. Der einzige Zweck dieser Ankündigung ist es, Jesus Christus zu entdecken und die Voraussetzungen für eine lebendige Beziehung zu diesem Gott Jesu Christi zu schaffen.

2. Eine freie Antwort

Der sakramentale Schritt erfolgt wie eine persönliche Antwort auf diese Glaubensankündigung. Und diese Reaktionszeit ist nicht für alle gleich. Deshalb ist es notwendig, dass dieser Schritt immer frei bleibt. Ein bekannter Experte für katechetische Fragen, der belgische Jesuit André Fossion, empfiehlt: «Es ist wichtig, die Ausübung der Freiheit von Anfang an zu fördern. In diesem Zusammenhang sollten die für die eine oder andere Initiationsstufe im Voraus festgelegten Altersgrenzen abgeschafft werden. Aber wir sollten dafür sorgen, dass das Kind aus freiem und festem Wunsch die Kommunion empfängt und nicht, weil es ein bestimmtes Alter aufweist.»

3. Ein Weg mit den Eltern

Ein sehr wichtiges Element dieses Weges besteht darin, dass er mit den Eltern gelebt wird. Die Erfahrung zeigt, dass dieser Weg einen Dialog über das Glaubensleben zwischen Kindern und Eltern eröffnet, den es zuvor nicht gab. Für manche Eltern hat sich dies als Gelegenheit für eine innere Erneuerung ihres Glaubens erwiesen.

Vier Schritte auf diesem Weg

Nach der freiwilligen Anmeldung erfolgt zuerst ein Einstieg in diesen Weg, der eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus ermöglichen soll. In einem zweiten Schritt beschäftigen sich die Teilnehmenden mit der Frage Jesu an Bartimäus: «Was willst du, dass ich dir tue?» (vgl. Mk 10,51). Im Zentrum steht die Erkenntnis, dass Gott auf diesem Weg der Initiation die Initiative ergreift. Der dritte Schritt, der das Sakrament der Versöhnung einschliesst, dreht sich um die Frage, welche die Scharen, die Johannes dem Täufer nachfolgten, diesem stellten: «Was sollen wir tun?» (Lk 3,10). Der vierte Schritt schliesslich ist die Zeit der Einkehrtage, die ganz auf die Verinnerlichung und auf die erste eucharistische Begegnung mit Jesus Christus ausgerichtet ist. Da der Weg in ein eucharistisches Leben einführen soll, ist es entsprechend der Tradition der mystagogischen Katechese ratsam, im Einführungsprozess eine Katechese vorzusehen, die dem Sakrament folgt und dessen Bedeutung vertieft.

Die Einführung in das eucharistische Leben in der Art des Katechumenats ändert nicht unbedingt viel in der äusseren Organisation, aber in der inneren Haltung, erneuert grundlegend den Weg zu diesem letzten Sakrament der christlichen Initiation. Das ist bereits unsere Erfahrung, und es ist erfreulich für die Zukunft des Lebens unserer Gemeinschaften, deren Ursprung und Gipfel die Eucharistie sein sollte.

Daniel Denis

 

1 Die Leitlinien werden auf der Webseite der Fachstelle für Katechese www.scccf.ch aufgeschaltet.

 


Daniel Denis

Daniel Denis (Jg. 1955) studierte Theologie in Rom und Freiburg i. Ue. und arbeitete zehn Jahre lang in der Pastoral in Payerne und Umgebung.
Seit 2006 ist er Leiter der katholischen Fachstelle für Katechese und Katechumenat für die französischsprechende Region des Kantons Freiburg.

 

BONUS

Folgende Bonusbeiträge stehen zur Verfügung:

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