«Freiwillige wollen gefördert und befähigt werden»

Die Deutschschweizer Ordinarienkonferenz (DOK) führte im Herbst 2018 die kirchliche Freiwilligenanimation als neue Funktion ein und beauftragte das Theologisch-pastorale Bildungsinstitut mit der Gestaltung der Weiterbildung. Ein Gespräch mit Dorothee Foitzik.

Dorothee Foitzik Eschmann ist Bereichsleiterin Kirchliche Weiterbildung am Theologisch-pastoralen Bildungsinstitut der deutschschweizerischen Bistümer TBI.

 

SKZ: Weshalb braucht es diese neue Funktion?
Dorothee Foitzik Eschmann: Freiwillige gestalten das kirchliche Leben auf vielfältige Weise. Das Spektrum reicht von Kontaktangeboten mit Zugewanderten über Liturgiegruppen und Behördenarbeit bis zu Projekten zugunsten des Klimaschutzes oder in Mehrgenerationen-Wohnprojekten, nicht zu vergessen das Engagement in Jugend- und Frauenvereinen. Freiwilliges Engagement, auch im kirchlichen Kontext, ist in den letzten Jahren differenzierter geworden. Freiwillige engagieren sich in der Regel, weil sie einen Beitrag leisten wollen für sich und ihnen wichtige Anliegen, weil sie sich zeigen und selber profitieren möchten. Mit kompetentem Blick für ihre Ressourcen und Potenziale wollen sie motiviert, gefördert, befähigt, angeleitet, beraten, moderiert, integriert, ermutigt, delegiert und koordiniert werden. Auf lokaler Ebene braucht es deshalb Fachpersonen, die über Grundkenntnisse der soziokulturellen Animation bzw. der Gemeinwesenarbeit verfügen und so die kirchliche Freiwilligenarbeit professionell begleiten können. Besonders in grossen Pfarreien, in Seelsorgeeinheiten und Pastoralräumen werden Fachpersonen benötigt, die mit ihren Kompetenzen die Seelsorgeteams unterstützen.  

Worin sehen Sie das Potenzial dieser neuen Funktion?
Kirchliche Freiwilligenanimatorinnen und -animatoren sind aktiv an der Gemeindeentwicklung beteiligt. Kirchliche Freiwilligenanimation widmet sich dem sogenannten «Community Building», also dem Aufbau von sinnstiftenden Gemeinschaften im kirchlichen Umfeld. Menschen, die erreicht werden sollen, werden als Gegenüber auf Augenhöhe, als gleichberechtigte Partnerinnen und Partner gesehen und ihnen wird eine aktive Teilhabe ermöglicht. Community bezeichnet dabei die Gemeinschaft, die Gruppe von Menschen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen, gemeinsame Interessen pflegen, sich gemeinsamen Wertvorstellungen verpflichtet fühlen.

Für wen ist diese Berufsfelderweiterung von Interesse?
Die Weiterbildung zur Berufsfelderweiterung Kirchliche Freiwilligenanimation bietet Mitarbeitenden in Katechese und Jugendarbeit mit einem Fachausweis nach ForModula oder gleichwertiger Ausbildung eine interessante Möglichkeit, sich für weitere Aufgaben in der Pfarrei oder in der Seelsorgeeinheit zu qualifizieren. Denn sie haben in ihrem beruflichen Alltag nicht nur mit Kindern und Jugendlichen zu tun, sondern häufig auch mit Menschen verschiedener Altersgruppen, die punktuell mit Kirche in Kontakt kommen. Wenn diese gezielt angesprochen und ihnen Beteiligungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, können sie u. U. auch ein kirchliches Umfeld für sich entdecken, in dem sie sich ein Engagement gemäss ihren Interessen und Zielen vorstellen können.

Der erste Weiterbildungslehrgang startet bald. Wie ist er aufgebaut?
Alle zukünftigen Freiwilligenanimatorinnen und -animatoren absolvieren den Benevol-Lehrgang Freiwilligenkoordination, darauf aufbauend die ForModula-Module M 1, M 41 und M 42. Praktisch-theologisches Grundwissen zur Kirche in der Schweiz erwerben sie im Modul M 1 «Grundzüge Kirche und Pastoral». Im Modul M 41 erarbeiten sie sich Grundzüge der Gemeinwesenarbeit. Modul M 42 «Berufsfeldgestaltung der kirchlichen Freiwilligenanimation» zielt auf ein reflektiertes Rollenbewusstsein, Kenntnis der strukturellen Rahmenbedingungen und inhaltlichen Vorgaben. Katechetinnen und Katecheten erweitern zusätzlich ihre Kompetenzen im Modul M 29 «Methoden der Projektarbeit». Dies ist zugleich Grundlage für den qualifizierten Abschluss von M 41. Kompetenzen im Konfliktmanagement vertiefen sie im M 33 «Umgang mit Konflikten». Wer ein Modul mit einem qualifizierten Kompetenznachweis abschliesst, erhält jeweils ein Zertifikat.

Worauf freuen Sie sich im Blick auf den Lehrgang?
Es freut mich, dass Fachpersonen, die vor Ort in der Katechese und in der kirchlichen Jugendarbeit tätig sind, mit mehr Kompetenzen ausgestattet werden sollen und ihr Beitrag zum Gemeindeaufbau wertgeschätzt wird. Ich freue mich darauf, einige bekannte Gesichter wiederzusehen und auch neue engagierte Personen kennenzulernen.

Interview: Maria Hässig

 

Mehr Informationen zum Funktionsprofil und zum Lehrgang finden sich unter: www.tbi-zh.ch/kirchliche-freiwilligenanimation

BONUS

Folgende Bonusbeiträge stehen zur Verfügung:

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