In memoriam Kardinal Heinrich Schwery

Am 7. Januar starb Kardinal Heinrich Schwery im Alter von 88 Jahren. Er galt als gesellig und väterlich, aber auch als klerikal. Er blieb dabei sich selbst und seinen Prinzipien stets treu.

Kardinal Heinrich Schwery (1932–2021). (Bild: zvg)

 

Heinrich Schwery wurde am 14. Juni 1932 in Saint-Léonard VS geboren. Zunächst studierte er Theologie im Priesterseminar in Sitten und an der Universität Gregoriana in Rom. Nach seiner Priesterweihe 1957 absolvierte er ein zweites Studium in den Fächern Mathematik und theoretischer Physik an der Universität Freiburg i. Ue. und arbeitete ab 1961 als Physiklehrer am Kollegium Sitten. Doch schon 1968 wurde er zum Direktor des Kleinen Seminars der Diözese ernannt und 1972 zum Rektor des Kollegiums von Sitten. In diese Zeit fiel die Synode 72 im Bistum Sitten, die er als Präsident leitete. Diese Erfahrung prägte ihn nachhaltig.

Nahe bei den Menschen

Als Schwery 1977 von Papst Paul VI. zum Bischof von Sitten ernannt wurde, waren ihm aufgrund seiner bisherigen Tätigkeiten die kirchlichen Berufungen ein grosses Anliegen. Er rief 1978 das «Jahr der Berufe» aus. An der grossen Oberwalliser Wallfahrt nach Glis – dem Höhepunkt des Jahres – nahmen 3000 Personen teil. Aber auch eine gute Ausbildung der zukünftigen Priester war ihm wichtig und so gründete er gegen grosse Widerstände seitens verschiedener Priester und Laien 1985 ein eigenes Priesterseminar in Givisiez FR. Daneben förderte er die Mitarbeit von ausgebildeten Laientheologinnen und -theologen in den Pfarreien sowie aller Gläubigen in den verschiedenen Räten des Pfarrei- und Seelsorgerates. Ein weiterer wichtiger Punkt war für Heinrich Schwery die Ehe- und Familienseelsorge. Dafür rief er 1990 ein «Triennium der Familie» aus, ein dreijähriges Nachdenken und Gebet für Familien. Daraus entstanden die Fachstelle Ehe und Familie sowie die Seelsorge für Geschiedene.

Von 1983 bis 1988 war Schwery Präsident der Bischofskonferenz. In diese Zeit fiel der Besuch von Papst Johannes Paul II. mit der grossen Festmesse am 17. Juni 1984 in Sitten. Trotz der hohen Arbeitsbelastung war Schwery der Kontakt mit den Gläubigen wichtig. Wann immer möglich, hielt er sich in den Pfarreien auf, um die Sorgen und Freuden der Menschen zu erfahren und sie zu ermutigen und zu stärken. In zahlreichen Hirtenbriefen, Zeitungsartikeln und Predigten nahm er immer wieder Stellung zu aktuellen Fragen. Ein trauriges Kapitel war für Schwery der Bruch mit Marcel Levebre, dem Gründer der Priesterbruderschaft St. Pius X.

Überraschende Kardinalswürde

Es war für alle eine grosse Überraschung, als Papst Johannes Paul II. 1991 Schwery in das Kardinalskollegium aufnahm. Die Ernennung war gemäss dem Kirchlichen Informationsdienst Oberwallis sicher eine Auszeichnung für Schwerys Zuverlässigkeit, seinen Glauben und sein treues Stehen zur Lehre der Kirche, die nicht immer von allen verstanden wurde und deswegen oft auch Angriffen und Anfeindungen ausgesetzt war. Das erlebte auch Bischof Schwery und er litt darunter. Mit seiner nicht immer diplomatischen Art hatte er es manchen nicht immer ganz einfach gemacht, ihn zu verstehen und seine Ideen mitzutragen. Er war Mitglied der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen und des päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel. 2005 nahm er am Konklave teil, aus dem Kardinal Joseph Ratzinger als Papst Benedikt XVI. hervorging.

Am 1. April 1995 legte er überraschend die Leitung des Bistums Sitten nieder. Als Grund gab er «die grosse Ermüdung und die zunehmende Verschlechterung meiner Gesundheit» an. Nach einigen Jahren in Sitten zog er sich an seinen Geburtsort Saint-Léonard zurück, wo er am
7. Januar verstarb.

SKZ