«In der Liebe Christi leben»

Am 28. Dezember begeht die Kirche den 400. Todestag von Franz von Sales. Die SKZ fragte in der Gemeinschaft von der Heimsuchung Mariens nach, was es bedeutet, salesianisch zu leben. Sr. Yvonne-Dominique gibt Auskunft.

Sr. Yvonne-Dominique ist im Val de Travers aufgewachsen und war in jungen Jahren in Kamerun tätig. Mit 29 Jahren trat sie in den Orden ein und legte 1982 die ewigen Gelübde ab. (Bild: zvg)

 

SKZ: Sie sind Mitglied der Ordensgemeinschaft von der Heimsuchung Mariens (Ordo Visitatio Mariae OVM). Was bedeutet für Sie Heimsuchung?
Sr. Yvonne-Dominique: Für mich hat der Herr hier auf mich gewartet. Dieser Orden, der 1610 vom heiligen Franz von Sales und der heiligen Johanna von Chantal gegründet wurde, entsprach dem kontemplativen Leben, das ich anstrebte. Die Heimsuchung ist eine Begegnung von zwei Frauen, Maria und Elisabeth, beide schwanger. Es ist ein Geheimnis der Begegnung, ein Geheimnis der Freude und Fruchtbarkeit. Durch diese neue Gemeinschaft will der heilige Franz von Sales das kontemplative Leben allen Frauen zugänglich machen. Die Betonung liegt nicht auf Entsagungen, sondern auf der Bekehrung des Herzens, wo Liebe wesentlich ist.

Was ist das Charisma Ihrer Gemeinschaft?
Getreu dem Charisma ihrer Gründer leben die Nonnen der Heimsuchung das Evangelium in vollem Umfang gemäss den Seligpreisungen. «Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig», sagte Jesus. Unsere Gemeinschaft rhythmisiert ihren Tag mit Gebet, Meditation, Studium des Wortes Gottes und verschiedenen Aktivitäten in einem geschwisterlichen und freudigen Leben. Eines unserer Charismen ist es, unsere Liturgie – der wir unsere ganze Sorge widmen – all denen anzubieten, die es wünschen. Wir öffnen unseren Chor auch für diejenigen, die mit uns das Offizium beten wollen.

Wie entstand die Gemeinschaft in Freiburg?
Aus Angst vor den Wirren des Krieges befahl Erzbischof Ferdinand de Rye 1635 der Oberin der Heimsuchung von Besançon, Schwester Marie-Marguerite Michel, die jüngsten Mitglieder ihrer Gemeinschaft nach Freiburg zu bringen, um Asyl zu beantragen. Dort kam sie am 23. Juli mit elf Schwestern an. Der Freiburger Rat tolerierte die Schwestern als Flüchtlinge, verbot ihnen aber ausdrücklich eine dauerhafte Ansiedlung, da die Stadt bereits mehrere Ordensgemeinschaften hatte. Trotz des Verbots des Rates traten zwischen 1641 und 1651 einige junge Mädchen aus Patrizierfamilien, für deren Ausbildung die Nonnen sorgten, in das Kloster ein. Dank dieser neuen Berufungen und des Einflusses der Freunde der Gemeinschaft erhielten wir schliesslich die endgültige Aufenthaltserlaubnis. Stickerei von Haushalts- oder Kirchenwäsche, Ausbildung einiger junger Mädchen und Internat, Wäscherei, Heim für junge Mädchen und ältere Damen, dies werden einige der Lebensgrundlagen der Gemeinschaft sein.

Am 28. Dezember begeht die Kirche den 400. Todestag von Franz von Sales. Welche Aspekte seines Lebens und Werkes sind für Sie zentral?
Was ist seine Botschaft? Die Liebe ist die Quelle unseres Herzens. In einer Zeit, in der die Welt unruhig ist, wir von uns selbst besessen sind und das Selbst zum Idol wird, zieht uns Franz von Sales ins Unendliche. Seine Lehre ist Mystik nicht Quietismus, eine Lehre der Bewegung und des Handelns, nicht der Trägheit. Für ihn ist jede menschliche Handlung aus Liebe eine Annäherung an Gott. Wir können all seine Gedanken mit diesen Worten aus seinem Herzen zusammenfassen: «Alles durch Liebe und nichts durch Gewalt.» Franz von Sales legte auch grossen Wert auf Sanftheit und Schlichtheit.

Was bedeutet für Sie, salesianisch leben?
Vor allem Stille und ein paar Worte, Liebe zu Gott und zu den anderen. Gemeinschaftsleben und Raum der Einsamkeit. Gebet und Arbeit. Bewegung und Entspannen. Tatsächlich ist unser Leben einfach menschlich. Menschlich, ja, aber orientiert, bewohnt, getragen von unserer durchdachten, geprüften und freien Entscheidung, für die und in der Liebe Christi zu leben. In einem abgegrenzten Raum: die Klosteranlage. In Verbindung mit der Kirche und der Welt. Wir tragen die Sehnsüchte der Menschen, ihre Freuden und Sorgen im Gebet mit. Wie Maria im Geheimnis der Heimsuchung sind wir eingeladen, in Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist und in der Annahme seiner Gaben zu leben.

Interview: Maria Hässig

 

* Übersetzung aus dem Französischen: SKZ.

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