In Berührung mit dem Geheimnis des Lebens

Für Michael Rosenberger ist jeder Mensch ein spirituelles Lebewesen. In seinem Buch «Was der Seele Leben schenkt. Spiritualität aus Erde»1 skizziert er eine offene Spiritualität für alle. Wolfgang Broedel gibt einen Einblick.

 

Die Kernaussagen auf einen Blick 

  • Jeder Mensch ist ein spirituelles Lebewesen.
  • Eine überkonfessionelle, religionsunabhängige Spiritualität kann nur eine Spiritualität von unten sein.
  • Spiritualität meint eine konkrete, stimmige Gestalt des geistvollen Umgangs mit der Wirklichkeit. 
  • Spiritualität fragt: «Aus welchen Quellen lebe ich, lebst du?»
  • Es geht darum, die Geheimnisdimension des Alltags sinnlich-konkret zu entdecken und zu verkosten. 
  • Spiritualität wird in Begegnungen eröffnet und geerdet. 
  • Der Zugang zur Geheimnisdimension des Alltags braucht konkrete Gestaltungen (heilige Texte, Kunstwerke, Rituale).
  • Die Suche nach der Geheimnisdimension des Alltags setzt Entscheidungskompetenz voraus. 
  • Spiritualität führt zu gesellschaftlicher Verantwortung und politischer Kraft. 
  • Spiritualität ist mit Haltungen verbunden. 
  • Spiritualität ist ein Geschenk.
  • Spiritualität bedeutet end-lich leben lernen. 
  • Der innerste Kern der Spiritualität heisst: beten. 

 

Rezension

Michael Rosenberger skizziert in seinem Buch eine Spiritualität, die für alle Menschen eine Bedeutung haben kann. Diese Spiritualität setzt bei den existenziellen Erfahrungen an; sie ist eine «geerdete», «elementare», «einfache» Spiritualität. Weltanschauliche Lehren spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Gemeinsamer Ausgangspunkt in dieser «Ökumene des Geistes» ist die Frage «Woraus lebst du?», gemeinsames Ziel die ganzheitliche Erfahrung der Geheimnisdimension der Wirklichkeit. Die Wege dorthin sind immer konkret, umfassen bestimmte Orte, Zeiten und Rituale. Das Buch veranschaulicht das mit einer Vielzahl von praxisnahen, originellen Übungen. Besonders empfohlen wird das abendliche «Gebet der liebenden Aufmerksamkeit», bei dem der Tag mit seinen guten Erlebnissen dankbar «verkostet» wird. Ignatianische Spiritualität findet sich auch im Kapitel über die Bedeutung von Entscheidungskompetenz für spirituelles Wachstum. Der Autor stellt die Methode der «Unterscheidung der Geister» aus den Exerzitien verständlich und erfahrungsnah vor. Man bemerkt den Akzent, den Michael Rosenberger auf die Wahrnehmung positiver Erfahrungen legt. Letztlich führt die Erfahrung der «Gutheit» des eigenen Lebens und der Schöpfung zur Grunderfahrung von Spiritualität, nämlich beschenkt und geliebt zu sein. Das Buch schliesst mit zwei herausfordernden Themen: Spiritualität als «ars moriendi» und «Beten als Kern jeder Spiritualität.» Das erste Thema fordert heraus. Der Autor denkt hier über die Endlichkeit des Menschen offen und ehrlich, er lädt sogar zur Einübung des Sterbens ein. Das zweite Thema überrascht in einem Buch, das beansprucht, auch von Atheisten mit Gewinn lesbar zu sein. Michael Rosenberger schafft diesen Spagat durch ein weites Verständnis von Gebet: «Gebet ist die bewusste ganzheitliche Begegnung mit dem Geheimnis» (189).

Besonders gelungen ist das Kapitel über «Spiritualität als Quelle des Ethos» (129–151). Hier geht es um die Bedeutung von Haltungen oder Tugenden für Spiritualität – ein wechselseitiges Verhältnis. Der Autor beschreibt nicht nur punktgenau Haltungen wie Dankbarkeit und Demut, Ehrfurcht und Gerechtigkeit, Masshaltung und Genussfähigkeit, Gelassenheit und Hingabe. Auch die wechselseitige Vernetzung dieser Haltungen und ihre innere Mehrschichtigkeit kommen zur Sprache. So entsteht eine kleine, kompakte Tugendlehre mit Format. Das Kapitel ist in meinen Augen eine echte Trouvaille! Der ethische, konkret-praktische Aspekt spirituellen Lebens kommt auch im Kapitel über «Spiritualität als gesellschaftliche Verantwortung» zur Sprache (113–127). Betont wird, dass politisches Engagement ohne Gelassenheit und Spiritualität keine Frucht bringt, das bei gleichzeitiger Autonomie von Politik und Spiritualität. Wenn von der Bedeutung von Gefühlen oder von Verzichten für Spiritualität die Rede ist, zeigt der Autor, dass er sich in Human- und Neurowissenschaften bestens auskennt. 

Das Buch enthält keine differenzierte Kontemplationslehre, auch wenn die Grunderfahrung von Kontemplation – die Haltung der Stille und des Nichttuns –, verbunden mit der Erfahrung des Beschenkt- und Geliebtwerdens mehr als deutlich hervorscheint, vor allem im Kapitel «Glauben, hoffen, lieben. Spiritualität als Geschenk» (153–171). Hier wird u. a. das Gedicht der Dunklen Nacht von Johannes vom Kreuz ausführlich zitiert und bedacht. Festhalten aber sollte man: Das Kontemplationsverständnis des Buchs ist ausgesprochen schöpfungsbezogen, konkret-sinnlich und erfahrungsbezogen, eben eine Spiritualität aus Erde und für die Erde. Das Buch schliesst mit einer Geschichte über zwei Mönche auf der Suche nach dem Ort, wo Himmel und Erde sich berühren. Dieser Ort, so erkennen die Mönche auf ihrer Wanderung, ist der Ort, wo man schon steht, wo man zuhause ist. Ihr Weg und das Buch von Michael Rosenberger ebenso haben zum Ziel, erfahrbar zu machen, dass jeder Mensch in der Tiefe seiner Seele bereits zuhause angekommen ist und gleichzeitig noch auf dem Weg ist, diesen Schatz in sich zu entdecken. 

Ein originelles, erfahrungsnahes, schönes und vor allem weitherziges Buch für Menschen, die bereits auf dem spirituellen Weg sind und für solche, die interessiert sind, diesen Weg unter die Füsse zu nehmen. 

 

Zusammenfassung

Michael Rosenberger beschreibt eine Spiritualität, die eine Eigenschaft aller Menschen ist und von allen Menschen praktiziert werden kann. Denn alle Menschen stehen – manchmal ohne es zu wissen oder viel dafür zu tun – in Kontakt mit dem Geheimnis des Lebens (11–19). Um spirituell zu sein braucht man nicht unbedingt religiös sein. Auch Atheisten können spirituell sein. (Der Autor spricht von einer «Ökumene des Geistes».) Entscheidend ist, dass man an der Frage «Woraus lebst du?» interessiert ist und – wenigstens ansatzweise – eine Antwort zu geben versucht. Der Autor benutzt verschiedene Kennzeichnungen für eine solche Spiritualität (21–27). Er nennt sie (mit einem Hinweis auf Anselm Grün und Meinrad Dufner) «Spiritualität von unten», was bedeutet: eine Spiritualität, die von den Erfahrungen des Menschen ausgeht. Sie ist einfach im Sinne von elementar, zielt auf ein Leben im Geist (d.h. ist offen für das, was einem unverdient geschenkt wird), hat die alltägliche Wirklichkeit im Blick und äussert sich in einer konkreten Gestalt. «Was ist dein `Esprit`, dein `Spirit`, der dich trägt und prägt?» (27), so ist die erste der zahlreichen Übungen überschrieben, mit denen der Autor die Lesenden in die Praxis der Spiritualität einführt. 

Die Grundübung jeder Spiritualität besteht darin, in die Geheimnisdimension der Wirklichkeit einzutauchen, d.h. die tiefere Bedeutung der alltäglichen Wirklichkeit zu entdecken, zu staunen und «ans klopfende Herz der Welt» (41) zu gelangen (29–41). Das ist ein sinnlicher Vorgang, ein Verkosten und Schmecken der Dinge von innen her (Ignatius von Loyola) und gleichzeitig ein Erkennen, das alle Sinnlichkeit übersteigt. Spirituelle Menschen sind im Geheimnis daheim. Sie lassen sich von ihm das Vertrauen in die Gutheit des Lebens schenken (33). «Vertrauen in die Gutheit des Lebens», das ist ein im Buch immer wieder auftauchender Grundgedanke.

Grosses Gewicht legt der Autor auf die ignatianisch-jesuitische Tradition des «Gebets der liebenden Aufmerksamkeit» (44). Diese Gebetsgestalt gehört zum Urgestein christlicher Spiritualität und meint die abendliche «Gewissenserforschung». Gemeint ist primär ein vorurteilsfreies, unvoreingenommenes Zurückschauen auf den Tag, um dann in einem zweiten Schritt im persönlichen Tun und Erleben die Spuren des Geheimnisses zu erleben und zu deuten (45). Auch dazu bietet das Buch eine ausführliche Anleitung. 

Begegnung und Beziehung erdet und öffnet Spiritualität (49–70). Grundlage ist eine realistische und zugleich dankbare und lebensbejahende Wahrnehmung der eigenen Existenz. Der Autor beschreibt ausführlich vier spirituelle Beziehungsgestalten: Menschen aus dem eigenen Nahbereich – Spirituelle Gemeinschaft – Spirituelle Autoritäten – Spirituelle Wegbegleitung. Die Beschreibungen sind erfahrungsnah und psychologisch informiert. Zu jeder Beziehungsgestalt gibt es Anregungen für die persönliche Besinnung. 

Spiritualität braucht für die alltägliche Praxis konkrete Gestalten: «heilige» Texte, Kunstwerke, feste Zeiten und Orte (71–80). «Heilig» meint: Was uns lebensprägend und sinngebend erscheint und was wir daher geschützt und geachtet wissen wollen (73). «Heilig» bedeutet auch: das Innerste berührend, heilend, weitend (72). Spirituelle Gestalten beziehen immer den Körper mit ein. In diesem Zusammenhang verweist der Autor auf die Gehirnforschung und die Bedeutung der Synästhesie, also auf die Verbindung der Sinne und der Motorik in einer einzigen Wahrnehmung. Von grosser Bedeutung für den Umgang mit heiligen Texten und Kunstwerken ist die Wiederholung. So entsteht u.a. eine grössere Verfügbarkeit der bevorzugten spirituellen Gestalten, die dann unsere Persönlichkeit prägen, ihr Halt und Tiefgang geben und unseren persönlichen «Spirit» ausdrücken. Die beiden Übungen zum vorliegenden Thema tragen die Titel «Aneignen eines Kunstwerks in verschiedenen Variationen» und «Erstellen heiliger Sammlungen» (79f).

Dem Aspekt «Orte und Zeiten der Spiritualität» widmet der Autor ein eigenes Kapitel (81–90). Ausführlich werden die Merkmale und Wirkungen von Ritualen beschrieben. Auch die ambivalente Potenz von Ritualen kommt zur Sprache. Man muss unterscheiden, ob ein Ritual dem einzelnen Menschen und der Gemeinschaft der Menschen dient und welche Bedeutung ihm unterlegt wird. Rituale sind immer auch spirituell, weil sie – unterschiedlich intensiv – die Wirklichkeit transzendieren und auf das Gesamt menschlichen Lebens ausgreifen. So soll den Menschen Sinn und Orientierung gegeben werden. Ohne feste Zeiten und Orte funktionieren Rituale nicht (86). Damit sie lebendig bleiben, müssen sie selbstkritisch reflektiert werden (88). Oberstes Ziel ist der Aufbau einer wandlungsoffenen und alltagsnahen Ritualkultur (89).

Ohne die Fähigkeit, «die Geister zu unterscheiden», gerät Spiritualität schnell in Sackgassen oder in trockenes Gelände (91–111). Von hier an spürt man im Buch deutlich, dass der Autor (als Moraltheologe) sich bestens auf dem Gebiet moralisch–ethischer Grundfragen auskennt. Die Unterscheidung der Geister ist ein Kernthema der Exerzitien. Zeitgemäss übersetzt geht es darum, alle Formen von äusserer oder innerer Abhängigkeit zu erkennen und aufzulösen, also die Wahlfreiheit eines Menschen zu schützen. Die Sozialpsychologie weist auf, dass die Wahlfreiheit eines Menschen mit immer mehr Wahlmöglichkeiten nicht steigt, sondern sinkt. Darin besteht das «Paradox der Wahl» (92 ff). Die «Unterscheidung der Geister» will helfen, eine gute Wahl zu treffen. Fünf Phasen sind nach Ignatius von Loyola dazu zu durchlaufen: 1. Aufbau einer Haltung der Vorbehaltlosigkeit oder Indifferenz und Wahrnehmung der guten Seiten der Welt und des eigenen Lebens (96ff). 2. Auseinandersetzung mit den dunklen Momenten der eigenen Lebensgeschichte und der eigenen Identität (98). 3. Vorbereitung der Entscheidung durch rationale Überlegungen, sinnlich-konkrete Vorstellungen und Erinnerung und Wahrnehmen der Gefühle, die bei den verschiedenen Wahlmöglichkeiten auftauchen. Das Gefühl von «Tröstung ohne vorhergehende Ursache» verweist auf eine gute Entscheidung (99f). 4. Überprüfung der getroffenen Entscheidung auf mögliche Einwände und Schwierigkeiten hin (100ff). 5. Geniessen von Freude und Dankbarkeit angesichts der getroffenen Entscheidung (102). Bei allen Schritten der «Unterscheidung der Geister» spielt die Wahrnehmung der Gefühle die entscheidende Rolle. Ausführungen über Entscheidungsprozesse in einer Gemeinschaft und die Möglichkeit, die eigene Handlungsoption mit einer Situation aus dem Leben einer anderen Person zu vergleichen, beschliessen das Kapitel. «Der spirituelle Christ liest sein eigenes Leben auf der Folie des Lebens Jesu und derer, die mit ihm zusammen waren» (104). Bei allem wird deutlich: Entscheiden ist eine (Lebens-) Kunst (110). 

Es folgt ein Exkurs über «Klassische Spiritualität und moderne Hirnforschung» (106–110). Aufgewiesen wurde z.B. die herausragende Bedeutung von Gefühlen für Sozialverhalten und ethische Entscheidungen des Menschen. Gefühle repräsentieren verdichtete Werterfahrungen (109). Eine Übung zum Check der eigenen Entscheidungsfähigkeit entlang der ignatianischen Phasen rundet die Thematik ab (110f).

Eine lebendige, lebensförderliche und zeitgemässe Spiritualität ist immer mit der Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung verbunden, sie ist in einem allgemeinen Sinn immer «politisch» (113–127). Konkret zur Sprache kommen der persönliche Lebensstil («Ein einfacher Lebensstil ist ... eine ethische Notwendigkeit.») (115) und das politische Engagement (121ff). Spiritualität/Mystik und Politik sind zwei selbstständige Grössen, die miteinander in Wechselbeziehung stehen. Wer sich aus spirituellen Gründen politisch engagiert, braucht Kraftquellen (124). Diese findet man nur, wenn man innerlich frei, gelassen und unabhängig von Erfolgsdenken ist (123).

Wenn von «Spiritualität als Quelle des Ethos» die Rede ist, geht es um die Bedeutung von Haltungen oder «Tugenden» für Spiritualität. Im Anschluss an die Tugendlehre von Aristoteles zeichnet Michael Rosenberger ein ganzes Kaleidoskop spirituell bedeutsamer Haltungen (129–151). (Das Kapitel ist das längste im ganzen Buch.) Wie Aristoteles beschreibt der Autor diese Grundhaltungen in Paaren, die zusammengehören und doch verschieden sind: Dankbarkeit und Demut, Ehrfurcht und Gerechtigkeit, Masshaltung und Genussfähigkeit, Gelassenheit und Hingabe. Wer diese Haltungen in sich aufbauen und pflegen will, muss üben und gleichzeitig wissen: alles wird geschenkt (150).

Im Kapitel «Glauben, hoffen, lieben. Spiritualität als Geschenk» (153–171) geht es darum, den spirituellen Kern freizulegen, der Glaubende und Menschen ohne Religionszugehörigkeit verbindet. Das Kapitel greift die Ausgangsfrage des Buchs: «Woraus lebst du?» noch einmal auf, «glauben, hoffen und lieben» umschreiben die Antwort. Immer geht es um die Fähigkeit, sich fallenzulassen, von sich wegzusehen und sich zu verschenken (154). Die «Ökumene des Geistes» knüpft weniger an Glaubensinhalten an, sondern konzentriert sich mehr auf existenzielle Vollzüge. Der Vollzug des Glaubens bedeutet: Sich mit Haut und Haaren übereignen (155–158). Hoffen heisst: Sich um etwas bemühen, weil es gut ist, und nicht nur, weil es garantiert Erfolg hat (158–162). Lieben bedeutet die freie, bejahende, ganzheitliche und sich verschenkende Bindung an eine Person oder Sache (162). Liebe ist nicht verrechenbar oder messbar und immer nur möglich in Verbindung mit Selbstliebe. Diese meint im Kern die Erfahrung von Geliebtsein (165). Wie Lieben, Geliebtwerden und Gottesliebe zusammenhängen, wird nirgends so deutlich beschrieben wie im 1. Johannesbrief (166). Die Krönung des Kapitels: Eine Meditation über Spiritualität als Geschehenlassen oder Sich–führen–lassen in hellwacher («passiver») Präsenz (170). Die Übungen laden dazu ein, die eigenen Heilserfahrungen zu betrachten und Vertrauen zu üben. 

Die beiden letzten Kapitel des Buchs beschäftigen sich mit zwei herausfordernden Aspekten von Spiritualität: «Spiritualität als ars moriendi» und «Beten als innerster Kern von Spiritualität» (173–205). Beide Themen sind auf je verschiedene Art herausfordernd. Das erste geht von der Grundüberzeugung aus, dass die Frage nach dem erfüllten Leben nur auf dem Hintergrund der Frage nach dem rechten Sterben zu beantworten ist (174). Praktisch wird es unter der Überschrift «Eckpunkte einer ars moriendi» (177). So gilt es täglich neu so zu leben, als wäre das der letzte Tag des eigenen Lebens (178). Der Tod wird als Bruder angesehen, der freundlich aufzunehmen ist (179). Weitere praktische Übungen zur ars moriendi schliessen sich an (179–186).

Die These, dass Beten der innerste Kern der Spiritualität sei, scheint quer zu einer «Ökumene des Geistes» zu stehen. Ohne genaue Bestimmung des Begriffs «Beten» landet man in einer Sackgasse. Daher: «Gebet ist die bewusste ganzheitliche Begegnung mit dem Geheimnis» (189). Und unter praktischer Rücksicht wird betont: Dankbares Erinnern, nicht Bitten ist die Grundform des Betens (191–194). Und: Beten heisst Anreden und Erzählen (194–199). In Anlehnung an die Gottesnamen in der Psalmenübersetzung von Huub Oosterhuis skizziert Michael Rosenberger am Schluss seines Buchs eine Betrachtung möglicher Namen Gottes. 

Wolfgang Broedel
 

1 Rosenberger, Michael, Was der Seele Leben schenkt. Spiritualität aus Erde, Würzburg 2021.

 


Wolfgang Broedel

Dr. theol. Wolfgang Broedel (Jg. 1946) ist Theologe und Heilpädagoge. Er war u.a. Leiter des Heilpädagogischen Seminars am Josefshaus in Rheinfelden Herten (D), Dozent für Heilpädagogik an der Universität Freiburg i. Br., Pastoralassistent in Sarnen OW und theologischer Leiter der Fachstelle für Religionspädagogik Luzern. Seit vielen Jahren engagiert er sich in der Entwicklung und Vermittlung einer innengeleiteten Pädagogik in der Deutschschweiz und in Vorarlberg (A).