Heiner Wilmer: Gott ist nicht nett. Ein Priester fragt nach seinem Glauben. (Verlag Herder) Freiburg-Basel-Wien 2013, 205 S.
Ein erfrischend ehrliches Buch. P. Heiner Wilmer, ein Bauernjunge aus dem Emsland, jahrelang Gymnasiallehrer und Schulleiter, derzeit Provinzial der Herz-Jesu-Priester, erzählt von seinen Stimmungen und Erlebnissen. Nicht das übliche Gejammer über die Unzulänglichkeiten der Kirche und unseres Glaubens. Am Anfang steht vielmehr der Schock vor dem Bild eines gekreuzigten Hundes. Schlagartig erkennt der Autor die Kluft zwischen unserer betulichen kirchlichen Verkündigung und der grausamen Wirklichkeit des Kreuzestodes. Im Licht dieser Begegnung mit der Wirklichkeit hat er «in diesem Buch versucht, den geschundenen Leib Christi anhand des alten Gebetes Anima Christi abzutasten» (S. 192). Jede Bitte des Gebetes erläutert er durch Begebenheiten seines Lebens. Vieles kommt da zur Sprache: jugendliche Räusche, Stottern, Verliebtheit, Wut, Scham, Schuld, Tod, Zweifel am Priesterberuf … Die entwaffnende Ehrlichkeit, mit der Wilmer sein Erleben erzählt, macht seine Aussagen glaubwürdig – auch dort, wo er nachzudenken beginnt, die Bibel zitiert und betet. Mit spannend erzählten Geschichten, immer in der Ich-Form, nimmt Wilmer den Leser mit zu einer Auseinandersetzung mit Gott. Ein Buch, das Mut machen kann.