Gemeinsam auf dem Weg zur Erneuerung

Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) ruft zu einem gemeinsamen Weg der Erneuerung der Kirche auf. Wie dies im Bistum Lugano umgesetzt
werden soll, erklärt Bischof Valerio Lazzeri.

Die Kirche von Lugano lebt in ihrer Besonderheit die Notwendigkeit einer kirchlichen Erneuerung, welche die Schweizer Bischöfe im Communiqué zu ihrer 326. Vollversammlung  zum Ausdruck gebracht haben.

Auch im Tessin steht die Kirche derzeit vor zahlreichen neuen pastoralen Herausforderungen, die jedoch auf kirchlicher und öffentlicher Ebene nicht die gleichen Reaktionen und Debatten auslösen wie im Rest des Landes. Dies ist auf die vielen Besonderheiten zurückzuführen, die unsere Region kennzeichnen: die italienische Sprache, die Nähe zu Italien, die lateinische Mentalität, die Ausdrucksformen unserer Religiosität und unseres Glaubens, welche typisch sind für einen Katholizismus, dessen Geschichte ganz andere Züge aufweist als in der übrigen Schweiz. Obwohl sich unsere zivil-kirchliche Ordnung wesentlich vom sogenannten «Dualen System» unterscheidet und trotz der Tatsache, dass die Mehrheit der Tessiner Bevölkerung katholisch ist, ist uns die spezifische Art und Weise, über eine Erneuerung der Kirche nachzudenken, nicht fremd.

Nach diesen Vorbemerkungen nenne ich einige Bereiche, in denen wir die Wünsche der SBK umsetzen möchten.

Erste konkrete Schritte

Zunächst jene Gremien, die offiziell in der Bistumsleitung mitwirken: der Priesterrat und der Pastoralrat. In den letzten Jahren haben sich beide Räte mit Aspekten des kirchlichen Lebens befasst: Priesteramt, Sakramentenvorbereitung, Katechese, überpfarreiliche Seelsorge, Berufungen, die Rolle der Laien usw. Dabei haben sie die grossen Veränderungen auf allen Ebenen der Gesellschaft, der Kultur und allgemein der Welt berücksichtigt. Die Notwendigkeit, neue Wege zu finden, wie die Kirche präsent sein kann, stand dabei im Zentrum und ist mittlerweile der rote Faden von verschiedenen pastoralen Initiativen. Diese werden nach dem Kriterium der Dringlichkeit weitergeführt, wobei wir mehr Wert auf die Weiterentwicklung einer gemeinsamen Sensibilität legen als auf rechtliche und administrative Massnahmen.

Dann sind da die Bewegungen, Vereinigungen und Gruppen, die im Bistum aktiv sind. Es handelt sich um lebendige Wirklichkeiten, die aus dem Wunsch entstanden sind, neue Möglichkeiten zur Entwicklung und Vertiefung der christlichen Taufberufung in der heutigen Welt zu eröffnen. Es sind greifbare Samen einer Lebendigkeit, die eine nicht unbeachtliche Anzahl von Menschen umfasst, die am Leben der Pfarreien und des Bistums mitarbeiten. Wir möchten mit dieser guten Zusammenarbeit und Bündelung von Energien weiterfahren, die in den vergangenen Jahren bereits zu zwei sehr gut besuchten Anlässen geführt haben.1

Schliesslich sind die Pastoralbesuche, verbunden mit der Entwicklung von überpfarreilichen Seelsorgeräumen, zu nennen. In diesem Bereich werden grössere Anstrengungen unternommen, um die synodale Dynamik zu fördern, die dem kirchlichen Organismus neues Leben verleihen kann. Die Begegnung des Bischofs mit den Seelsorgenden und der Bevölkerung soll als Ermutigung dienen, in diesen stark veränderten Zeiten überzeugt und überzeugend das Evangelium zu verkündigen. Es ist zu hoffen, dass dieser vielfältige und zurzeit von der Basis ausgehende Prozess in unserem Bistum eine missionarische Dynamik im Sinne von Papst Franziskus fördert: «Die anstehenden Herausforderungen, die verschiedenen Themen und Fragestellungen können nicht ignoriert oder verschleiert werden; man muss sich ihnen stellen, wobei darauf zu achten ist, dass wir uns nicht in ihnen verstricken und den Weitblick verlieren, der Horizont sich dabei begrenzt und die Wirklichkeit zerbröckelt» (Brief von Papst Franziskus, An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland, 2019, 9).

+ Valerio Lazzeri, Bischof von Lugano

 

1 Im Jahr der Barmherzigkeit «Radunati dalla misericordia» (November 2015). Im Juni 2018 folgte die Fortsetzung «Alle radici dell’umano».

 


Valerio Lazzeri

Valerio Lazzeri (Jg. 1963) ist seit 2013 Bischof der Diözese Lugano. Er studierte zunächst Theologie in Freiburg i. Ue., danach promovierte er am Päpstlichen Institut für Spiritualität «Teresianum» in Rom. Er arbeitete u. a. im Sekretariat der Kongregation für das katholische Bildungswesen und war Professor für spirituelle Theologie an der Theologischen Fakultät von Lugano.