Für den Stiftungsrat war es eine Selbstverständlichkeit, dass das Jubiläum mit mehreren speziellen Anlässen gefeiert werden soll. Schon früh kam der Gedanke, ein Freilichtspiel zu organisieren. Diese Idee musste aber schnell wieder verworfen werden. «Das finanzielle Risiko war für den Stiftungsrat zu gross. Auch wären wir mit der Organisation überfordert gewesen», erklärt Hansruedi Mullis vom Stiftungsrat den Entscheid. Der Wallfahrtsort erhält nämlich keine Kirchensteuern, sondern finanziert sich allein durch Spenden und den Erlös der Opferlichter.
Durch Zufall kam es zum Kontakt mit Willy Hollenstein von der Bühne Thurtal. «Im Gespräch wurde man sich einig, dass er das Stück in Eigenregie durchführt», erzählt Mullis. Die Bühne Thurtal übernimmt die ganze Produktion und auch das finanzielle Risiko. Mit Paul Steinmann fand sie einen bewährten Drehbuchautor.
Überregionales Ereignis
Das Stück handelt von der 17-jährigen Miriam, die ungewollt schwanger ist. Ihr Freund hält nicht zu ihr. In Maria Bildstein, wo sie ebenso ungewollt hingerät, findet sie unerwartete Hilfe. «Wir nehmen die Zuschauer mit auf eine Reise durch 500 Jahre Geschichte und Glauben», erzählt Claudia Rickenmann. Sie ist Mitglied des Organisationskomitees und steht als eine der rund 60 Laienschauspieler auf der Bühne. Die Schauspielerei begleitet sie schon ihr Leben lang. So hatte sie bereits mehrere Statistenjobs im Fernsehen, z. B. beim «Bestatter». Im Stück, bei dem sie auch als künstlerische Assistentin wirkt, spielt sie Sr. Maria Theresia. «Das Stück ist in der Endphase, und wir warten alle schon gespannt auf unsere definitiven Texte.» Die Laienschauspieler wurden über Aufrufe in den Zeitungen und an einem Infoabend gefunden. Die Bühne Thurtal brachte zudem durch ihre verschiedenen Aufführungen (z. B Idda von Toggenburg) ein gut ausgebautes Netzwerk an Laienschauspielern mit. Zusammenarbeit wird beim Freilichtspiel grossgeschrieben: Die Zusammenarbeit zwischen der Bühne Thurtal aus Wil mit den Menschen vor Ort (Schauspielern, aber auch Catering usw.) und die Zusammenarbeit mit dem Stiftungsrat, der nicht nur den Platz vor der Wallfahrtskirche zur Verfügung stellt, sondern auch beim Zusammentragen der Geschichte von Maria Bildstein tatkräftig mitgeholfen hat. Auch wenn die Schauspieler Laien sind, so ist doch der Aufwand, den sie für dieses Stück betreiben, profimässig. «Die Proben finden ab April regelmässig mit durchschnittlich zwei Proben pro Woche statt. Geplant sind auch zwei Intensivwochenenden. Im Juli wird dann fast täglich geprobt», weiss Rickenmann zu berichten.
Von der Vergangenheit in die Gegenwart
Der Stiftungsrat suchte noch nach anderen Möglichkeiten, dieses Jubiläum nachhaltig zu feiern. Speziell auf Maria Bildstein sind die vielen Grotten und Kreuzwegstationen, die im Wald verteilt sind. So kam die Idee, die Anlage um ein Kunstwerk aus der Gegenwart zu bereichern und so in die heutige Zeit zu aktualisieren. Das Werk «Madonna mit Kind» der Künstlerin Marlies Pekarek aus St. Gallen wird nach dem Jubiläumsgottesdienst mit Bischof Markus Büchel am 8. September eingeweiht. Daneben wird der Stiftungsrat eine neue Broschüre veröffentlichen, die zu einem meditativen Spaziergang auf dem Grotten- und Stationenweg einlädt. Am Jubiläumskonzert «Drei schön Ding» im November erklingt Musik aus den Anfangszeiten von Maria Bildstein. So kommen auch hier Beginn und Gegenwart fruchtbar zusammen.
Rosmarie Schärer