Für einen nachhaltigen Umgang mit Energie

Die Schweiz hat das Wissen und die Ressourcen für einen Umstieg auf erneuerbare Energien. Die diesjährige Fastenkampagne von Fastenaktion, HEKS und Partner sein steht unter dem Motto «Klimagerechtigkeit – jetzt!».

Die Illustration zur gemeinsamen Fastenkampagne «Klimagerechtigkeit – jetzt» von HEKS und Fastenaktion. (Bild: zvg)

 

Was wären wir ohne sie? Wohnen, reisen, uns ernähren oder einfach sein – wir brauchen sie, die Energie. Energie ist in unserem Leben allgegenwärtig, und deshalb ist es umso wichtiger, dass sie aus guten, nachhaltigen und vertretbaren Quellen kommt. Die Energieproduktion verursacht weltweit rund 70 Prozent des CO2-Ausstosses. Unser Überkonsum an Energie ist einer der grössten Treiber der Klimakrise. Um die Schöpfung zu bewahren, müssen wir gemeinsam Verantwortung übernehmen und gute Lösungen rund um die Energieproduktion und unseren Lebensstil vorantreiben. Deshalb steht erneut die Klimagerechtigkeit im Zentrum der Ökumenischen Kampagne von Fastenaktion, HEKS und Partner sein.

Was brauchen wir wirklich?

Bald ist es wieder so weit – bald ist Fastenzeit. Es sind Tage, um sich Gedanken zu machen, Momente, um in sich zu kehren. Was tut mir und meiner Umwelt gut? Was schenkt mir Kraft, was raubt mir Energie? Wo kann ich Kraft und Energie schöpfen und weitergeben, und wo verschwende ich solche und könnte es vermeiden? Meist sind es nämlich die simplen Dinge, die uns Energie geben und stärken: ein Spaziergang an der frischen Luft, ein anregendes Gespräch mit einem lieben Mitmenschen oder eine herzliche Umarmung. Natürlich, ein Flug in die Ferne ist verlockend und auch die Werbung reizt mit tollen Angeboten, die wir uns online bestellen könnten. Aber brauchen wir das auch wirklich? Manchmal ist weniger mehr. Denn hier im Norden konsumieren und verbrauchen wir insgesamt zu viel. Würden alle auf der Welt so leben wie wir hier in der Schweiz, bräuchten wir mehr als drei Erden. Wir haben jedoch nur die eine, und auf diese müssen wir aufpassen, sie beschützen und pflegen. Wenn wir uns also fragen, was uns Energie gibt und Kraft schenkt, sollten wir dabei auch beachten, wie es unserer Umwelt dabei ergeht. Stärken und vergnügen wir uns auf Kosten anderer?

Klimagerechtigkeit – jetzt!

Das Kampagnenplakat der diesjährigen Ökumenischen Kampagne zeigt oben einen Mann, der genüsslich ein übervolles heisses Bad mit viel Schaum geniesst und sich dabei sogar noch warm abduscht, während sich der Mann unten in einer zu einem Floss umgebauten Badewanne vor einer Überschwemmung in Sicherheit bringt. Diese Gegenüberstellung zeigt auf, wie unser Überkonsum den Klimawandel anheizt und Leid, Hunger und Armut bei den Menschen im globalen Süden zur Folge hat.

Konkret heisst das, dass sich kolumbianische Bäuerinnen und Bauern wegen des Klimawandels nicht mehr auf die Regenzeiten verlassen können und nun aufgrund von Regenüberschuss oder -mangel mit verrotteter oder vertrockneter Ernte kämpfen. Zu trocken ist es auch für die Fische in den brasilianischen Flüssen, so dass der lokalen Bevölkerung die wichtigste Ernährungsquelle fehlt. Die Menschen, die am meisten vom Klimawandel betroffen sind, haben am wenigsten dazu beigetragen. Das ist ungerecht. Diese globalen Bezüge macht die Ökumenische Kampagne 2022 sichtbar und steht deshalb unter dem Motto «Klimagerechtigkeit – jetzt!».

Auf zu neuen Energiequellen

Die Reflexion unseres Handelns und die entsprechende Verhaltensänderung ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Nebst dieser persönlichen Ebene braucht es jedoch auch politische Veränderungen. Ein wichtiger Lösungsansatz ist der Umstieg auf und Ausbau von erneuerbaren Energien. Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist mehr denn je gefragt, haben wir in der Schweiz doch das nötige Wissen und die Ressourcen dazu. Es ist wichtig, diese auch in weniger ressourcenstarken Ländern einzusetzen und somit Alternativenergien zu fördern. Die Implementierung dieser darf jedoch nicht auf Kosten von Mensch und Umwelt geschehen, sprich, soziale und ökologische Lösungen sind nötig für den Weg zur Klimagerechtigkeit.

Deshalb unterstützt Fastenaktion innovative Projekte, wie in Kolumbien, wo eine kleine Biogasanlage aus Tierkot und Bioabfällen Energie für lokale Bauernhöfe produziert. Somit sparen die Bäuerinnen und Bauern nicht nur Geld, welches sie zum Beispiel in die Schulbildung ihrer Kinder investieren können, sondern helfen auch ihrer Umwelt durch den biologischen, nachhaltigen Kreislauf von Energie. Im sonnenreichen Land gibt es auch grössere, gemeinschaftlich initiierte Energieprojekte wie das Anbringen von Sonnenkollektoren, welche einen sozialen und gerechten Energiewandel ermöglichen und den Menschen nachhaltig helfen.

An einigen Orten wird jedoch das System an erneuerbaren Energien ausgebaut, ohne dabei wirklich auf die Menschen und die Natur darum herum zu achten. In Brasilien entstehen beispielsweise gerade etliche Staudämme, deren Baue es den Fischen unmöglich machen, zu wandern, neue Lebensräume zu erschliessen und sich fortzupflanzen. Folglich fehlt den Indigenen eine ihrer wichtigsten Nahrungsquellen. Die Staudämme werden mitten durch oder angrenzend an ihren Lebensraum gebaut, ohne sie in solche Entscheidungen miteinzubeziehen, obwohl diese Mitsprache rechtlich vorgeschrieben wäre. In solchen Fällen ist es wichtig, die lokale Bevölkerung darin zu unterstützen, sich zu wehren, indem sie ihre Rechte einfordern und ihre Stimme erhört machen. Fastenaktion setzt sich dafür ein, an internationalen Klimakonferenzen, im Dialog mit der Regierung vor Ort sowie mit Schulungen der Bevölkerung faire Lösungen zu finden, die die Rechte der Indigenen sowie den Schutz der Natur wahren.

Meilensteine setzen

Was heisst das jetzt konkret? Ab 2040 müssen wir unser Leben und unser Wirtschaften klimaneutral gestalten, wie es im Pariser Abkommen, welches auch die Schweiz unterzeichnet hat, vereinbart wurde. Zentral ist dabei ein politischer Fahrplan und Gesetzesrahmen mit konkreten Meilensteinen. Aber auch jede und jeder Einzelne kann mit einer Veränderung des Konsums zur Eindämmung der Klimakrise beitragen. Transport, Essen, Freizeit, Genuss – es geht nicht darum, auf alles zu verzichten, sondern sich zu hinterfragen, bewusst zu wählen und zu reduzieren. Werfen wir einen Blick in uns hinein und gleichzeitig auf den Umgang mit unserem Planeten. Als Individuen, Gemeinschaften und als Gesellschaft können wir Energie so nutzen, dass auch noch Generationen nach uns die Schönheiten dieser Welt geniessen und daraus Kraft schöpfen können. Als Kirche kann das Zertifikat Grüner Güggel angestrebt werden, um so ihre Umweltleistung zu verbessern. Es ist nie zu spät für eine Erneuerung der Gedanken, des Handelns, der Energien. Und meist ist es einfacher als gedacht.

Selina Stadler

 

Neu gekleidet, gleich gesinnt: Durch die Fusion von Brot für alle und HEKS sowie die Namensänderung von Fastenopfer zu Fastenaktion hat die Ökumenische Kampagne ein neues Erscheinungsbild erhalten. Unter der Trägerschaft von Fastenaktion, HEKS und Partner sein wird weiterhin das Ziel der Ernährungssicherheit für alle Menschen verfolgt. Die Entwicklungsorganisationen ermöglichen mit der Kampagne einen vielseitigen Einblick ins Thema Klimagerechtigkeit. Informativ mit Stimmen aus den Projektländern, spielerisch mit einem Quiz zur Reflexion des eigenen Handelns sowie partizipativ mit der Möglichkeit zur politischen Mitsprache ist ein umfänglicher Zugang zum Thema auf www.klimagerechtigkeit-jetzt.ch garantiert.


Selina Stadler

Selina Stadler studierte Journalismus und Organisationskommunikation an der ZHAW in Winterthur. Nach verschiedenen Radio- und Fernsehpraktika arbeitete sie drei Jahre in Peru als Englischlehrerin. Seit 2021 ist sie Verantwortliche Kommunikation Ökumenische Kampagne bei Fastenaktion, ehemals Fastenopfer. (Bild: Jean-Pierre Grueter)