Für eine glaubwürdige Priesterbildung und ein gemeinsames Seminar in der Schweiz

Wie das Bischöfliche Ordinariat in Solothurn Anfang März 2016 bekannt gab, will man die Alumnen von den Theologischen Fakultäten der Schweiz abziehen und nach Freiburg im Breisgau ans Collegium Borromäum und an die Albert-Ludwigs-Universität verweisen. Die Schweizer Studienorte sollen noch für Freisemester zugänglich bleiben, Ausnahmen vorbehalten. Als Grund für die Abschaffung der eigenständigen, ortskirchenbezogenen Priesterbildung wird die sinkende Zahl der Berufungen genannt. In Freiburg sollen die Seminaristen in einem grösseren Seminar und in einer grösseren Gruppe ihre Ausbildung erhalten. Deren Bedeutung hat jüngst das Seminaristentreffen in Luzern (24.–25. Oktober 2015) deutlich vor Augen geführt: Es beteiligten sich 30 Schweizer Alumnen, und die Grösse der Gruppe hat ein ansprechendes, vielseitiges Programm für Arbeit und Einkehr möglich gemacht.

Im Zusammenhang mit der Umsiedlung der Priesteramtskandidaten ist die Rede von «transkultureller Kompetenz». Gerade dieser Hinweis aber spricht für und nicht gegen die bisherige Ordnung: Die beabsichtigte geografische Separierung der Basler Priesteramtskandidaten in eine französisch-und eine deutschsprachige Gruppe würde das Bemühen um kulturelle Brücken geradezu konterkarieren – eine der grössten Chancen, welche die Mehrsprachigkeit des Bistums bietet, wäre verspielt. Die Verantwortlichen sind aufgerufen, das kirchliche «Rahmenprogramm für das Theologische Vollstudium nach dem Bologna-Modell» vom 6. Dezember 2005 auch für die Priesterausbildung ernst zu nehmen. Darin fordern die Bischöfe Kompetenzen u. a. in den Fächern Religionspädagogik/Katechese, Kirchenrecht, Pastoraltheologie und Kirchengeschichte – und diese lassen sich mit einem integralen Auslandstudium sicher nicht mit jener lokalen Vertiefung erwerben, welche der Schweizer Bischofskonferenz beim Erlass dieses Dekretes vor Augen stand (269. ordentliche Sitzung vom 5.–7. September 2005 in Givisiez). Hinzu kommt, dass die geplante Wegweisung der Basler Priesteramtskandidaten einer Schwächung der Theologischen Fakultät Luzern gleichkäme. Man nähme den betroffenen Studenten die Chance, von den Stärken dieses Studienortes zu profitieren: Institute für Jüdisch-Christliche Forschung, für Religionspädagogik und für Ökumene, dazu Kooperationen mit der Geistes- und Sozial-wissenschaftlichen Fakultät und mit der Fachhochschule Luzern Musik mit ihrem anerkannten kirchenmusikalischen Schwerpunkt.

Wesentlich angemessener wäre ein gesamtschweizerisches Konzept für die Priesterbildung und ein gemeinsames Priesterseminar in der Schweiz. Das setzt allerdings voraus, dass die Verantwortlichen der Kirche in der Schweiz zu einer Willensgemeinschaft zusammenfinden und ein kirchliches Bewusstsein entwickeln. Notwendig ist eine bessere Kommunikation der interdiözesanen Gremien. Das Wohl der künftigen Priester, aber auch das Wohl der Pfarreien und pastoralen Räume verlangt, dass die Schweizer Bischöfe und Regenten sich zusammenraufen und die studierenden Priesterkandidaten eingeübt werden, mit den künftigen Laientheologinnen und Pastoralassistenten gut zusammenzuarbeiten.

Unsere Studenten und unsere Pfarreien verdienen ein beherztes Engagement für eine qualitativ hochstehende, kirchlich verankerte und auf die konkrete pastorale Situation bezogene Ausbildung aller in der Seelsorge Tätigen – Priesteramtskandidaten sollen nicht ausgerechnet von den Bischöfen benachteiligt und ins Ausland geschickt werden. Die Bischöfe sind aufgerufen, eine Schweizer Lösung zu finden, damit die Seelsorge-Generation von morgen mit den hier gegebenen kirchlichen, sozialen und gesellschaftlichen Realitäten vertraut wird und bereits im Studium lernt, verantwortungsvoll und prophetisch damit umzugehen!

Stephan Leimgruber / Markus Ries

Hinweis der SKZ-Redaktion: Das Mediencommuniqué des Bistums Basel vom 2. März 2016 ist einsehbar unter: www.kath.ch/medienspiegel/verstaerkung-der-priesterausbildung

Stephan Leimgruber / Markus Ries

Stephan Leimgruber ist Prof. em. der LMU München, seit 2014 Geistlicher Begleiter der Theologiestudierenden im Seminar St. Beat Luzern.
Dr. Markus Ries ist o. Professor für Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät und Prorektor der Universität Luzern.