SKZ: Warum wurde dieses Seminar errichtet?
Alain de Raemy: Die Anfrage der Mitglieder des Neokatechumenats* in unserer Diözese gelangte direkt an Bischof Morerod. Es gibt hier einige Gemeinschaften, die schon seit Jahrzehnten auf diesem Weg der Entdeckung und Vertiefung des Glaubens sind. Sie erachteten es als möglich, auch bei uns Priester auszubilden, die sich ganz der weltweiten Mission zur Verfügung stellen, aber gleichzeitig auch einem Bistum angehören und dort prioritär dem Bischof zur Verfügung stehen. Die Ausbildung der Seminaristen des Neokatechumenats sieht vor, dass die Seminaristen die vielen Gebets- und Gemeinschaftstreffen der Familien und Laien der Bewegung vor Ort miterleben und sich so auch formen lassen. Die Laienmitglieder der Bewegung, Männer und Frauen, sind in der Ausbildung der Priester stark involviert.
Was unterscheidet das Seminar Redemptoris Mater von einem «normalen» Seminar?
Die Seminaristen werden zu Missionaren ad gentes ausbildet. Das heisst, sie werden später entweder in die Weltmission gehen oder sich der Evangelisierung im eigenen Land zur Verfügung stellen. Es ist tatsächlich eine Chance, in unserem Bistum Priester zu haben, die für Distanzierte und Agnostiker, aber auch für Anderssprachige ein besonderes Feeling haben, sich aber auch jeweils anderen, mehr benachteiligten Bistümern freiwillig zur Verfügung stellen können. Auch stammen die Seminaristen eines Bistums bewusst aus anderen Bistümern der Welt. Indem sie weg von Zuhause in einer anderen Kultur leben müssen, erleben sie so bereits eine konkrete Verfügbarkeit für die Weltmission.
War der Beginn des Seminars ein Erfolg oder gab es Anfangsschwierigkeiten?
Die Hauptschwierigkeit war die Beschaffung der Aufenthaltsbewilligungen für Ausländer. Die zweite Schwierigkeit, geeignete Räumlichkeiten in der Stadt Freiburg zu finden.
Wie viele Seminaristen leben aktuell im Seminar?
Da die entsprechenden Räumlichkeiten noch fehlen, leben drei Seminaristen in Familien, die der Bewegung angehören, und studieren an der Theologischen Fakultät hier in Freiburg. Weitere fünf Seminaristen lernen in Avignon (F) noch Französisch, da gute Sprachkenntnisse zu den Vorbedingungen für die Aufnahme in der Schweiz gehören. In Avignon gibt es bereits ein Seminar Redemptoris Mater und in Frankreich kommt man ein wenig einfacher zu einer Aufenthaltsbewilligung […] Die Seminaristen stammen aus Chile, Peru, Paraguay, Indien, den USA und den Philippinen.
Die Diözese erhofft sich von dieser kulturellen Vielfalt eine Unterstützung der Sprachmissionen. Hat sich diese Hoffnung erfüllt?
Da noch keiner der Seminaristen im pastoralen Einsatz ist, kann diese Frage noch nicht beantwortet werden. Aber ihre vielen verschiedenen (Mutter-)Sprachen werden in der Diözese sicher von Nutzen sein. Es arbeiten übrigens bereits seit Längerem zwei Priester der Bewegung bei uns: der eine in einer Pfarrei, der andere in einer Sprachmission.
Kann diese kulturelle Vielfalt nicht auch zu Spannungen führen?
Zum Ausbildungsweg des neokatechumenalen Weges gehört es, sich mit der Kultur, Geschichte, Politik usw. des Landes vertraut zu machen. Für eine abschliessende Beantwortung dieser Frage ist es jedoch noch zu früh.
Besteht eine Zusammenarbeit mit dem diözesanen Priesterseminar?
Die beiden Seminare sind prinzipiell getrennt. Wir haben jedoch darauf gedrängt, dass die Seminaristen sich regelmässig treffen und so einen Teil der Ausbildung zusammen absolvieren. Dabei hilft, dass der Rektor von Redemptoris Mater zugleich der Spiritual in unserem diözesanen Seminar ist.
Interview: Rosmarie Schärer