«Es ermöglicht ein besseres Verständnis»

Eine fast endlose Auflistung von Angeboten findet sich auf der Website von PASAJ, der kirchlichen Jugendseelsorge des Kantons Waadt, bei der rund 20 pastorale Mitarbeitende und Seelsorgende tätig sind.

SKZ: Was ist PASAJ?
Roberto De Col (RC)1: Die «PAStorale d'Animation Jeunesse» ist ein Ausbildungs- und Begleitprogramm für die 15- bis 25-Jährigen. Die Aufgabe von PASAJ ist es, junge Menschen in ihrem menschlichen und spirituellen Wachstum zu begleiten, wo immer sie sich befinden.

Können Sie einige der Angebote und Veranstaltungen nennen?
RC: Taizé-Gebet, Anbetung, Besuch im Kloster Bose in Italien, eine Fahrradwallfahrt durch die Schweiz, Besinnungstage zur Enzyklika Laudato S' u.v.m. Im Rahmen der Aktion 72 Stunden entwickelte eine kleine Gruppe von Jugendlichen in Begleitung von zwei pastoralen Mitarbeiterinnen ein tragbares Escape-Spiel. Während der Zeit von Covid-19 haben wir zusammen mit den anderen Jugendseelsorgenden der Westschweiz die Website paqueschezmoi.ch konzipiert. Durch Videobeiträge, Diskussionen und Videokonferenzen kam so das Ostergeheimnis in jedes Haus.

PASAJ bietet auch interreligiöse Angebote an.
RC: Ja. Jedes Jahr gibt es im Rahmen des Projekts «Accueillir nos différences» Angebote, die den Jugendlichen ermöglichen, die verschiedenen religiösen Gebäude in der Region Lausanne zu entdecken (Moschee, Synagoge, orthodoxe Kirche usw.). Während dieses Besuchs werden wir von den Verantwortlichen empfangen und es besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Ein gegenseitiges Kennenlernen ermöglicht ein besseres Verständnis untereinander.

Das Angebot «PASAJ by night» klingt spannend.
Alain Toueg (AT)2: Seit sieben Jahren ziehen Freiwillige, begleitet von einem Seelsorger, durch die Strassen von Lausanne und geben jungen Menschen, die mit sich selbst im Konflikt stehen und oft allein und an den Rand gedrängt sind, moralische Unterstützung und Begleitung: Jugendlichen ohne festen Wohnsitz oder mit Migrationshintergrund sowie Jugendlichen, die ihre sozialen Bindungen abgebrochen haben. Jedes Wochenende, in der Regel am Freitag oder Samstag, ist ein Team von drei bis fünf Jugendlichen von 19 Uhr bis Mitternacht oder von Mitternacht bis 5 Uhr in den «heissen» Vierteln der Stadt präsent. Dieses Projekt zielt im Wesentlichen darauf ab, die soziale Isolation zu durchbrechen und den am stärksten marginalisierten Menschen in unserer Gesellschaft punktuelle Unterstützung (manchmal über einen längeren Zeitraum) anzubieten.

Während der Corona-Pandemie war die PASAJ am Hilfsangebot «Pégase» beteiligt.
AT: In Zusammenarbeit mit der «Association for Equity» haben die Jugendlichen von PASAJ Lieferungen von Wäsche an die Notunterkünfte der Stiftung Point d'Eau in Lausanne durchgeführt. Gleichzeitig wurden auch Mahlzeiten an Alleinstehende, junge Menschen mit autistischen Störungen, Behinderte und ältere Menschen verteilt. Bei den regelmässigen Besuchen durch die Jugendlichen fanden diese verletzlichen Menschen Zuhörerinnen und Zuhörer, die ihnen halfen, ihre Angst zu überwinden. Dabei wurde auch die grosse Einsamkeit deutlich, die in den Grossstädten quer durch alle Generationen vorhanden ist.

Gibt es weitere soziale Engagements?
AT: Im Rahmen von «Spirit of Hope» – der Name wurde von den Jugendlichen selbst gewählt, von denen viele unter psychischen Problemen oder unter Integrationsschwierigkeiten im Zusammenhang mit Autismus leiden – werden kreative Workshops, Ausflüge im Freien, Wanderungen oder Pétanqueturniere angeboten. Dabei entdecken diese jungen Menschen verborgene Talente und gewinnen so das Vertrauen in sich selbst und in das Leben zurück. Einmal im Jahr wird auch eine Solidaritätsreise organisiert. Ihr Ziel ist es, jungen Menschen durch die Entdeckung anderer Kulturen, Traditionen und Lebensweisen zur Solidarität anzuregen. Diese Reisen führen oft in Länder und Regionen mit extremer Armut und Unsicherheit. Zunächst wird ein Projekt festgelegt und während eines Jahres durch verschiedene Veranstaltungen Spenden dafür gesammelt. Danach reisen die jungen Menschen in das Land und besuchen das finanzierte Projekt.

Interview: Rosmarie Schärer

 

1 Roberto De Col ist der Leiter von PASAJ.

2 Alain Toueg ist Seelsorger an der «École supérieure de la santé» in Lausanne und bei PASAJ Solidaire engagiert.