Eine theologische Biografie

Peter Opitz, Leiter des Instituts für Reformationsgeschichte in Zürich, gelingt es, Anliegen, Gedankengang und Wirkung Ulrich Zwinglis (1484–1531) verständlich darzustellen1.

Im Vergleich zu Gäblers Einführung in Leben und Werk Zwinglis (32004) konzentriert sich Opitz auf die geschichtlichen Abfolgen und theologischen Debatten. Er wartet mit soliden historischen Kenntnissen zur Reformation in Zürich und in der Schweiz auf und koloriert Zwingli mit Bezug zu Martin Luther. Auffallend ist das Bemühen des Reformators, die Botschaft Jesu Christi aufgrund der Heiligen Schrift – auf griechischem Urtext – kennen zu lernen und sein Angesicht zum Leuchten zu bringen. Nicht die Rechtfertigungslehre steht im Zentrum wie bei Luther, sondern Jesu Einladung, bei ihm Ruhe und Geborgenheit zu finden (Mt 11,28 f). Konfliktiv waren alle angeblich von Menschen erfundenen Zeremonien und Gesetze, wobei es an vertieften Kenntnissen zum Judentum mangelte; dann war strittig die damalige Auffassung von der Eucha ristie als «Messopfer», das nicht mit dem Opfer und der Hingabe Jesu Christi vermittelt werden konnte (Transsubstantiationslehre!). Immer galt es für die Reformatoren, biblische Anhalte zu finden, und wo sie ausblieben, musste abgeschafft oder erneuert werden: Bilderverehrung, Almosenordnung, Ehegesetze, Zölibatsvorschrift, Klöster, Zehnten. Interessant wäre nun ein neues Ringen in ökumenischer Perspektive. Gefragt sind die aktuellen katholischen Antworten auf die einstigen Anfragen von Seiten der einstigen Reformatoren anzuführen. Für die Diskussion beim Reformationsgedenken im Jahre 2017 und folgende aber gilt allemal, dass die Bezeichnung für Zwingli, ein «Prophet, Ketzer, Pionier der Reformation» gewesen zu sein, immer noch zutrifft. Nur muss für den Weg in die Zukunft die heutige ökumenische Theologie einbezogen werden. Viele Anfragen des Reformators haben sich mittlerweile erledigt. Hilfreich ist gegenwärtig eine zuverlässige Information über den Gang der Reformation in der Schweiz, und dies gibt die knappe Darstellung in optimaler Weise.

 

1 Peter Opitz, Ulrich Zwingli, Prophet, Ketzer, Pionier des Protestantismus, Zürich 2015, 119 Seiten, ISBN 978-3-290-17828-4.

Stephan Leimgruber

Stephan Leimgruber

Dr. Stephan Leimgruber ist seit Februar 2014 Spiritual am Seminar St. Beat in Luzern und zuständig für die Theologinnen und Theologen in der Berufseinführung. Bis zu seiner Tätigkeit in Luzern war er Professor für Religionspädagogik an der Theologischen Fakultät in München.