Ein treuer Mitarbeiter des Herrn

Mit dem Tod von Abt Ivo Auf der Maur OSB, dem ersten Abt der Abtei St. Otmarsberg in Uznach SG, am 15. Januar schloss sich ein grosses Lebenswerk.

Abt Ivo Auf der Maur OSB an seinem Schreibtisch. (Bild: zvg)

 

Allein, dass Abt Ivo im 97. Lebensjahr, im 76. Jahr seiner Mönchsprofess und im 72. Jahr seines Priestertums starb, lässt erahnen, wie reichlich er von Gott und den Menschen beschenkt wurde. Eine robuste Gesundheit, eine beinahe stoische Disziplin und eine berührende Liebe zum Evangelium Christi und seiner Kirche prägten sein Leben. Im Folgenden steht sein wissenschaftliches Wirken im Fokus, wissend, dass sein Lebenswerk nur auf dem Fundament seiner Liebe und Treue zum benediktinischen und missionarischen Mönchtum verstanden werden kann. Vorbildlich und berührend lebte er diese seine Berufung Gottes.

Nach den theologischen und philosophischen Studien in Freiburg i. Ü. durfte der junge Pater Ivo 1950 für fünf Jahre in das Missionsgebiet der Kongregation von St. Ottilien, ins heutige Tansania, aufbrechen. Am Kleinen Seminar von Kigonsera bei Peramiho unterrichtete Pater Ivo Philosophie, daneben auch Religion, Geschichte und Weltgeschehen. 32 Stunden pro Woche stand er als Lehrer den jungen Studenten vor und lehrte in den Sprachen Latein, Englisch und Swahili. Auf diesem prägenden Fundament folgte das Doktorat in Patristik in Sant’Anselmo in Rom, das er 1958 mit der These «Mönchtum und Glaubensverkündigung in den Schriften des heiligen Johannes Chrysostomus» abschloss. Unmissverständlich geht er in dieser Arbeit einem frühen Zeugnis monastischer Reformbewegung in Verbindung mit der Missionsarbeit nach. Abschliessend schreibt er: «So steht Johannes Chrysostomus als Mönch und Seelsorger mitten in der stürmischen Entwicklung der monastischen Formen. […] In Wort und Tat bemühte er sich, das Mönchtum Syriens in geordnete Bahnen zu lenken, indem er den monastischen Gedanken der Abtötung und Entsagung zu verinnerlichen und die angestauten Kräfte für die weltweite Kirche fruchtbar zu machen suchte.»

Die Verbindung von monastischem und missionarischem Wirken erlaubte Abt Ivo auch, wissenschaftlich zu arbeiten. Ende der 1960er- und zu Beginn der 1970er-Jahre wirkte Pater Ivo als Referent am Katechetischen Institut in Luzern. Denselben Dienst leistete er auch während zweier Jahre im Ringkurs der Theologischen Fakultät in Luzern.

Doch vor dem Hintergrund seines Naturells fühlte sich Pater Ivo mehr zum wissenschaftlichen Arbeiten berufen. In über 100 Artikeln, allen voran in der «Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft» sowie in der «Neuen Zeitschrift für Missionswissenschaft», teilte er mit den Leserinnen und Lesern seine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der praktischen Erfahrung seines Alltags. Dass Abt Ivo als Wissenschaftler um das Muss der ständigen Weiterbildung wusste, bezeugt seine jahrzehntelange Rezensionsarbeit im «Bulletin d’Histoire Benedictine» und im «Archiv für Liturgiewissenschaft». Sein Wissen stellte Abt Ivo auch verschiedenen Kommissionen der Kongregation von St. Ottilien zur Verfügung, so zum Beispiel der Missionskommission und der liturgischen Kommission. Als Beigabe sei unter anderem das Mitwirken von Abt Ivo als Autor beim «Historischen Lexikon der Schweiz» erwähnt, ein Dienst, der seine Kenntnisse und sein Interesse an der historischen Arbeit unterstreicht.

Nicht unerwähnt sei an dieser Stelle sein Engagement für den Aufbau unseres klösterlichen Archivs und der Bibliothek. In jungen Jahren legte er dafür den Grundstein und betreute diese über Jahrzehnte. Für die Bibliothek zeichnete er bis ein Jahr vor seinem Tod verantwortlich. Abt Ivo wusste um den Schatz geordneter und aktueller Archive und Bibliotheken für die historische und wissenschaftliche Auseinandersetzung der Gegenwart und Zukunft. Er selber profitierte davon ein Leben lang.

Emmanuel Rutz


Emmanuel Rutz

Abt Emmanuel Rutz (Jg. 1972) studierte Theologie und war seit 2010 Subprior und Novizenmeister der Abtei St. Otmarsberg. 2013 wurde er zu ihrem Abt gewählt.