SKZ: Was ist Dialogue en Route und was will das Projekt bewirken?
Rifa'at Lenzin: Es ist ein Projekt von Iras Cotis*, das die religiöse und kulturelle Vielfalt der Schweiz für junge Leute sichtbar und erlebbar machen will. Zu ausgewählten religiösen Stätten, Kulturorten und Bildungshäusern werden vielseitige Exkursionen veranstaltet. Die Stationen und Routen sind auf einer interaktiven Karte beschrieben und können online gebucht werden.
Wann wurde Dialogue en Route lanciert?
Bereits 2014 wurde mit der Projektplanung begonnen. Im Sommer 2017 konnte die erste Etappe des Projekts mit knapp 30 Angeboten in der Ostschweiz und im Kanton Zürich planmässig eröffnet werden. Im Sommer 2018 erfolgte der zweite Teil mit Angeboten in der Nordwestschweiz, der Zentralschweiz und dem Tessin. Die dritte Etappe in den Kantonen Bern und Solothurn sowie der Westschweiz wird dieses Jahr eröffnet. Danach laufen die Angebote schweiz-weit während mindestens weiterer vier Jahre.
Wer ist die Trägerschaft?
Das Projekt wird zum grossen Teil von Bund, Kantonen sowie von privaten Stiftungen getragen. In kleinerem Rahmen sind Religionsgemeinschaften in die Finanzierung einbezogen. Das Patro- nat trägt die Unesco-Kommission Schweiz. Als ideelle Träger konnten die Schweizer Bischofskonferenz SBK, der Schweizerische Evangelische Kirchenbund SEK, der Schweizerische Israelitische Gemeindebund SIG und die Föderation Islamischer Organisationen in der Schweiz FIDS gewonnen werden.
Findet das Projekt Anklang?
Im ersten Jahr besuchten 1100 Personen Veranstaltungen, darunter 50 Schulklassen. Bei den Konfessionsklassen ist Dialogue en Route jedoch noch wenig bekannt. Aus Sicht von Iras Cotis wäre das Kennenlernen der pluralen Religionslandschaft eigentlich ein Muss für den Konfirmations- und Firmunterricht. Die eigene Religiosität oder auch Nichtreligiosität wird einem viel bewusster durch die Erfahrung, wie andere ihre Religion leben.
Welche Veranstaltung fand besonders grossen Zulauf?
Aktuell ist die Veranstaltung «Nirvana Challenge» im Museum Rietberg praktisch ausgebucht. Das Angebot wurde eigens mit der Kunstvermittlung des Museums und vier Guides mit hinduistischem, christlichem, muslimischem und nichtreligiösem Hintergrund für die Ausstellung «Nächster Halt Nirvana» konzipiert. Da unser Werbebudget sehr klein ist, sind die Projekte auf die Bekanntmachung durch die Projektpartner angewiesen. Das Museum Rietberg hat als städtische Institution natürlich eine wesentlich grössere Reichweite als z. B. eine kleine Tempelgemeinschaft.
Für wen eignet sich Dialogue en Route?
Die Angebote eignen sich für alle, die sich für die religiöse und kulturelle Vielfalt in der Schweiz interessieren. Speziell zugeschnitten sind sie aber auf Gruppen und Schulklassen. Auf Wunsch werden eigens Programme wie Wochenenden, Velotouren oder Weiterbildungsreisen zusammengestellt. Solche Begegnungen bieten wichtige Gelegenheiten, seine Religionskompetenz mit einem kritischen Blick auch auf eigene Welt- und Glaubensvorstellungen zu stärken.
Interview: Brigitte Burri