Zu dem ersten Heft der «neuen SKZ» möchte ich von Herzen gratulieren! Sie bietet eine gelungene und vielfältige Mischung von Beiträgen, die wegen ihrer Kürze und zugleich in der inhaltlichen Aussagekraft lesbar und lesenswert sind. Wissenschaftlicher Hintergrund und konkrete Glaubensbotschaft scheinen mir glücklich miteinander kombiniert. Auf drei Artikel ist mein Augenmerk besonders gefallen:
Robert Vorholt zeichnet sehr schön nach, wie das «Fürchte dich/euch nicht» vonseiten der
Engel die lukanische Kindheitserzählung durchzieht. Dass «dem Phänomen des Engels an sich ... nur wenig Aufmerksamkeit» gewidmet werde, stimmt natürlich quantitativ gesehen; man könnte aber vielleicht noch mitberücksichtigen, dass Maria – im Unterschied zu Zacharias und zu den Hirten von Bethlehem – nicht über den Engel, sondern nur über die Anrede erschrickt: Liegt hier nicht ein feiner Unterschied vor? Schön und bedenkenswert ist, welchen Stellenwert der Verfasser der chronologischen Fixierung der Geburt Jesu zumisst: «Gerade so markiert sie die Äonenwende und die Verheissung an die Menschen, das Leben furchtlos leben zu können.» Ja, dem kann ich von Herzen beipflichten: Nur das wirklich passierte Heil, nicht die blosse Idee vom Heil kann uns von Furcht befreien.
Geistlich reich ist dann der Beitrag von Jochen Arnold über die «Ars moriendi» anhand einer Bach-Kantate. Seine Ausführungen sind ein Gewinn sowohl für musikalisch Gebildete als auch für jene, die ohne nähere Kenntnis mancher Fachausdrücke nur an der Glaubensbotschaft interessiert sind. Überzeugend wird vermittelt, dass Bachs Musik «zu einem spirituellen Ereignis» wird, und man will am liebsten gleich in die Musik hineinhören.
Kernig und griffig ist dann, wie Manfred Hauke den Zusammenhang von Gottes Heiligkeit und Gottesfurcht erklärt: biblisch fundiert und anhand von Thomas von Aquin ausbalanciert und differenziert. Die Unterscheidungen in der zweiten Hälfte musste ich freilich zweimal lesen, aber sie vermitteln mir dann gute Orientierung. Berührt hat mich, dass «auch in der himmlischen Freude» eine «kindliche Furcht» bestehen bleibt, und mir kam die Frage: Könnte man so nicht die häufig bei der Messfeier zur Präfation gehörte Formulierung «erbeben die Gewalten» besser verstehen lernen? Darin wäre vielleicht auch ein Bogen zum Anfang dieses Kurzartikels gegeben.
Die Redaktion ruft eingangs zu einem «Königsweg der Wahrheitssuche» auf; ich muss sagen: Es ist höchst geschickt, wie hier das alte (und nicht einhellig positiv assoziierte) Wort «Apologie» mit dem ansprechenden Anliegen eines offenen Dialogs verbunden wird. Ich kann nur wünschen, dass viele von dieser Möglichkeit Gebrauch machen.
Johannes Nebel FSO,
FSO Bregenz