Ein besonderer Namenstag zur Weihnachtszeit

Am 3. Januar steht der nichtgebotene Gedenktag «Heiligster Name Jesu» im liturgischen Kalender. Die Verehrung des Namens Jesu ist gerade im Hinblick auf den den christlich-jüdischen Dialog bedenkenswert.

In früheren Zeiten gaben die Eltern ihren Kindern zumeist den Namen des Tagesheiligen ihres Geburtstages. So erstaunt es nicht, dass die Kirche seit langer Zeit gerade in der Weihnachtszeit des Namens Jesu gedenkt, der so viel bedeutet wie «Gott rettet».

Von der Verehrung zum Fest

Ursprünglich gedachte die Kirche am Oktavtag des Weihnachtsfestes, dem 1. Januar, auch der Namensgebung Jesu. Hintergrund hierfür war die Lesung des an diesem Tag vorgesehenen Evangeliums, wonach das Kind am achten Tag nach seiner Geburt beschnitten wurde und den Namen Jesus erhielt (vgl. Lk 2,21). Allerdings kannte die Kirche während der ersten 1500 Jahre ihrer Geschichte noch kein eigenständiges Namen- Jesu-Fest. Erst durch die Festigung der Namen- Jesu-Verehrung in der franziskanischen Ordens- familie, insbesondere durch die Impulse des Ordensvaters Franziskus und die weiterführenden Reflexionen des heiligen Bernhardin von Siena, trat die Namen-Jesu-Verehrung immer stärker in den Gesichtskreis der Gesamtkirche. Vor diesem Hintergrund gestattete Papst Klemens VII. im Jahr 1530 erstmals dem Franziskanerorden die Feier eines eigenständigen Festes zu Ehren des Heiligsten Namens Jesu.

Es vergingen noch fast 200 Jahre, bis Papst Innozenz XIII. dieses Fest für die Universalkirche vorschrieb. Dies geschah aufgrund mehrfacher Bitte des tiefgläubigen Heilig-Römischen Kaisers Karls VI. im Jahr 1721. Dieser Monarch wurde in religiösen Dingen vornehmlich von Jesuiten unterwiesen. Da erstaunt es nicht, dass der zukünftige Kaiser schon recht früh von der Namen- Jesu-Frömmigkeit und der damit zusammen- hängenden Verehrung des Jesusmonogramms IHS gehört hatte, war dieses Zeichen doch inzwischen zum «Logo» der Gesellschaft Jesu geworden.

Die Motivlage zur Einführung des Festes wird in einem Liturgie- und Brauchtumshandbuch aus dem Jahr 1846 so beschrieben: «Jeder Christ möge an diesem Tage sich erinnern, dass er in Jesus einen Heiland und Erretter hat, und möge sein Vertrauen auf ihn neu befestigen. Übrigens lasset uns auch zu anderer Zeit recht oft des Namens Jesu gedenken und denselben fromm aussprechen, wie uns z. B. in dem schönen alten Gruss: ‹Gelobt sei Jesus Christus› Gelegenheit gegeben ist; wir werden dann gewiss zum Guten Ermunterung, vor der Sünde Scheu, in der Traurigkeit Trost, in der Zaghaftigkeit Kraft, in der Ängstlichkeit Beruhigung in uns finden.» Sehr eindringlich wird hier die Wirkung der Namen- Jesu-Verehrung auf unser Seelenleben beschrieben.

Wertschätzung der jüdischen Identität Jesu

Das Fest wurde im Kalender als Fest «zweiter Klasse, Farbe weiss» auf den Sonntag gelegt, der zwischen dem 1. und 6. Januar liegt. Liegt kein Sonntag in diese Zeit, fällt das Fest auf den 2. Januar. Im Zuge der Liturgiereform wurde das eigenständige Fest im Jahr 1969 gestrichen. Zur Begründung wurde darauf hingewiesen, dass dieses Motiv auch in der Messe des Neujahrstages, der seit der Kalenderreform «Hochfest der Gottesmutter Maria» heisst, wegen des bereits erwähnten Tagesevangeliums mitbedacht sei.

Gerade vor dem Hintergrund des jüdisch-christlichen Dialogs wurde diese Feststreichung mitunter sehr kritisch gesehen: Den Namen Jesu zu feiern, sollte für Christen von höchster Bedeutung sein. Neben dem Fest der Beschneidung ist die Namensverehrung Jesu die höchste Wertschätzung von Jesu jüdischer Identität, denn genau genommen wird auf den heiligen Gottesnamen Israels, der unaussprechbar ist, implizit hingewiesen: Jesus heisst nämlich wörtlich übersetzt: «JHWH rettet».
Wir verdanken es Papst Johannes Paul II., dass dieses Fest im Jahr 2002 wieder in den römischen Generalkalender aufgenommen wurde, allerdings nur im Rang eines nichtgebotenen Gedenktages. Gerade dieser Papst war ein grosser Verehrer des Heiligsten Namens Jesu. Aus seinen privaten Aufzeichnungen, die er sich während seiner Exerzitien gemacht hat, können wir ersehen, dass das Beten der Namen-Jesu- Litanei zu seinem ständigen geistlichen Repertoire gehörte. Vor diesem Hintergrund können wir die Revision der Streichung gut einordnen. Das Fest wurde auf den 3. Januar gelegt. Es ist zu hoffen, dass immer mehr Priester im Wissen um unsere jüdischen Wurzeln das Fest des Namens Jesu in den Messen dieses Tages bewusst feiern.

Markus Büning

 

Buchtipp
«Jesu Name sei gepriesen!», Zugänge zum Geheimnis des heiligsten Namens Jesu. Von Markus Büning. Kisslegg-Immenried 2017, ISBN 978-3717112846, CHF 10.00, www.fe-medien.de


Markus Büning

Dr. iur. Markus Büning (Jg. 1966) studierte Theologie und Philosophie in Münster und München sowie Rechtswissenschaften in Konstanz und Münster. Als Autor richtet sich sein Augenmerk auf die Bedeutung des Lebens der Heiligen für die Wahrheit der katholischen Glaubenslehre.
Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.