Junge Menschen weiten den Umfang ihrer «Welt» stetig aus. Es ist der erforderliche Prozess der Entdeckung, Aneignung und Mitgestaltung der eigenen Umwelt. Diese Ausweitung führt über die Pfarreigrenzen hinaus; ins Überregionale bis zur globalen Welt. Die Glaubensentwicklung geht diesen Weg mit, dazu sind entsprechende Erfahrungen unabdingbar. Die «Jugendkollekte» der Deutschschweizer Ordinarienkonferenz (DOK) unterstützt seit 1998 die Jugendarbeit in der röm.-kath. Kirche der Deutschschweiz.
Überregional denken und handeln
Die Jugendkollekte unterstützt Projekte und Initiativen mit einem «deutschschweizerischen oder wenigstens überregionalen Bezug»1. Der Auszug aus den Richtlinien zeigt den Ansatzpunkt der Förderung. Es ist der Übertritt von der Heimat in das Überregionale, Deutschschweizerische ... Dabei sind spezifische Interessen, neue Menschen kennenlernen, Austausch zwischen Gleichgesinnten, Grossgruppen, Einmaligkeit usw. Gründe, die eine Umsetzung auf überre- gionaler oder deutschschweizerischer Ebene erfordern. Viele Projekte benötigen deshalb nebst der Finanzierung aus Kirchensteuern einen zusätzlichen Zustupf, um realisiert werden zu können.
Die Jugendkollekte hat eine geistige und materielle Dimension: «Feier und Vertiefung des katholischen Glaubens, Vermittlung der christlichen Botschaft und christlicher Werte, Förderung von Gemeinschaft und sozialer Kompetenz, Projekte für benachteiligte Jugendliche»2. Der Zweck der Jugendkollekte bezieht sich auf die biografische Dimension: Familie, Freunde, Pfarrei, Seelsorgeeinheit bzw. Pastoralraum. Die Jugendkollekte will diese geistige und materielle Dimension auch in den «Welten» verwirklichen helfen, die ausserhalb der Heimat liegen.
Ohne Kirchensteuergelder
Die OKJV (Ordinarienkonferenz – Jugendvereinigungen) besteht, nebst den etablierten katholischen Jugendverbänden und der professionellen kirchlichen Jugendarbeit, aus katholischen Bewegungen und Initiativen. Diese existieren aus- serhalb der Kirchensteuerstruktur und sind daher umso mehr auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Das Engagement junger Leiterinnen und Leiter in den Bewegungen soll durch Leiterkurse unterstützt werden. Grosse organisatorische Leistungen wie der Nationale Weltjugendtag oder das vielfältige Programm des Adoray- Festivals werden durch Initiativen von jungen Erwachsenen vollbracht.
Innovation und Einmaligkeit
Die Vergabekriterien wollen innovative, interessensorientierte und zeitgemässe Ideen, welche die Lebendigkeit des Glaubens unterstützen, fördern.3 Viele Projekte, die durch die Jugendkollekte mitfinanziert wurden, haben wichtige Impulse in die Pfarreien gebracht. Viele Vorhaben entstehen aber auch aus den Pfarreien, und die Jugendkollekte unterstützt dieses Feuer, damit es sich ausbreiten und anderen zum Gefallen werden kann.
Das bereits seit 40 Jahren existierende Ranfttreffen bildet dabei die Ausnahme. Vor 1998 wurde dafür ein jährlicher Kollektenaufruf gemacht, seit 1998 stellt die Jugendkollekte die Finanzierung sicher, wobei die Beitragshöhe sank.
Situation und Ausblick
Die eingehenden Gesuche übersteigen die Möglichkeiten der Jugendkollekte und stellen die Verwaltungskommission vor die Herausforderung, die Jugendkollekte der Situation entsprechend weiterzuentwickeln. Dazu sind wir in Abklärung, ob www.jugendkollekte.ch eine Art Crowdfunding-Plattform werden soll. Wichtig erscheint uns dabei, die Projekte und Vorhaben besser aufzeigen zu können sowie die jungen Teams bei der Suche nach finanziellen Mitteln zu unterstützen und zu befähigen.
Die Trägerschaft der Jugendkollekte sind die lokalen Pfarreien. Durch ihre Kollekte tragen sie die Glaubensentwicklung Jugendlicher über die Pfarreigrenzen hinaus mit. Diese finanzielle Unterstützung ermöglicht Projekten und Vorhaben die erforderliche Freiheit zur Umsetzung, auf die sie vermehrt angewiesen sind.
Viktor Diethelm
