Dichtung und Glaubensrede

Am Beispiel des Gerald Manley Hopkins SJ

Theologie als Universitäts-Disziplin ist wissenschaftlich abgestützte Glaubensrede. Aber sie ist nicht die einzig mögliche Ausdrucksweise des Glaubens.

Malerei, Musik und Dichtung als Glaubensrede

Im Jahre 1970 erhielt der Maler Ferdinand Gehr (1896–1996) von der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg i. Ü. das Ehrendoktorat in Theologie.1 Die Anregung dazu gab der damalige Dekan Alois Müller (1924–1991), der in Gehr schon immer einen Künder des Glaubens sah, aber mit den Mitteln des Malers – Form und Farbe – und nicht nur wegen der vermittelten Inhalte. 1994 erschien eine gründliche Studie darüber, dass das Vokalwerk Johann Sebastian Bachs insgesamt eine "Musik- Sprache des Glaubens" ist.2 Auch hier wird dem Künstler die Kompetenz zur Glaubensaussage nicht allein vom Text her zugebilligt (Messen, Passionen, Kantaten usw.), sondern als "Gotteserfahrung in der Musik" gedeutet (so der Titel des Kapitels V des Buches), Bachs geistliche Musik wird "zur Sprache und zum Spiel des Glaubens" (Kap. III). Die Theologie befasst sich dann mit dem in Musik gesetzten Glauben (Kap. I) und erlaubt eine "theologisch-geistliche Auslegung" (Kap. IV).

Der nachfolgende Beitrag möchte zeigen, dass auch Dichtung als solche (unter bestimmten Umständen) Glaubensrede sein kann, nicht nur weil sie religiöse (kirchliche) Themen vorträgt, sondern auch in ihrer Form mit Sprache, Rhythmus, Metrum usw. Als Beispiel sei ein lange Zeit verkannter, ja unbekannter Dichter der englischen Literatur genannt, Gerard Manley Hopkins (1844–1889). Er war zunächst Anglikaner, dann mit 22 Jahren Katholik, bald folgte der Eintritt in den Jesuitenorden. Die erste Sammlung seiner Gedichte erschien 1918, die zweite Auflage 1930; sie machten ihn berühmt und zum Vorbild vieler Dichter. Der gedankenschwere und formvollendete Dichter kommt zu Ansehen auch im Ausland, neuerdings auch dadurch, dass Papst Franziskus ihn zu den Persönlichkeiten zählt, die ihn am meisten geprägt haben.3 Es soll gezeigt werden, dass Hopkins – trotz (oder wegen?) aller "Dunkelheit und Absonderlichkeit" (obscurity, oddity)4 – höchst bedenkenwert ist und bleibt, gerade in heutiger Zeit.

Das Gesamtwerk von Hopkins ist nach seinem Tod Schritt um Schritt herausgekommen; daraus müssen ganz wenige Beispiele genügen, um ein halbwegs angemessenes Bild dieses Dichters und Theologen zu entwerfen. Hans Urs von Balthasar hat ihm ein feinsinniges Kapitel in seiner theologischen Ästhetik "Herrlichkeit" gewidmet. Er schrieb mir am 20. Juli 1971: "Hopkins ist für mich schon wieder weit weg; die fragilste Gestalt in meiner ‹Galerie›."

Wahrhaft, du bist ein verborgener Gott (Jesaia 45,15)

Dieser Satz aus dem Alten Testament steht als Untertitel unter einem Gedicht mit dem lateinischen Titel "Nondum", das Hopkins im Alter von 22 Jahren verfasste, einige Monate, bevor er beim späteren Kardinal John Henry Newman das Bekenntnis zum katholischen Glauben ablegte. Es gehört zu den 27 erhalten gebliebenen Gedichten bis zum Jahr 1875, denn beim Eintritt in den Jesuitenorden 1868 verbrannte er alle bei ihm noch vorhandenen früheren Gedichte und auferlegte sich freiwillig ein Schweigen, das er erst auf den Wink eines Oberen nach sieben Jahren mit einer gewaltigen Neu-Ouvertüre abbrach.5 Der Titel bezieht sich auf Matthäus 16,9: "Begreift ihr noch nicht?" ("Nondum intellegitis?") Es ist ein Vorwurf an die Jünger, dass sie "immer noch nicht" begreifen, was der Herr meint.6 Es könne aber auch gemeint sein, dass die Zeit "noch nicht" gekommen ist, alles zu offenbaren.7 Der Untertitel gibt den Ton an, was dann in neun Strophen zu sechs Zeilen entwickelt wird: Gott ist verborgen: Wir können ihn loben, keine Antwort kommt zurück; wir können ihn um Verzeihung bitten, doch wir prallen auf Schweigen. Die Schöpfung ist leer, und wir statten in unserer Verzweiflung den Schöpfer "mit Attributen" aus, "die uns angemessen dünken" – doch "ungebrochen brütet noch das Schweigen", "schwärzeste Nacht macht die Seele schwindeln in blinder Betäubung". Aber nicht nur persönliche Not treibt den Dichter, auch die Beobachtung, wie Gott angesichts des Streites in der Welt über des "Glaubens viele Unterschiede" (its many creeds – wegen der vielen Credos, Glaubensbekenntnisse) schweigt, wo "Heere sich begegnen mit entrollten Fahnen". Die Not ist so gross, dass der Dichter nicht wagt, Gott um Befreiung daraus zu bitten, höchstens um Trost, "wenn schon im Finstern, so doch nicht in Furcht" will er in Geduld ausharren; er verspricht: "Dich zu schauen, wie Du bist, will ich warten, bis ewiger Morgen tagt."8

Ob hier nur persönliche Not und/oder Welt- Not vorliegt, das Gemeimnis des verborgenen Gottes hat nie aufgehört, den Gläubigen (und auch den Nicht-Gläubigen) aufzuscheuchen. Auch Blaise Pascal (1623–1662) hat nie aufgehört, sich damit in den "Pensées" auseinanderzusetzen. Hopkins ist ihm leider nie begegnet. Dass dem Menschen auf viele Warum?-Fragen keine Antwort zuteil wird, ist eine Erfahrung, der sich niemand entziehen kann. Dass sie in diese dichterische Form von einem 22-jährigen Studenten gegossen wird, ist erstaunlich; das Gedicht wird seltsamerweise in vielen Sammlungen ausgelassen, offenbar, weil es noch nicht die ausgefallenen Sprachformen zeigt, die er sich später wohlüberlegt aneignet; es ist weder "dunkel" noch "absonderlich", wohl aber ergreifend.

Schöpfungsherrlichkeit – und was der Mensch daraus gemacht hat

Wer im Tagebuch und in den Notizbüchern liest, ist überrascht von der hochsensiblen Empfänglichkeit des Dichters für alles Sichtbare: "Nichts von allem, was meine Augen sehen, die über die Welt wandern, ist für den Geist so Milch und für die Dichtung so Inspiration wie ein Baum, dessen Äste sich in den Himmel spreiten, zum Beispiel die Äste der Esche."9 Hopkins hat Wolken, Blumen, Gräser, Büsche, Bäume, Bäche und Seen ganz genau erfasst und mit Sorgfalt beschrieben und oft gezeichnet. Am 18. Mai 1868 schreibt er: "Ich glaube nicht, dass ich jemals etwas Schöneres sah als die Glockenhyazinthe, die ich eben angeschaut habe."10 Hier schon finden sich zwei Grundbegriffe von Hopkins, die seine ganze Dichtung und Theologie prägen: "Ingestalt" und "Inkraft" (inscape, instress): Jeder Gegenstand der Schöpfung, in Natur und Mensch, enthüllt bei aufmerksamem Blick seine innerste prägende Gestalt und gibt die Kraft preis, die diese Gestalt hervortreibt. Hopkins ist dieser grundlegenden Begegnung mit der ganzen Schöpfungswirklichkeit mit allen Sinnen ausgeliefert, er braucht die Zucht der Sprache, um ihr nicht zu verfallen. "Geladen ist die Welt mit Gottes Herrlichkeit (…). Köstlichste Frische lebt tiefinnerst allen Dingen (…) brütend hegt der Heilige Geist die hingebeugte / Welt mit warmer Brust und mit ah! lichten Schwingen." Aber "sterbliche Schönheit [ist] gefährlich" heisst es, sie "bringt zum Tanzen das Blut", was für die sinnliche Erregung steht. "Was also tun? wie der Schönheit begegnen? Bloss begegne ihr, eigne dir, daheim im Herzen, Himmels süsseste Gabe; dann lasse, verlasse dies. Ja, wünsch auch dem, wünsch allem, Gottes bessere Schönheit, Gnade."11 Die Doppelsinnigkeit sterblicher Schönheit wird auch in diesem letzten beschwörenden Wort deutlich: "grace" bedeutet nicht nur "Gnade", sondern auch "Anmut, Liebreiz, Schönheit, Huld"; gewiss meint Hopkins aber hier, dass die sinnliche Schönheit nicht verleugnet, wohl aber in der Gnade Gottes aufgehoben werden soll. Die Schönheit ist auch berückend, weil sie nicht einförmig, sondern bunt, "gesprenkelt, zweifarbig, hingetüpfelt, gestückt und in Flicken" ist, "verquer, ureigen, selten, wunderlich" – nur Gottes Schönheit ist wandellos, darum gebührt "Preis ihm".12

Hopkins verschliesst aber die Augen nicht vor der Weltwirklichkeit: Die Schöpfungsherrlichkeit ist stets in Gefahr, verraten zu werden. Am 8. April 1873 vermerkt er in seinem Tagebuch: "Der Eschenbaum in der Ecke des Gartens wurde gefälllt; [als ich] sah, wie er verstümmelt wurde, kam mir (…) ein tiefer Stich und ich wünschte mir zu sterben und nicht mehr die Ingestalten der Welt zerstört werden zu sehen".13 Als eine ganze Reihe von Pappeln gefällt wurde, schrieb er ein Gedicht darüber und vermerkte den Anlass im Untertitel ("gefällt 1879"): "Die nach uns kommen, können nicht ahnen, welche Schönheit gewesen. / Zehn oder zwölf, nur zehn oder zwölf / Streiche der Verheerung entselbsten / das süsse besondere Bild, / Ländliche Bild, ein ländliches Bild, / Süsses besonderes ländliches Bild". Die kunstvolle Sprache des Originals, die aber ganz einfach daherkommt, erzeugt eine "melancholische Musikalität".14 In diesen Versen ist ein weiteres für Hopkins typisches Wort eingeflossen: "das Selbst", als Verbum "selbsten", es hat einen tiefen Grund, wie wir sehen werden.

Doch Hopkins ist nicht der Poet in der Studierstube, er ist Seelsorger in Arbeiterquartieren und auf dem Land und dann in Studienanstalten, zuletzt (todunglücklicher) Universitätsprofessor. Er kennt die sozialen Zustände genau und setzt sich mit ihnen auseinander. Er schreibt nicht nur realitätsnahe Gedichte über einen Soldaten, einen Hornisten (im Heer), einen Mann am Pflug, "auf die Arbeitslosen" (wie es in einem Untertitel heisst), auf einen Hufschmied – nein, "es ist schrecklich, so etwas zu äussern, aber in gewisser Hinsicht bin ich Kommunist", schreibt er seinem Freund Bridges am 2. August 1871.15 Und er begründet es so: "Ihre Ideale stehen mit Ausnahme einiger Punkte höher als die der verweltlichten Staatsmänner (…). Und übrigens sind sie gerecht (…). England ist unermesslich reich geworden, aber dieser Reichtum ist nicht bis in die Arbeiterklasse gedrungen; ich möchte sogar annehmen, dass er ihre Lebensbedingungen noch verschlechtert hat."

Eine Gay-Ikone?

Dem aufmerksamen Leser der Gedichte kann nicht entgehen, dass Hopkins ein "Faible" für schöne junge Menschen hatte. Im Zusammenhang mit einem Studenten "mit einem auffallenden (allerdings nicht hübschen) Gesicht" bekennt er: "Eigentlich habe ich immer irgendjemanden, der mich besonders fasziniert" (an Bridges, 24. September 1866). Und noch deutlicher: "Ich glaube nicht, dass irgendjemand Schönheit des Leibes mehr bewundern kann als ich, und es ist natürlich ein Trost, Schönheit in einem Freund sehen zu können oder einen Freund in Schönheit. Doch ist diese Art der Schönheit gefährlich" (ebenfalls an Bridges, 22. Oktober 1879)16 – wie er dann 1885 im oben erwähnten Gedicht "Wozu dient sterbliche Schönheit?" wiederholen wird.

Dazu kommt, dass im Laufe der Jahrzehnte viele autobiografische Texte von Hopkins zum Vorschein kamen, die zeigten, dass er von früh an "einen inneren Kampf, einen lebhhaften Streit zwischen Leib und Seele" ausfechten musste ("Entfernt euch, grobe sinnliche Gelüste […], mein Geist ist von ganz anderem Geblüt").17 Die vielen ausführlichen Biografien haben dann mancherlei zu Tage gefördert, was für einen sensiblen Jungen nicht besonders auffällig ist, "alte Gewohnheiten", denen er immer wieder verfällt, "unziemliche Blicke", besonders wenn man erfährt, wie es in englischen Internaten (nur dort, nur damals?) zu und her ging.18 Besonders auf die Homoerotik bei Hopkins bezogen ist eine Arbeit aus dem Jahr 2000.19 Mit anwaltschaftlichem Eifer widmet sich dem Thema ein umfängliches, reich illustriertes Werk aus Tschechien, das gleich drei Persönlichkeiten unter den gleichen Hut stellt:20 Hopkins, den in Oxford einflussreichen Privatlehrer und Literaturkritiker Walter Horatio Pater (1839–1894) und den weltberühmten Dichter Oscar Wilde (1854–1900). Mit "Uranians" (deutsch "Urninge" oder "Uranier") wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Homosexuellen bezeichnet, in Anlehnung an den griechischen Gott Uranos, der ohne Mithilfe einer Frau zum Vater der Liebesgöttin Aphrodite wurde.

Im Jahre 2009 führte die National Portrait Gallery in London, die Porträts berühmter Engländer sammelt, in der Kategorie "Gay Icons" auch Gerard Manley Hopkins auf, mit einer Foto des 19-jährigen ausgesprochen hübschen, leicht melancholischen Gerard, aufgenommen vom Fotografen George Giberne, einem Onkel Gerards. Zu diesem Anlass – aber im Zusammenhang mit einem Online-Symposium über "Trends in Contemporary American Poetry" – wurde ein Aufsatz über das (homosexuelle) Comingout in Bezug auf Angelegenheiten des Glaubens geschrieben, worin Beispiele aus der Literatur und der zeitgenössischen Praxis verschiedener christlicher Kirchen geboten wurden.21 Abgesehen von der anscheinend nicht mehr ausrottbaren missbräuchlichen Anwendung des Begriffs Ikone wäre zu fragen, ob Hopkins in diese Galerie gehört. Von der Veranlagung her gewiss, aber in heftigen Diskussionen22 wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass Hopkins ganz klar nie und auf keinerlei Weise diese Veranlagung ausgelebt hat. Er hat seine diesbezüglichen Gefühle in den Gedichten auch gar nicht "unterdrückt", sondern zart und fast naiv dargestellt und überhöht. Rührend das Gedicht "Epithalamion" ("Hochzeitslied"), das für die Hochzeit seines Bruders Everard gedacht war, aber sich in der Schilderung des Badens von Stadtbuben in einem Fluss mitten in einem Wald verliert; der hinzukommende Wanderer zieht sich züchtig zurück und nimmt sein Bad an anderer, uneinsehbarer Stelle. Das Gedicht bleibt unvollendet. Die Zucht, die sich Hopkins schon früh, dann erst recht im Jesuitenorden auferlegt, ist zutiefst begründet in seinem Gottesbezug, denn Schöpfungsherrlichkeit soll von Gott zeugen und nicht dem Menschen zum Vorwand ich-bezogener Freude dienen. Zuletzt steht dahinter das "Prinzip und Fundament" der ignatianischen Exerzitien: "Der Mensch ist geschaffen dazu hin, Gott Unseren Herrn zu loben, Ihm Ehrfurcht zu erweisen und Ihm zu dienen und mittels dessen seine Seele zu retten."23 Hopkins hat diesem "Prinzip und Fundament" eine schöne Ansprache gewidmet und sich in den eigenen Exerzitien tief damit auseinandergesetzt.24

"Ich habe dich bei deinem Namen gerufen" (Jesaia 43,1)

Seit je wird darauf hingewiesen, dass der mittelalterliche Theologe Johannes Duns Scotus (1265/66–1308) für Hopkins von grosser Bedeutung war, aber man weiss nicht genau, was ausschlaggebend dafür war. Im August 1872 weilte er auf der Insel Man in den Ferien, wo ihm ein Band der Werke von Duns Scotus in die Hände fiel, was in ihm "einen neuen Schub Begeisterung" auslöste: "Es mag zu nichts führen oder es mag ein Segen Gottes sein. Aber genau dann, wenn ich irgendein Inbild des Himmels oder Meeres aufnahm, dachte ich an Scotus."25 Alle, die sich mit dem Verhältnis der beiden befassen, meinen, Hopkins beziehe sich v. a. auf den Begriff der "haecceitas" ("Diesheit"), womit Scotus den Vorrang des konkreten Individuums, des Einzelbegriffs, vor dem allgemeinen Gattungsbegriff meint. Aber Hopkins dachte schon an Ingestalt und Inkraft, bevor er Scotus begegnete. Das erste Mal tauchen diese Begriffe in einer Notiz vom 9. Februar 1868 über den griechischen Philosophen Parmenides auf; Hopkins findet bei ihm Aequivalente für Inkraft [instress], das Pralle [the flush] und Zusammengezogene, In-sich-Gedrängte [the foredrawn] und für Ingestalt [inscape], daraus habe wohl Platon die Verehrung für Parmenides "als den grossen Vater des Realismus" gezogen.26 Durch Scotus wird diese Grundüberzeugung nur noch bestärkt, die die ganze Dichtung von Hopkins prägt.27

Die Bedeutung des Individuums und damit der persönlichen Ansprechbarkeit des Menschen ("bei seinem Namen gerufen werden") zeigt sich auch in der Art, wie Hopkins das "Selbst" des Menschen herausstellt. Im Vergleich mit "Eisvögeln" und anderen Naturbeobachtungen folgert Hopkins: "So tut jegliches sterbliche Ding ein Ding nur und das gleiche: / Teilt aus das Sein, das in einem jeden wohnt; / Selbstet – wird es selbst; ‹ich selbst› so spricht es, spricht sich vor, / Rufend: ‹Was ich tue, das bin ich, hierzu kam ich her›."28 Hier spricht ein selbstbewusster Dichter von seiner Sendung, aber auch ein Priester von seiner Mission: sich selbst hingeben, austeilen, wissen, wozu man da ist.

Der Realismus von Hopkins wird vertieft durch seine Auffassung der Inkarnation: Der unzugängliche Gott offenbart sich zunächst in der Schöpfung, sodann "im Fleisch" als Sohn. Hopkins sieht in der ganzen Schöpfung Zeichen Gottes, seine Inkraft und Ingestalt dringen durch die einzelnen Geschöpfe, die auf den Schöpfer zurückverweisen. Von daher die enthusiastische Begegnung mit allem Schönen in der Welt, von der Natur bis zum einzelnen Menschen. Aber Hopkins weiss auch, dass diese Herablassung Gottes eine eigentliche "Entleerung" ist, die in der Inkarnation zur Annahme der "Knechtsgestalt" führt, wo er sich in der Kirche nochmals den Händen der Menschen ausliefert und in der Eucharistie in der armseligen Brotgestalt sich mitteilt (Phil 2,6–11).

Die Dichtung von Hopkins und auch seine Tagebücher und Briefe drehen sich alle um den Reichtum der Schöpfung, der in Sprache gebracht wird. Die Inkraft und Ingestalt, die ihm aus der Welt und den Mitmenschen entgegentritt, setzt er um in Sprache, auch sie soll Gott möglichst adäquat wiedergeben. Er findet, das zeitgenössische Englisch habe zu viel von seinem germanischen Ursprung preisgegeben und schöpft aus dem alten angelsächsischen Wortschatz und Sprachbau. Er lernt sogar den keltischen Dialekt des Walisischen, um von dort dichterische Anregung zu erhalten; die geistliche Obrigkeit sieht darin keine sinnvolle Beschäftigung, wenn sie nicht im Hinblick auf seelsorgerliche Tätigkeit in der walisischen Bevölkerung ausgeübt wird. Seine Sorgfalt im Umgang mit der Sprache (die meiste Korrespondenz betrifft dieses Thema) ist demütiger Dienst an dieser Gabe Gottes.

Hadern mit (nicht gegen) Gott

Hopkins als vielversprechender angehender Akademiker erniedrigt sich durch den Übertritt in die gesellschaftlich minderbewertete römische Kirche und verliert fast alle Freunde, er muss überdies eine schwankende Gesundheit und eine verlockende Sinnlichkeit in Kauf nehmen und dann nach Massgabe seiner Obern manche Stellen antreten, die ihn überfordern. Aber er weiss sich von Gott so persönlich angesprochen, dass er es wagt, mit ihm zu hadern: "Ja, wahrlich, du behältst doch Recht, Herr, wenn ich rechte / mit dir; doch Herr, auch meine Klage ist gerecht"; das Gedicht steht unter einem lateinischen Motto, das u. a. besagt: "Warum geht es den Gottlosen so wohl, und es haben ihr Behagen [jene], die auf Abwegen gehn und Übles tun?" (Jer 12,1). Das Gedicht ist wenige Wochen vor dem Tod geschrieben worden und nimmt das Thema des Jugendgedichtes "Nondum" auf, das zu Beginn dieser Studie erwähnt wurde.

Sechs Sonette aus dem Jahr 1885 werden als "dunkle Sonette" (dark sonnets, auch "schreckliche Sonette" usw.) bezeichnet.29 Sie entspringen tiefster Verzweiflung. Er redet von seinen "letzten Fasern Mensch"; er möchte "aufschrein: Ich kann nicht mehr!", aber dann doch: "Ich kann, / Kann etwas, hoffen, wünschen Tages Anbruch, nicht wählen, nicht zu sein" und erinnert sich an "jene Nacht, jenes Jahr / Nun abgetaner Finsternis, da ich Elender lag im Ringen mit (mein Gott!) meinem Gott". – Er klagt: "Tröster, wo ist dein Trost?" – Er fühlt sich als Universitätsprofessor in Irland völlig fehl am Platz, "Fremdling zu scheinen, ist mein Los, mein Leben unter Fremden." Die ganze Nutzlosigkeit "lässt mich bleiben ein einsam Begann" – das Verbum "beginnen" ist in die Vergangenheit gesetzt, Hopkins bleibt kein neues Beginnen, er bleibt im unbeendeten "Begann". – Und weiter: "Und meine Klage / Ist Schreie zahllos, Schreie wie unbestellbare Briefe, abgesandt dem Liebsten, der ach! ferne wohnt." – Er bettelt um "Geduld", der ein ganzes Sonett gewidmet ist.

Was man zu seiner Zeit als "Melancholie" bezeichnete, würde heute am ehesten als endogene Depression diagnostiziert. Am 26. Juli 1883 schrieb er seinem Freund Bridges: "Ich weiss nicht, woran es liegt, ich habe keine eigentliche Krankheit, und doch bin ich immer müde, immer abgehetzt, obgleich die Arbeit nicht schwer ist; der Antrieb, irgend etwas zu tun, fehlt mir oder hat keinen Bestand."30 Am 17. Mai 1885 gesteht er sogar: "Ich glaube, dass meine Anfälle von Schwermut, obgleich sie meine Urteilskraft nicht beeinträchtigen, an Wahnsinn grenzen."31 Er kommt sich vor wie ein Entmannter: "Es tötet mich, der Verschnittene der Zeit zu sein und niemals zu zeugen",32 häufig spricht er von sich als einem Eunuchen. Allerdings: Im gleichen Brief kündet er ein paar Sonette an, die er in diesem Zustand gedichtet hat. Und überhaupt, es ist erstaunlich, wie er dank der erhaltenen Urteilskraft sich immer wieder aufschwingt zu Briefen, Notizen, Gedichten. Darin kann er auch von ganz andern Dingen reden und gelöst argumentieren.

Dichtung nur im Vorraum des Glaubens?

Am 13. August 2010 erschien in einer deutschen Zeitschrift ein Artikel über "Das Verstummen christlicher Dichter", verfasst von einem Autor, der als "Publizist, Religionslehrer und Pfarrer in der Diözese Augsburg" bezeichnet wird.33 Dieser Autor stellt fest, dass "die christliche Literatur seit Jahrzehnten in Krise steht". Gemäss Martin Mosebach fehle eben das christliche Milieu. Aber er sieht die Krise auch in den Schriftstellern selbst begründet: "Ist es demjenigen, der bewusst als Christ leben möchte, grundsätzlich überhaupt möglich, Lyrik oder Belletristik zu verfassen?" Nein, heisst die Antwort, und zur "Begründung" bringt er Beispiele: Julien Green, François Mauriac, Léon Bloy, Paul Claudel, Jean Racine, Nikolai Gogol und schliesslich Gerard Manley Hopkins. Dazu ist zu sagen, dass die meisten Angaben, die er macht, falsch sind, und was faktisch noch stimmen mag, ist meist falsch interpretiert.

Ich gehe nur auf Hopkins ein: Nach diesem Publizisten gehörte er der Oxford-Bewegung an; diese aber war als solche wirksam von 1833 bis 1845, Hopkins wurde 1844 geboren. Dass er "unter dem Einfluss von John Henry Newman" zum Katholizismus konvertierte, ist nicht schlüssig nachzuweisen; an Newman kam keiner vorbei, der sich damals um religiöse und kirchliche Fragen kümmerte. Es gab persönliche Beziehungen, die Hopkins veranlassten, sich direkt an Newman zu wenden.34 Hopkins habe sieben Jahre nach seinem Eintritt in den Jesuitenorden (1868) aufgehört zu schreiben, die einzige Ausnahme sei "die bekannte Ballade ‹Der Untergang der Deutschland›". In Wahrheit aber auferlegte sich Hopkins beim Eintritt in den Orden selber eine Schreibaskese, die durch eine Bemerkung seines Oberen bei Anlass des Schiffbruchs eines deutschen Überseeschiffs auf einer Sandbank vor der Themsemündung sieben Jahre später aufgehoben wurde; die beiläufige Bemerkung des Obern, "jemand sollte darüber ein Gedicht schreiben", kann man nicht gut "eindringliches Bitten" nennen.

Viel schlimmer als die mangelnde Sorgfalt dieses Priesters und Publizisten ist die Schlussfolgerung seiner Ausführungen: "Gerade in der christlichen Dichtung scheint sich die Volksweisheit zu bestätigen: ‹Reden ist Silber, Schweigen ist Gold›. Selbst die beste Literatur kann nur ein Vorraum zum Glauben sein. Wer die Schwelle zum Heiligen selbst überschritten hat, für den mag dieser Vorraum uninteressant sein. Dem Geheimnis Gottes kann man sich am besten im Schweigen nähern." Schade, dass der Schreiber sich nicht selbst an diesen Rat gehalten hat.

Die Gedichte von Thomas von Aquin, von Johannes vom Kreuz, von Teresa von Avila, von Theresia von Lisieux, von Silja Walter, von Dag Hammarskjöld und von Dietrich Bonhoeffer usw. sind doch nicht "im Vorraum des Glaubens" geschrieben, und wenn moderne Dichter in Romanen das ganze Sündenelend ausbreiten, so gehört dieses auch nicht in den Vorraum, sondern ist im Innersten des Raumes vorhanden. Es ist ein Jammer, dass diese Leute, die angeblich "die Schwelle zum Heiligen selbst überschritten haben" und den "Vorraum (der Dichtung)" darum für "uninteresssant" halten, soviel Achtsamkeit aus höheren Kreisen erhalten – aus angeblicher "Barmherzigkeit" für ihre nostalgische Rückwärtsgewandtheit. Gerade Gerard Manley Hopkins ist in seiner Mutlosigkeit, seiner Tapferkeit, in seinem Hingerissensein von der Schönheit der Welt, in seiner Schöpfungsbejahung und Ernstnahme der Inkarnation ein Wegweiser in eine offene Zukunft. Seine Dichtung wurde geradezu als "sakramental" bezeichnet.35

Man darf nicht übersehen, dass Hopkins zutiefst Priester und Jesuit war, und er hat seine "Welt- Sicht" (all my eyes see36) in diese Grundentscheidung eingeborgen. Sehr gut ist das dargestellt in einer amerikanischen Dissertation über "Das nackte Auge, die Vision und das Risiko im Werk des Gerald Manley Hopkins": die Verfasserin unterscheidet (und setzt in Beziehung) den Blick auf Bilder (Hopkins war ein hoch begabter Zeichner und Kunstsachverständiger), den Blick auf Menschen und von Menschen, die in seinem Werk "sehen" und "schauen" (inkl. den Gottmenschen Jesus Christus) und schliesslich den Blick auf Gott.37 Nicht weiter erwähnt werden kann die musikalische Begabung von Hopkins, die ihm sogar Kompositionen erlaubte.

 

"Scotism has Hopkins, and Thomism has Dante"38

Die Philosophie von Duns Scotus war im 19. Jahrhundert nicht gerade die kirchenoffizielle Doktrin, Aristoteles und Thomas von Aquin standen im Vordergrund. Dass Hopkins Scotus folgte, wurde ihm ordensintern zum Verhängnis; er fiel deswegen beim Examen zum Ende des dritten Jahres durch, er wurde nicht zum weiteren Theologiestudium zugelassen, sodass er am Ende des Terziats (dem letzten "Noviziatsjahr") nicht zum Professengelübde zugelassen wurde, nur zum Koadjutorgelübde, sodass er im Orden keine höheren Stellen einnehmen konnte.39 Was ordensintern ein Misserfolg war, wurde zum Ruhm und Segen für die ganze kirchliche und literarische Welt.

Hopkins in der UNO

Am 15. Oktober 2013 wurde eine iranische Delegation zu Gesprächen über die Atomfrage im UNOGebäude in Genf empfangen; aber vorher wurde ein grosses Marmorrelief am Eingang zum Versammlungssaal mit einem weissen Tuch abgedeckt, angeblich um für die Gruppenfotos einen geeigneten Hintergrund zu haben, in Wirklichkeit aber, weil auf dem Relief in Anlehnung an das Michelangelo- Fresko in der Sixtinischen Kapelle der nackte Adam dalag und seinen Finger der Schöpferhand Gottes entgegenstreckte, was man den Vertretern des Islam nicht zumuten wollte.40 Aber auch sonst konnte man im Internet lesen: "Schwer vorstellbar, dass heute ein so herausforderndes christliches Denkmal übergeben werden könnte." Es war 1938 im Auftrag der britischen Regierung dem Völkerbund von ihrem Delegierten Robert Cecil (1865–1958) geschenkt worden. Die Geschichte von der Verschleierung ging durch die ganze Weltpresse. Kein Mensch aber sprach davon, dass darauf nebst dem Bild ein Text stand, der zum grossen Teil aus einem Gedicht von Hopkins stammte. Ich bringe den ganzen Text in der Mitte, der die Figur, die in klassischer Züchtigkeit daliegt, umrandet:

"Quid est homo quod memor es eius [Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?] AD IMAGINEM DEI CREAVIT ILLUM [ZUM ABBILD GOTTES SCHUF ER IHN]." Dann folgen aus der ersten Strophe des Gedichts "Der Schiffbruch der ‹Deutschland›" ein paar Zeilen, die ich hier deutsch wiedergebe: "Du Meister über mich / Gott! Geber von Odem und Brot; / Der Welt Strand, Schwall des Meers; / Herr der Lebendigen und der Toten; (…) Abermals fühl ich deinen Finger und finde dich."41 Der Künstler Eric Gill (1882–1940) war ein tiefgläubiger Christ – und von sexuellen Obsessionen getrieben (was man erst spät nach seinem Tod erfuhr). Auf die Frage, ob Werke eines solchen Menschen öffentlich ausgestellt werden dürften, antwortete der für die Westminster Kathedrale (wo ein Kreuzweg von E. Gill hängt) zuständige Bischof George Stack, wenn ein künstlerisches Werk einmal geschaffen sei, habe es sein eigenes Leben.42 Mir scheint, in diesem Flachrelief sei auch Hopkins sehr gut vorgestellt: der Mensch, von Gottes Geist (dem "Finger der väterlichen rechten Hand"43) angerührt. Eine hervorragende Deutung, die weltweit Aufsehen erregt hat, liegt in der sprach- und literaturwisssenchaftlichen Studie vor, die ein Russe (1971 in Leningrad geboren), der an der Hebräischen Universität Jerusalem doktoriert hat und an der Universität in Haifa doziert, vorgelegt hat. Er fasst Leben und Werk von Hopkins unter dem Begriff der "zersplitterten Welt" zusammen: Glaubensüberzeugung und existentielle Not prallen aufeinander, Erfahrung Gottes und seine Abwesenheit, in einer hochdifferenzierten Sprache.44

 

 

1 Ferdinand Gehr 1896– 1996. Im Auftrag der Gehr-Stiftung hrsg. von Franz Zelger. Zürich 1998, 231 S., ill.

2 Meinrad Walter: Musik-Sprache des Glaubens. Zum geistlichen Vokalswerk Johann Sebastian Bachs. Frankfurt a. M. 1994.

3 Iso Baumer: Prägende Gestalten. Wen Papst Franziskus spontan erwähnt, in: SKZ 181 (2013), Nr. 45, 687–689.

4 Ursula Clemen / Christian Enzensberger: Von Hopkins bis Dylan Thomas. Englische Gedichte und deutsche Prosaübertragungen. Frankfurt a. M. 1961, 202 S., hier 11.

5 The Poems oft Gerard Manley Hopkins. Fourth Edition, revised and enlarged. Edited by W. H. Gardner and N. H. MacKenzie. Oxford-New York 1967–1970, 362 pp.

6 Norman H. MacKenzie: Reader’s Guide to Gerard Manley Hopkins. London 1981, 256 pp., hier 26 f.

7 Gerard Manley Hopkins: Poêmes 1862–1868 / 1876– 1889. Traduction, introduction et notes par Jean- Georges Ritz. Paris 1980, 17 f.

8 Für die Übersetzungen stützte ich mich auf: Gerard Manley Hopkins: Gedichte, Schriften, Briefe. Hrsg. von Hermann Rinn, Übersetzung von Ursula Clemen mit Friedhelm Kemp. München 1954, 744 S. [= mit Rinn bezeichnet] bzw. in der Reclam-Ausgabe: Gedichte. Englisch/Deutsch. Stuttgart 1973, 230 S. – Leider sind diese Ausgaben höchstens noch antiquarisch erhältlich. Meisterhaft die Übersetzung (in Reimen), Einführung und Erläuterung von Irene Behn. Hamburg 1948, 144 S. – Nützlich für die ausführlichen Anmerkungen ist: Gerard Manley Hopkins: Geliebtes Kind der Sprache. Übertragen und kommentiert von Dorothea Grünzweig. Hörby 2009, 299 S. – Einen Überblick über die Rezeption von Hopkins im deutschen Sprachbereich findet man bei: http://www.gerardmanleyhopkins.org/lectures_2000/germany.html

9 Gedicht "Ash-Boughs" ("Eschen-Äste") von 1883 (eigene Übersetzung). Am 26. Juli 1868, vor dem Eintritt in den Orden, beschreibt er solche Eschen, die er auf einer Wanderung im Wallis, im Rhonetal, erblickt hat. Zum Gedicht vgl. auch die Ausgabe von Ritz (wie Anm. 7), 39 f. und 62.

10 Diese Hyazinthe und die in Anm. 9 erwähnte Esche finden sich in der Anm. 8 erwähnten Ausgabe von Rinn; die Zeichnung zu inscape (und instress) auf Seite 304. – Das Gedicht "God’s Grandeur" 54 f.

11 Wozu dient sterbliche Schönheit?: Rinn (wie Anm. 8), 138 f.; Ritz (wie Anm. 7) 44 f.

12 Geschenkte Schönheit: Rinn (wie Anm. 8), 34 f.

13 Gerard Manley Hopkins: Journal. Übersetzung von Peter Waterhouse. Salzburg-Wien 1994, 169 (von mir leicht verändert).

14 Binsey Pappeln: Rinn (wie Anm. 8), 86 f.; Ritz (wie Anm. 7), 39.

15 Rinn (wie Anm. 8), 534.

16 Ebd., 533 und 550.

17 Jean-Georges Ritz: Le poète Gerard Manley Hopkins. Sa vie et son oeuvre. Paris 1963, 728 S., hier 87 f.

18 Robert Bernard Martin: Gerard Manley Hopkins. A Very Private Life. London 1991, 448 S. (hier 43 ff.); Norman White: Hopkins. A Literary Biography. Oxford 1992, 531 S., mit auführlichem Sachindex.

19 Julia F. Saville: A Queer Chivalry. The Homoerotic Asceticism of Gerard Manley Hopkins. Virginia (USA) 2000, 240 S. ("Eine schwule Ritterschaft. Die homoerotische Aszetik des Gerard Manley Hopkins" – beruhend auf den psychologischen Theorien von Jacques Lacan). Anhand dieses Buches ist viel geschrieben worden: die Urteile über dieses Thema schwanken zwischen betretenem Stillschweigen, Vereinnahmung für schwule Anliegen und Hochsteigerung in theologische Höhen.

20 Michael Matthew Kaylor: Secret Desires. The Major Uranians: Hopkins, Pater and Wilde. Brno 2006, 459 S.

21 Shara Lessley: Devotions: Coming Out on Matters of Faith, in: Southern Humanities Review, Monday, November 3, 2014.

22 Nur ein Beispiel: "The Poet & the Wreck": An Exchange. Paul Mariani and Joseph J. Freeney, S. J., reply by Mark Ford, in: The New York Review of Books, April 30, 2009 als Reaktion auf die Rezension von Mark Ford in der gleichen Zeitschrift ( January, 15, 2009, pp. 25–27) der umfangreichen Biografie von Paul Mariani: Gerard Manley Hopkins. A Life, Viking Penguin 2008, 496 pp.; darin spricht Mariani nur von "erotic urges" bei Hopkins in der jugendlichen Beicht (52); dazu eine Bemerkung vom 8. März 1884, wonach es gut sei, gegen sexuelle Versuchungen über die Reinheit des verklärten Leibes Christi zu meditieren (322).

23 Ignatius von Loyola: Die Exerzitien. Übertragen von Hans Urs von Balthasar. Luzern 1946, 20 (Nr. 23) und Neuauflagen.

24 Rinn (wie Anm. 8), 453–458 und 459–473.

25 Journal (Rinn [wie Amn. 8], 153). Der Übersetzer hat hier "Inbild", was wir im Gefolge von Clemen/Kemp "Ingestalt" nennen.

26 Ebd., 266 f.

27 Fabio Monticelli: Teologia e poesia nell’opera di Gerard Manley Hopkins, in: Annali della Facoltà di Lettere dell’Università degli Studi di Milano, vol. LVIII, fasc. III, sett.–dic. 2005, 397–414; www.ledonline.it/acme/ - Lenore Marie Fleming: The Influence of Duns Scotus on Gerard Manley Hopkins. Chicago 1954, 73 pp.

28 Rinn (wie Anm. 8), 120 f.

29 Ebd., 144–155.

30 Ebd., 575.

31 Ebd., 584.

32 Ebd., 587.

33 Georg Alois Oblinger, in: "Junge Freiheit" (Berlin) Nr. 33/10. Der Verfasser bekam 2012 von seinem Diözesanbischof das Verbot, in dieser Zeitschrift zu publizieren, was kontrovers diskutiert wurde. Die Wochenzeitung wird zwischen konservativ und rechtsextrem eingestuft. Gegen den Entscheid des Bischofs wehrte sich ein "Zusammenschluss papsttreuer Vereinigungen". Das Gewoge der Presseschlacht ist im Internet unter dem Namen der Wochenzeitung oder des Autors leicht zu verfolgen.

34 Ritz (wie Anm. 17), 58.

35 Monticelli (wie Anm. 27). Weiter: Philip A. Ballinger: The Poem as Sacrament. The Theological Aesthetic of Gerard Manley Hopkins. Louvain 2000. Ballinger unterstreicht, dass Balthasar die Dichtung für "the absolutely appropriated theological language" gehalten habe.

36 R. K. R. Thornton: All My Eyes See. The Visual World of Gerard Manley Hopkins. Sunderland 1975, 148 S., reich ill. – Es handelt sich um das Begleitbuch zu einer Wanderausstellung im Jahre 1975 (und ev. später). Ich sah 1989 eine ähnliche Ausstellung in Oxford: Gerard Manley Hopkins. An Exhibition to Commemorate the Centenary of his Death. Oxford 1989, 38 S. (nur knapper Katalog-Text, zusammen mit dem oben erwähnten Buch angeboten). – Vgl. auch Stephan Lüttich: All my eyes see. Entwurf einer christopoetischen Wahrnehmungs- und Ausdruckslehre bei Gerard Manley Hopkins. Köln 2003, 62 S.

37 Hannah Victoria Dunleavy: "The Naked Eye": Vision and Risk in the Work of Gerard Manley Hopkins. The University of York. Department of English an Related Literature, December 2009, 241 pp.

38 http://kevinjjones.blogspot.ch/2007/06/gerardmanley-hopkins-sc

39 White (wie Anm. 18), 283 ff. und 330 ff.; Ballinger (wie Anm. 34), 106, v. a. Fussnote 9.

40 Im Internet unter dem Stichwort "Eric Gill, Erschaffung des Menschen" eine Menge von Meldungen.

41 Rinn (wie Anm. 8), 30 f. – In Genf stehen neben Ps 8,4 und Gen 1,27 noch Ps 100,3 und 8,6.

42 http://news.bbc.co.uk/go/pr/fr/-/2/hi/uk_news/magazine/6979731.stm

43 Der schöne Text von Catherine Enwright "Digitus paternae dexterae" gilt für Michelangelos Gills Adam: http://www.bu.edu/av/core/journal/xxiii/Enwright.pdf

44 Dennis Sobolev: The Split World of Gerard Manley Hopkins. Washington D. C. 2011, 360 pp.

 

Iso Baumer

Iso Baumer

Dr. Iso Baumer, geboren 1929 in St. Gallen, studierte Sprach- und Literaturwissenschaft und war als Gymnasiallehrer in Bern und Lehrbeauftragter für Ostkirchenkunde an der Universität Freiburg (Schweiz) tätig. Er befasste sich früh mit Theologie und verfasste viele Publikationen zur westlichen und östlichen Kirchengeschichte (religiöse Volkskunde, Ostkirchenkunde).