Der Besuch war sehr ermutigend

Die Schweizer Bischöfe zum Ad-limina-Besuch in Rom

Unser Treffen mit dem Papst und die Gespräche in der Kurie haben uns in vielfacher Hinsicht sehr ermutigt.» Dies betonte der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Markus Büchel, zum Abschluss des fünftägigen Besuchs «ad limina apostolorum» vor den Medien in Rom. Und sein Vize in der SBK, Bischof Charles Morerod, stimmte ihm vollauf zu. Worauf bezog sich die erwähnte «Ermutigung»? Nun, auf verschiedene Felder. So würdigte der Heilige Vater in seiner Audienz für die Schweizer (elf Bischöfe und Weihbischöfe sowie die Äbte von Maria Einsiedeln und Saint-Maurice) die in der Eigenossenschaft schon lange bewährte Zusammenarbeit von Priestern und Laien.

Er forderte die Bischöfe auf, das Engagement der Laien für die Kirche zu fördern, dabei jedoch «den Unterschied zwischen dem gemeinsamen Priestertum der Gläubigen und dem Priestertum des Dienstes zu wahren». Überdies bestärkte Franziskus die Bischöfe in ihrem Einsatz für die Neu-Evangelisierung. Mit dem für ihn typischen Appell: «Geht hinaus!»

Ermutigende Worte fand der Pontifex auch für die ökumenischen Bemühungen in der Schweiz. Dieses Engagement trage ja nicht nur zur ersehnten Einheit der Kirche bei, sondern auch zur Einheit der ganzen Menschheitsfamilie. Aber Vorsicht: Die ökumenischen Bestrebungen dürften – etwa mit Blick auf die Eucharistie – nicht dazu führen, dass man «die Unterschiede auf Kosten der Wahrheit wegretuschiert». Im gleichen Sinne äusserte sich dem Vernehmen nach der «Ökumeneminister» des Papstes, der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch, gegenüber den Bischöfen aus seiner Heimat. Der Hintergrund? Gerade in der Eidgenossenschaft mit ihren vielen konfessionsübergreifenden Mischehen diskutiert man lebhaft über die «Eucharistische Gastfreundschaft» (wenn ein Nichtkatholischer die Hostie in einem katholischen Gottesdienst empfängt) oder gar die «Gemeinsame Abendmahlsfeier». Dazu gab der erfahrene Basler Weihbischof Martin Gächter während des Rom-Besuches nun Radio Vatikan ein Interview, in dem er hervorhob: «Da ist zweifellos Klärung nötig.» Interzelebration, also das gemeinsame Abendmahl von Katholiken und Protestanten, sei nicht möglich, weil noch grosse konfessionelle Unterschiede bestehen – aber «eucharistische Gastfreundschaft» durchaus. «Das ist wichtig, weil viele unserer Kinder aus Mischehen kommen. Wenn diese Kinder zur katholischen Erstkommunion gehen, hat ein Teil ihrer Eltern einen anderen Glauben. Doch in diesem Ausnahmefall können sie bei uns zur Kommunion kommen. Das ist in der Schweiz sehr verbreitet.»

Kein Wunder, dass bei der abschliessenden Pressekonferenz am 5. Dezember auch SBK-Präsident Büchel zu diesem Thema befragt wurde. Mit Hinweis auf das – zwischen den Zeilen ausgesprochene – päpstliche Nein zur Abendmahlsgemeinschaft antwortete Bischof Büchel: «Die Lehre ist ganz klar. Doch angesichts der komplexen pastoralen Situation in der Schweiz gibt es natürlich Ausnahmen, besonders um bei Mischehen jeden Schritt zur Familientrennung zu vermeiden.» Für diese Problematik fanden die Schweizer Kirchenmänner im Vatikan Verständnis. Überhaupt stellten sie eine bemerkenswerte Dialogbereitschaft fest.

Wenn sowohl Büchel wie Morerod den Ad-limina-Besuch, den ersten im gegenwärtigen Pontifikat, insgesamt als «sehr positiv» bewerteten, dann noch aus mehreren anderen Gründen. Aus den Gesprächen mit dem Papst und seinen Mitarbeitern in der Kurie, so sagten beide Bischöfe, «nahmen wir wichtige Anregungen mit». Die Spannweite der behandelten Themen war in der Tat gross: Von der Ökumene über das Verhältnis von Kirche und Staat mit den kantonalen staatskirchenrechtlichen Körperschaften bis zur eventuellen Gründung eines Bistums Zürich. (Die überraschende Nachricht vom 2. Dezember 2014, dass der Papst de facto, obschon mit gewundenen Worten, den Kommandanten der Schweizergarde, Oberst Anrig, entlässt, wollte Büchel verständlicherweise nicht öffentlich kommentieren.)

Nachdrücklich betonte die SBK-Spitze den Charakter dieser Reise als «Wallfahrt zu den Apostelgräbern» und die (gut genützte) Möglichkeit, eben hier – wie am 5. Dezember, vor dem Abschied, in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern – gemeinsam Gottesdienst zu feiern.

Und die Einladung von Papst Franziskus in die Schweiz? «Sie hat den Heiligen Vater sehr gefreut», hob Bischof Büchel hervor und erinnerte an die Audienz am 1. Dezember, als Franziskus lobte: «Euer Land hat eine lange christliche Tradition, Nächstes Jahr werdet ihr das Jubiläum der Abtei Saint-Maurice feiern. Ein Zeugnis von 1500 Jahren ununterbrochenen religiösen Lebens, ein aussergewöhnlicher Fall in ganz Europa.» Laut Büchel schätzt der Jesuit Jorge Mario Bergoglio gerade diese in den Klöstern gepflegte spirituelle Tradition sehr. Was zugunsten einer kurzen Schweiz-Tour spräche. «Gewiss, der Papst hat einen sehr dichten Terminkalender. Aber ich schliesse nicht aus, dass es zu einer Apostolischen Reise von Franzikus in unser schönes Land kommen wird.»

Bernhard Müller-Hülsebusch

Bernhard Müller-Hülsebusch

Dr. Bernhard Müller-Hülsebusch, seit vielen Jahren Korrespondent von deutschen und schweizerischen Medien in Rom und Buchautor, beschäftigt sich vor allem mit Themen rund um den Vatikan