Den Wert der Eucharistie neu entdecken – zum 51. Eucharist. Weltkongress in Cebù (Philippinen)

Alle vier Jahre findet in der katholischen Kirche ein Eucharistischer Weltkongress statt. Ende Januar 2016 kamen 15 000 Delegierte aus 75 Ländern in Cebù zusammen, gemeinsam mit 150 Bischöfen und Kardinälen und über 1000 Priestern. Die meisten Teilnehmer kamen aus den Philippinen. Mit 600 Katholiken stellte Taiwan die grösste ausländische Delegation. Asien war sehr stark vertreten, doch auch Amerika, Afrika und Europa waren präsent. Offizielle Vertreter der Schweiz waren Pfr. Stefan Kemmler und der emeritierte Weihbischof Martin Gächter, dazu kamen 25 Philippiner, die in Zürich und Solothurn wohnen. In Cebù wurden grosse Gottesdienste im Freien gefeiert, zu denen jedermann Zutritt hatte: ein Eröffnungsgottesdienst mit 300 000 Teilnehmern, ein Erstkommunionsgottesdienst mit 5000 Erstkommunikanten und 50 000 Mitfeiernden in einem Fussballstadion, ein Schlussgottesdienst mit über 1 Million Katholiken. Diese grossen Gottesdienste wurden jeweils mit einem spektakulären Feuerwerk abgeschlossen – eine Tradition aus vergangenen spanischen Kolonialzeiten! Jeden Tag kamen die 15 000 Delegierten in einer grossen Halle zu Vorträgen, zum Austausch und zu Gottesdiensten zusammen.

Die Philippiner

Überrascht wurden wir von der herzlich-fröhlichen Gastfreundschaft der Philippiner, die in Asien das einzige christliche Land bilden. Die ca. 80 Millionen philippinischen Katholiken lieben die hl. Messe sehr und feiern sie gerne. Nicht nur an den Sonntagen, sondern auch den Werktagen gibt es überall gut besuchte Eucharistiefeiern. Wegen Arbeitslosigkeit und Armut müssen viele Philippiner ihr Land verlassen. Überall, wo sie Arbeit und Niederlassung finden, besuchen sie die hl. Messen des Gastlandes! Das können wir auch in der Schweiz erfahren, wo die Philippiner nicht nur in unsere Pfarreigottesdienste kommen, sondern auch mit eigenen Beiträgen an unseren Pfarreifesten mitmachen und so ein gutes Beispiel der Integration geben. Jede hl. Messe fördert ja die Integration der Mitfeiernden. Durch die hl. Eucharistie entstehen lebendige Gemeinschaften in unserer Kirche.

Der Wert der hl. Eucharistie heute

In Vorträgen und persönlichen Zeugnissen wurden gute Anregungen gegeben, wie die hl. Eucharistie heute neu entdeckt und mehr geschätzt werden kann. Im Geheimnis der Eucharistie ist die Gegenwart Christi wichtig, seine Hingabe an Gott und für die Menschen. Christus schafft so unter uns mehr Gemeinschaft, besonders auch mit den Armen. Beeindruckt waren wir, wie in der Millionenstadt Cebù moderne Wolkenkratzer und schöne Geschäfts-, Einkaufs- und Wohnzentren unmittelbar neben Slums stehen, wo viele Arme in primitiven und schmutzigen Hütten wohnen. Da lädt die hl. Eucharistie zum geschwisterlichen Teilen und zum Ausgleich ein, da Gott alle Menschen liebt – die Armen besonders.

Die Kirche kümmert sich auf den Philippinen stark um die Armen, auch um die 250 000 Strassenkinder, die ohne Familie und Heim auf der Strasse leben und sich mit Gelegenheitsarbeiten, Betteln und Stehlen durchschlagen müssen. Eindrücklich waren die persönlichen Zeugnisse, in denen uns Laien erzählten, wie sie durch die hl. Messe zum Glauben und zum Lebenssinn fanden und so auch ihre persönlichen Probleme aushalten und meistern können. Viel Freude brachten verschiedenen Gruppen, die mit ihren Tänzen und Gesängen den Kongress auflockerten. Darunter war auch ein weltberühmter Jongleur, der jeden Tag eine hl. Messe besucht und danach mit seinen humorvollen Jonglierkünsten viele Menschen in aller Welt erheitert.

Und die Schweiz?

Die Schweizer Delegierten fragten sich, wie auch in der Schweiz die Wertschätzung der hl. Messe heute gefördert werden kann. Dieses Anliegen ist besonders dringlich bei der rasch abnehmenden Zahl der Gottesdienstbesucher, besonders auch der jungen Leute und der Familien. Da muss man sich nicht wundern, dass bei uns der Priestermangel rasant zunimmt. Geschieht da etwas in der Schweiz bis zum nächsten Eucharistischen Weltkongress in Budapest (Ungarn) im Jahre 2020?

 

Martin Gächter

Martin Gächter

Der Basler Weihbischof Martin Gächter war während 13 Jahren als Vorstandsmitglied und Präsident im CIM (Coetus Internationalis Ministrantium) tätig