«Das Evangelium wagen»

Denis Theurillat trat am 8. Februar als Weihbischof des Bistums Basel zurück. Ab Ende Juni wird er im Kloster Baldegg LU wohnen. Die SKZ sprach mit ihm über seine Erfahrungen und Hoffnungen.

Weihbischof Denis Theurillat verlässt Ende Juni nach über 20 Jahren das Ordinariat in Solothurn. (Bild: rs)

 

SKZ: In welcher Beziehung hat sich die Kirche während Ihrer Zeit als Weihbischof verändert?
Denis Theurillat: Natürlich bleibt die Kirche immer dieselbe, wo es um die Kirche des Herrn geht. Aber während meiner Zeit als Bischof merkte ich, dass es immer wichtig ist, mit den Menschen einen Weg zu gehen und sie zu einer persönlichen Beziehung mit Gott einzuladen. Gleichzeitig durfte ich spüren, dass sie sich immer enger mit Jesus Christus verbinden wollen. Auch möchten sie ihre Kenntnisse über Gott und die Heilige Schrift vertiefen. Ich habe aber auch erfahren, dass das Evangelium, die Frohe Botschaft, in diesem Zusammenhang immer wichtiger wird. Dazu passt mein Wahlspruch: «Das Evangelium wagen.» Das Evangelium muss immer als Leitstern dienen, damit wir das Wesentliche der Frohen Botschaft nicht vergessen.

Wie sehen Sie die Ergebnisse der Jugendsynode?
Ich fand es sehr positiv, dass die Jugendlichen aus den verschiedenen Kontinenten, Ländern und Kulturen bei der Synode zu Wort kommen konnten. Die Synode war wirklich ein neuer Aufbruch für die Jugend und die Jugendpastoral. Es ist wichtig, dass die Jugendlichen ehrlich und offen sein dürfen, an einer Synode, aber auch nachher, da, wo sie leben. Dass die Jugendlichen ihren Glauben oder manchmal auch Unglauben verkünden dürfen. Und dass die Jugendlichen sich respektiert fühlen.

Was erhoffen Sie für die Kirche Schweiz?
Eine sehr spannende Frage. Ich möchte gerne, dass wir alle – Bischöfe, Priester, Diakone, Theologinnen und Theologen – als Getaufte miteinander einen Weg gehen. Ich bin überzeugt, dass jeder Gläubige in der Kirche seinen Platz hat. Als ehemals Zuständiger für die Frauenfrage ist mir dabei der neue Begriff der geschwisterlichen Kirche sehr wichtig. Ich möchte, dass wir immer mehr einen gemeinsamen Weg gehen können. Als ehemaliger Jugendbischof würde ich mir wünschen, dass Kirche ihre Priorität bei den Jugendlichen setzt. Ich wünsche mir zudem für die Kirche, dass wir die Sakramente nicht vergessen. Die Eucharistie ist die Mitte des Lebens in der Pfarrei oder des Pastoralraums. Oder sprechen wir über die Taufe. Es ist wichtig, dass wir die Taufe zusammen mit den Eltern und der Familie sorgfältig vorbereiten, damit die Tauffeier nicht einfach nur ein Erlebnis ist, sondern die Familie sich durch die Taufgnade wirklich auf den Weg des Glaubens macht. Das ist eine enorme Arbeit. Ich glaube, dass die Menschen einen Durst nach Spiritualität haben. Wir Seelsorgenden sind berufen, auf diese Menschen zuzugehen, um diese Spiritualität in den Herzen der Menschen aufblühen zu lassen. Zusammengefasst möchte ich sagen: Ich wünsche mir eine Kirche, die eine horizontale Dimension lebt, weil sie eine vertikale Dimension pflegt. Je stärker wir die vertikale Dimension leben, desto mehr werden wir bei den Menschen sein.

Haben Sie schon Pläne für ihren «Ruhestand»?
Ich möchte mehr Zeit haben zum Beten, Lesen und Schreiben. Ausserdem möchte ich mehr Zeit haben, um bei den Menschen zu sein. Aber ich werde im Kloster Baldegg wohnen und in erster Linie für die Gemeinschaft da sein. Und Baldegg gehört natürlich auch zu einem Pastoralraum. Wenn die Verantwortlichen einmal in Not sein sollten, werde ich gerne dienen. Gleichzeitig bleibe ich ja Bischof bis zur Schwelle zur Ewigkeit. Ich hoffe, dass ich jetzt auch Zeit für Spaziergänge und für die Anbetung finde. An den Weltjugendtagen und bei meinen Besuchen in kontemplativen Klöstern konnte ich in die Anbetung gehen und dabei erleben, dass mir in der Anbetung viel geschenkt wird. Und ich muss mich auch auf die Ewigkeit vorbereiten! Ich stehe an der Schwelle zu einer neuen faszinierenden Etappe, auf die ich mich schon sehr freue.

Interview: Rosmarie Schärer

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